Rebellion Der Engel
Anflug von schlechtem Gewissen, wobei ich nicht wusste, ob ich lachen oder ihn trösten sollte. Er würde nicht öffentlich zu Jill stehen, solange er nicht mit mir darüber gesprochen hatte. Ich war mir nicht sicher, ob er meinen Segen wollte oder ob ich die Nachricht lediglich von ihm persönlich erfahren sollte. Seine Rücksichtnahme jedoch sprach für ihn. Auch wenn ich längst über ihn hinweg war und das gar nicht nötig gewesen wäre.
Ich war doch über ihn hinweg, oder?
In dem Versuch, es herauszufinden, beobachtete ich die beiden und versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, sie tatsächlich Händchen haltend und einander küssend zu sehen. Es würde sich merkwürdig anfühlen, immerhin waren wir eine ganze Weile zusammen gewesen, und ich würde sicher ein wenig Zeit brauchen, um mich daran zu gewöhnen, trotzdem kam ich zu dem Schluss, dass ich mich für ihn freute und nicht vor Eifersucht zerfließen würde.
Amber ließ sich zu mir zurückfallen. »Und«, meinte sie mit einem vielsagenden Lächeln, »freust du dich schon auf den Abend?«
»Wusstest du davon?«, fragte ich mit einem Nicken in Richtung Steve und Jill, ehe sie erneut anfangen konnte, mir die Vorzüge des attraktiven Priesters aufs Brot zu schmieren.
»Ich wollte es dir sagen, aber Steve hat mich gebeten, die Klappe zu halten. Er wollte selbst mit dir sprechen.«
Plötzlich begriff ich es. Im Laufe der Woche hatte er mindestens zwei Versuche unternommen und ich hatte ihn jedes Mal auf später vertröstet. Er wollte mir von Jill erzählen. Dass ich ihm dazu bisher keine Gelegenheit gegeben hatte, musste für ihn die reinste Folter sein. »Ich schätze, ich muss heute Nachmittag etwas gutmachen«, sagte ich zu mir selbst.
Amber hatte mich trotzdem gehört. »Es kann sicher nicht schaden, ihn aus seinem Gewissenskonflikt zu erlösen. Er will dir nicht wehtun.«
Auch wenn es mich nichts mehr anging, mit wem er sich verabredete, fand ich seine Rücksichtnahme wirklich süß. Ich kannte nicht viele Männer, die das tun würden, und auch wenn Steve und ich an vielen Stellen wie Feuer und Wasser gewesen waren, erinnerte mich sein Verhalten daran, warum ich einmal in ihn verliebt gewesen war.
Als wir die Kirche erreichten, blieb Lea stehen und sah sich um. »Wo müssen wir hin?«
»Vermutlich zum Pfarrhaus.« Steve deutete auf den Kiesweg, der an der Kirche vorbeiführte.
Trotz Sonnenbrille musste ich die Augen mit der Hand abschirmen, um nicht geblendet zu werden. Dann entdeckte ich die Tische und Bänke, die vor dem Pfarrhaus auf dem Rasen aufgebaut waren. Es waren noch nicht viele Gäste da, vielleicht ein Dutzend, soweit ich das aus der Ferne erkennen konnte. Kyle stand am Grill und drehte ein paarWürstchen um. Als er uns bemerkte, legte er die Grillzange zur Seite und kam uns entgegen.
»Schön, dass ihr da seid«, begrüßte er uns, wobei sein Blick ein wenig länger auf mir verweilte und ich den Eindruck hatte, dass sein Lächeln eine Spur breiter wurde. »Mir sind leider meine Helfer abgesprungen, aber ich kümmere mich sofort darum, dass ihr etwas zu trinken bekommt. Mischt euch unters Volk!«
Das »Volk« bestand aus zwei älteren Pärchen, die im Bücherwurm zur Stammkundschaft zählten, und ein paar Leuten in unserem Alter, von denen ich die meisten zwar vom Sehen kannte, aber nicht wusste, wie sie hießen. Dann entdeckte ich Marc und Jenny und ging hinüber, um die beiden zu begrüßen. Da sie letzten Sonntag nicht bei unserem gemeinsamen Essen im Pompeji dabei gewesen waren, hatte ich mir die ganze Zeit über vorgenommen, sie anzurufen – und es dann doch immer wieder vergessen.
Es war schön, die beiden zu sehen. Sie hatten mich ein paarmal im Krankenhaus besucht, weshalb der Unfall als Gesprächsthema längst abgehandelt war und ich nicht noch einmal alles zu erzählen brauchte.
»Rachel!« Marc umarmte mich zur Begrüßung und machte dann Platz für Jenny.
»Schön, dass du da bist«, sagte sie, sobald sie mich aus ihrer Umarmung entließ. »Wie geht es dir?«
Und schon wieder klingelte meine fiktive Kasse.
»Hervorragend«, gab ich mit einem Lächeln zurück. »Was ist mit deiner Grippe?«
Jenny winkte ab. »Grippe war übertrieben, es war eher eine fiese Erkältung.«
»Sie hat mal wieder zu lange in zugigen Ecken geknutscht«, fügte Marc grinsend hinzu und fuhr ihr über das kurze blonde Haar. »Wenn es dir mit dem Kerl ernst ist,solltest du ihn endlich mit nach Hause nehmen. Der nächste Winter kommt bestimmt
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