Rebellion Der Engel
Rücken gegen einen Körper gepresst, die Vorderpfoten nach oben gereckt, sodass ich nichts sehen konnte. Dann war da nur noch Schmerz und schließlich Dunkelheit.
Meine Hand zitterte so sehr vor unterdrückter Wut und Mitleid, dass ich beinahe die Sahne verschüttet hätte. Ich wischte den Rand der Schüssel ab und stellte sie Popcorn vor die Nase. »Das ist schrecklich«, flüsterte ich.
Gut, dass die Fledermaus da war.
»Fledermaus?«, echote ich.
Der Typ, der neulich auf dem Dach saß.
»Du meinst Akashiel.«
Wenn er so heißt. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte er jetzt zweifelsohne mit den Schultern gezuckt. Wir hätten ihn nicht gebraucht. Du hättest das auch tun können.
»Was? Wie hätte ich …?«
Du hast nicht einmal versucht, mich zu retten!
»Glaube mir, es gab nichts, was ich noch für dich hätte tun können.«
Wie du siehst, gab es das, erwiderte er und mit einem finsteren Blick in meine Richtung fügte er hinzu: Nächstes Mal streng dich gefälligst an. Die Fledermaus wird vielleicht nicht immer in der Nähe sein.
Er glaubte tatsächlich, dass ich ihn hätte wiedererwecken können, wie Akashiel es getan hatte. Sein Vertrauen in mich war rührend, und obwohl ich gern klargestellt hätte, dass er meine Fähigkeiten – und die eines jeden Tierarztes – in diesem Fall bei Weitem überschätzte, sagte ich nichts. Zum einen hoffte ich, dass nie wieder etwas Derartiges geschehen würde, zum anderen war ich noch viel zu aufgewühlt, sodass ich mich nicht auf eine Diskussion einlassen konnte. Nicht einmal mit meinem Kater.
16
A m Samstag nahm ich Kontakt zu Akashiel auf. Ich bedankte mich für das, was er getan hatte, doch er ging gar nicht darauf ein. Er wollte nur wissen, ob es mir gut ginge.
Anfangs war es merkwürdig, mit ihm zu sprechen, dennplötzlich war er nicht mehr einfach nur mein unsichtbarer Schutzengel, sondern auch jemand, der über Fähigkeiten verfügte, deren gesamtes Ausmaß ich nicht einmal erahnen konnte. Je länger unser Gespräch jedoch dauerte, desto deutlicher wurde mir bewusst, dass er trotz allem noch immer der Mann – das Wesen – war, mit dem ich mich gern unterhielt und dessen Nähe ich so sehr genoss. Auch wenn ich ihn nicht sehen konnte.
An diesem Morgen hatte ich viel zu tun. Bestellungen mussten vorbereitet, Abrechnungen gemacht und Gehälter gebucht werden. »Tut mir leid, dass ich unser Gespräch heute so kurz halten muss«, sagte ich.
»Das macht nichts«, erwiderte er. »Ich habe sowieso noch jede Menge Papierkram zu erledigen. Wenn etwas sein sollte …«
»… rufe ich dich«, beendete ich seinen Satz und wusste, er würde kommen, wann immer ich ihn brauchte. So wie er auch gestern Abend gekommen war.
Ich wunderte mich darüber, dass er sich so viele Gedanken um meine Sicherheit zu machen schien, und fragte mich, ob er mich entweder allein nicht für lebensfähig hielt oder aber Gefahr witterte, die ich nicht sah. Keine der beiden Varianten gefiel mir. Glücklicherweise war ich zu beschäftigt, um länger darüber nachzudenken, und bis vier Uhr hatte ich das Thema erfolgreich verdrängt.
Nachdem wir abgesperrt, die Abrechnung gemacht und aufgeräumt hatten, machten wir uns auf den Weg zur Kirche. Neben Nate und Lea, die vor dem Laden auf uns warten wollten, hatten sich auch Steve und Jill entschlossen, uns zu begleiten. Pat, der am Montag eine Prüfung schrieb, für die er noch lernen musste, machte sich aus dem Staub, sobald seine Arbeit erledigt war.
Als wir den Laden verließen, öffnete Steve die Tür undließ Jill hindurchgehen, ehe er ihr nach draußen folgte. Steve war kein unhöflicher Mensch, doch Dinge wie eine Tür aufzuhalten oder einem in den Mantel zu helfen – was angesichts der sommerlichen Temperaturen heute ohnehin nicht infrage gekommen wäre –, hob er sich für jene Momente auf, in denen er jemanden beeindrucken wollte.
Hinter meiner Sonnenbrille beobachtete ich Jill und Steve, die vor mir hergingen und lachend die Köpfe zusammensteckten, und wunderte mich darüber, dass ich nicht schon viel früher bemerkt hatte, wie heftig die beiden miteinander flirteten. War ich wirklich so sehr mit meinem eigenen Kram beschäftigt gewesen, dass mir das flirtende Pärchen vor meiner Nase nicht einmal aufgefallen war? Wie ich es auch drehte und wendete, die Antwort war immer Ja.
Als Jill nach Steves Hand griff, entzog er sie ihr und raunte ihr mit einem Blick in meine Richtung etwas zu. In seinen sonst so fröhlichen Zügen lag ein
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