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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Popcorns kleine Katzenseele gewesen, die mit Akashiels Hilfe in den Himmel aufgestiegen war. Bei dem Gedanken stieg ein dicker Kloß in meiner Kehle auf, den ich schnell herunterschluckte.
    Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, und mich im Moment auch nicht dem Anblick des Kartons gewachsen fühlte, der mich im Garten erwartete, ging ich nach oben, um zu duschen. Danach würde ich tun, was getan werden musste. Erst aber ließ ich meinen Tränen freien Lauf, die sich mit dem heißen Wasserstrahl vermischten und im Abfluss versickerten.
    Sobald ich angezogen war, kehrte ich nach unten zurück und ging durch die Hintertür in den Garten. Ich hatte erwartet, den Karton auf der Terrasse zu finden, doch da war nichts. Auch im Schuppen wurde ich nicht fündig. Ich suchte überall – ohne Erfolg.
    Als ich versuchte, Akashiel danach zu fragen, konnte ich ihn nicht erreichen. Vermutlich nahm ihn sein Auftrag so sehr in Beschlag, dass er mir nicht antworten konnte.
    Ratlos kehrte ich ins Haus zurück und ging in die Küche, um mir eine Tasse Kakao zu machen und nachzudenken. Ich holte die Milch aus dem Kühlschrank, schüttete sie in einen Topf und stellte ihn auf den Herd.
    Was hatte Akashiel mit Popcorns sterblichen Überresten gemacht und warum hatte er gesagt, dass es ihm gut ginge? Wollte er mich damit trösten, so wie es meine Onkel und Tanten bei Moms Beerdigung versucht hatten? Es gehtdeiner Mutter gut, Liebes. Sie ist jetzt an einem besseren Ort. Diese Sätze hatte ich damals so oft zu hören bekommen, dass ich sie für den Rest meines Lebens nicht mehr vergessen würde. Geglaubt hatte ich jedoch kein Wort. Mom hätte keinen Ort der Welt, an dem Dad und ich nicht waren, als besser befunden. Niemals! Die bloße Vorstellung hatte mich wütend und traurig zugleich gemacht. Erst später hatte ich begriffen, dass es nichts weiter als eine Redensart war. Etwas, das man sagte, um einen Verlust leichter verkraften zu können. Als ob ein paar Floskeln etwas an dem Schmerz ändern könnten!
    Akashiel schien mir nicht der Typ zu sein, der sich in leere Worthülsen flüchtete, um Trost zu spenden. Nachdem das Strahlen erloschen war und ich Popcorn nirgendwo gefunden hatte, konnte ich mir keinen Reim auf seine Worte machen.
    Gedankenverloren zerbrach ich eine Tafel Schokolade, gab sie zur Milch in den Topf und rührte ratlos darin herum, als ich ein lautes Klappern hörte. Ein Geräusch, das mir so vertraut war, dass ich im selben Moment herumfuhr, als Popcorn in die Küche stiefelte.
    Mit einem Schrei ließ ich den Kochlöffel fallen. Sofort war ich bei ihm, riss ihn in meine Arme und drückte ihn an mich. Die Hemmungen, die ich meinem sprechenden Kater gegenüber noch vor wenigen Tagen verspürt hatte, waren verflogen. Ich war einfach glücklich, ihn wiederzuhaben.
    »Danke, Akashiel!«, rief ich in den Raum. Ich wusste nicht, ob der Engel mich hören konnte, und es war auch nicht wichtig, denn ich würde mich sicher noch hundertmal bei ihm bedanken.
    Ich drückte Popcorn noch fester an mich, dann kam mir ein Gedanke. »O Gott, tut dir etwas weh? Hast du Schmerzen?« Erschrocken lockerte ich meinen Griff und musterteihn. Vorsichtig hob ich ihn in die Luft und betrachtete seinen Bauch. Nichts erinnerte mehr an die klaffende Wunde, die sich vor nicht einmal einer Stunde dort befunden hatte. Sein Fell war so dicht und sauber wie immer. Es gab keine kahlen Stellen und auch keine Spuren von verkrustetem Blut.
    Ich war tot, verkündete er das Offensichtliche. Um das zu vergessen, gibt es nur einen Weg.
    »Welchen?«
    Hast du noch Sahne im Kühlschrank?
    Lachend schloss ich ihn wieder in meine Arme und rieb meine Wange an seinem Kopf. »Heute bekommst du deine Sahne!« Das war das Mindeste, was er sich verdient hatte. »Und morgen besorge ich dir ein saftiges Stück frischen Thunfisch.« Sein zufriedenes Schnurren war deutlich vernehmbar, gleichzeitig ließ es meine Fingerspitzen vibrieren. Ich hielt ihn noch eine ganze Weile fest und er ließ es sich gefallen, bis er schließlich ungeduldig wurde und nach der versprochenen Sahne verlangte.
    »Kannst du dich erinnern, was passiert ist?«, fragte ich ihn, als ich die Sahne aus dem Kühlschrank holte.
    Jemand hat mich von hinten gepackt . Hatten seine ersten Worte noch zornig geklungen, so veränderte sich seine Stimme jetzt, wurde leiser und beinahe angstvoll. Auch seine Körperhaltung passte sich dem an, er stand jetzt geduckt vor mir, den Schwanz aufgebauscht. Ich wurde mit dem

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