Rebellion Der Engel
Ketchup- und Soßenflaschen zuzuwerfen und mit den Getränkeflaschen zu jonglieren. Steve peppte den Fruchtpunsch ein wenig auf, als Kyle gerade nicht zu uns herübersah. Es dauerte nicht lange, bis er uns buchstäblich aus den Händen gerissen wurde. Die Leute tranken das Zeug wie Wasser, was uns nur noch breiter grinsen ließ.
Je mehr Spaß wir hatten, desto finsterer wurde Jills Miene. Ihr rotes Haar schien in der Abendsonne in Flammenzu stehen und genauso glühend war ihr Blick. Erst da wurde mir bewusst, dass es sicher nicht ihre Vorstellung von einem schönen Nachmittag war, ihren Freund mit seiner Ex dabei zu beobachten, wie sie miteinander herumalberten – dass wir nebenbei auch arbeiteten, zählte nicht.
»Weißt du was«, meinte ich schließlich zu Steve, »ich denke, ich komme jetzt allein zurecht. Du kannst ruhig wieder zu den anderen gehen.«
»Und was ist mit der Schlepperei?«
»Wenn es was Schweres zu tragen gibt, rufe ich dich.«
Steve kniff die Augen zusammen. Vermutlich glaubte er, ich wolle ihn loswerden, und so ganz falsch lag er damit ja nicht. Er musste hier weg, wenn ich nicht weiter von Jills Blicken durchbohrt werden wollte.
»Mir macht das nichts aus«, wandte er ein.
Ich sah ihn an. »Aber Jill. Geh lieber zu ihr, bevor sie mir am Montag zur Begrüßung ein Buch an den Schädel schmeißt.«
Steve erstarrte. »Ich wollte es dir sagen, Rachel.«
»Ich weiß. Aber ich war zu dusslig, um zuzuhören. Ich war ein wenig abgelenkt, deshalb habe ich nicht bemerkt, wie wichtig dir dieses Gespräch war.« Ich schaufelte Dr. Morton einen Löffel Kartoffelsalat auf seinen Teller und legte ein paar Stücke Knoblauchbrot dazu. Sobald er zu seinem Tisch zurückging, wandte ich mich wieder Steve zu. »Es ist in Ordnung für mich.«
»Danke, Rachel. Das war mir wirklich wichtig.« Er nahm mich in den Arm und ich fürchtete schon, deshalb endgültig auf Jills Abschussliste zu landen, dann jedoch drehte er sich zu ihr herum und hielt beide Daumen nach oben, woraufhin sich Erleichterung in ihren Zügen ausbreitete.
Die Arbeit war tatsächlich auch allein zu schaffen. Die Gäste waren geduldig und warteten gern ein paar Minuten,wenn ich noch einmal in die Küche musste, um Nachschub zu holen, und ganz wie er es versprochen hatte, kümmerte sich Steve um die schweren Sachen, wann immer ich ihn darum bat.
Bald verabschiedeten sich die ersten Gäste, die meisten anderen hatten mittlerweile gegessen und brauchten nur noch Getränke. Allmählich kehrte ein wenig Ruhe ein und mir blieb Zeit, Kyle zu beobachten, wie er am Grill hantierte, auf dem nur noch drei Würstchen dampften.
Ich war auf dem Weg zu ihm, als Nate an den Grill trat. Da ich mich in seiner Gegenwart nicht über Engel unterhalten wollte, blieb ich am Ende des Beilagentisches stehen.
»Ich nehme ein Steak.« Nate sprach so leise, dass ich Mühe hatte, ihn zu verstehen. Aufmerksam beobachtete er, wie Kyle ein Stück Fleisch auf den Grill warf.
»Medium?«
»Ja, bitte.« Er hätte jetzt an den Tisch zurückkehren und dort warten können, bis das Fleisch fertig war, doch sein Blick war noch immer auf Kyle gerichtet. »Ich kann mir nicht helfen«, meinte er nach einer Weile, »aber Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.«
»Ich bin in den letzten Jahren viel herumgekommen, aber um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind.«
Nate erwiderte Kyles Blick mit einem Lächeln, dann zuckte er die Schultern. »Vielleicht irre ich mich ja auch.«
Ich hörte Kyles Antwort nicht, da in diesem Moment ein paar Leute zu mir kamen, um sich ihren Fruchtpunsch nachfüllen zu lassen. Sobald sie versorgt waren, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder den Männern am Grill zu.
»Wissen Sie«, sagte Nate gerade und klang dabei, als würde er lediglich einen Gedanken laut aussprechen, »so geht es mir manchmal mit Kollegen. Ich sehe jemanden, der frühereinmal in meiner Firma gearbeitet hat, und kann ihn einfach nicht mehr einordnen.«
»Ich bezweifle, dass wir in derselben Branche sind«, erwiderte Kyle trocken.
»Nein, wohl kaum.« Nate betrachtete Kyle, dann fragte er: »Sagen Sie, Reverend, glauben Sie eigentlich an Engel?«
Die Frage ließ mich zusammenzucken. Ich fand es eigenartig, dass Nate ausgerechnet auf Engel zu sprechen kam, aber vermutlich lag das nur daran, dass mich das Thema im Augenblick selbst beschäftigte. Bestimmt war es nicht unüblich, einem Priester diese Frage zu stellen.
»Es gehört zu meinem
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