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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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ausreichendem Maße zur Verfügung, da es ihren menschlichen Boten nicht mehr gelang, die Leute in entsprechenden Massen in die Kirchen zu locken. Andererseits waren sie angesichts der explodierenden Bevölkerungszahlen ohnehin hoffnungslos unterbesetzt, um den gesamten Markt abdecken zu können. Es war schon jetzt kaum zu schaffen, und solange der Chef nicht weitere Engel zum Schutze der Menschen abkommandierte, was er nicht tun würde, solange die Menschen nicht wieder zu glauben lernten, würde sich an der Situation nichts ändern.
    Es war ein Teufelskreis.
    Trotzdem war es Teil des Jobs, auch lebensmüden Trotteln wie diesem zu helfen. Auftrag war Auftrag. Und der Typ hier war Japhaels Auftrag – auch wenn Akashiel nicht verstand, warum sein Mentor noch immer nicht eingriff.
    Ein Schrei durchschnitt die künstlich erschaffene Stille, als der Bärtige die Hände vom Geländer riss und sprang. Sobald sein Körper in der Luft war, verstummte der Schrei. Er ruderte nicht mit den Armen und bewegte sich auch sonst nicht. Er stürzte kerzengerade nach unten, schlug auf die Wasseroberfläche auf, die aus dieser Höhe beinahe so hart wie Beton sein musste, und versank wie ein Stein.
    »Japhael!«
    »Komm mit.« Kaum hatte der Oberste die Worte ausgesprochen, war er auch schon verschwunden.
    Akashiel folgte seiner Signatur und fand sich im nächstenAtemzug am moosigen Flussufer neben der Brücke wieder. »Verflucht, hilf ihm!«
    »Das ist nicht mein Auftrag.«
    »Dann ist es jetzt eben meiner.« Zornig darüber, dass ausgerechnet sein Mentor einen Menschen einfach sterben lassen wollte – lebensmüde hin oder her –, tastete Akashiel mit seinem Geist nach dem Ertrinkenden, um ihn mit der Kraft seiner Gedanken aus dem Wasser zu ziehen.
    Japhael griff nach seinem Arm und riss ihn aus der Konzentration. »Du darfst dich nicht einmischen.«
    Der Kopf des Mannes tauchte über der Wasseroberfläche auf. Hustend und würgend schlug er mit den Armen um sich, ehe er ein weiteres Mal versank.
    »Was soll das, Japhael? Was geht hier vor?«
    »Warum bist du hier, Akashiel?«
    »Japh! Tu etwas! Oder lass es mich tun, ganz egal!« Er machte einen Schritt auf den Uferrand zu, doch Japhael hielt ihn zurück. Dabei sagte er kein Wort, sah ihn nur an und schüttelte langsam den Kopf.
    Japhaels Reaktion zeigte deutlich, dass er nicht bereit war, zu erklären, was vor sich ging. Womöglich war es ihm nicht gestattet. Es gab solche Aufträge, auch wenn Akashiel selbst noch keinen bekommen hatte. Sosehr er es verabscheute, seine Zeit mit Menschen wie diesem zu verschwenden, so schwer fiel es ihm, dessen Todeskampf mit anzusehen, ohne einzuschreiten. Er wusste, dass sein Mentor nicht zulassen würde, dass er eingriff, abgesehen davon hatte er schon vor sehr langer Zeit gelernt, darauf zu vertrauen, was Japhael tat. Auch wenn es ihm im Augenblick schwerfiel.
    Sein Blick hing noch immer an der Wasseroberfläche, wo nun Luftblasen emporstiegen, während er versuchte, seine Frage so neutral wie möglich zu formulieren. »Kannst du dir einen Grund vorstellen, warum sich Kyriel und ein mirnicht bekannter Engel für meine derzeitige Schutzperson interessieren könnten?«
    Japhael zog die Brauen zusammen, bis sie sich beinahe über seiner Nasenwurzel berührten. »Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?«
    Er wollte schon den Kopf schütteln. »Ein Autounfall«, sagte er dann stattdessen. »Ich habe gesehen, wie ihr Lebensfaden riss, zumindest dachte ich, es gesehen zu haben. Die Sanitäter konnten sie reanimieren.«
    Interesse blitzte in Japhaels hellen Augen auf. »Gerissen sagst du?«
    »Sie hätte tot sein müssen.«
    »Aber sie ist es nicht.«
    »Ich habe gespürt, wie der Faden riss.« Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass er sich nicht geirrt hatte. Und dennoch …
    Der Oberste richtete den Blick aufs Wasser. »So wie bei ihm?«
    Akashiel streckte seinen Geist aus, tastete nach dem Lebensfaden des Selbstmörders – und griff ins Leere. Der Faden war gerissen und die Seele des Mannes hatte sich von seinem Körper getrennt. Es war dasselbe Gefühl des Verlustes, das er auch bei Rachel gespürt hatte. »Ja, genau wie –«
    Plötzlich schoss der Kerl wie eine Rakete aus dem Wasser, schnellte drei Meter in die Höhe, umgeben von einem Regen aus silbern schimmernden Wassertropfen, um kurz darauf abzustürzen und wieder auf der Wasseroberfläche aufzuschlagen. Wild mit den Armen rudernd, kämpfte er dagegen an, erneut zu

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