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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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vor mir auf den Couchtisch, um es später noch einmal zu versuchen. Vielleicht hatte ich meine mentale Kraft – oder was auch immer das sein mochte – mit dem Kakao aufgebraucht und musste eine Weile warten, ehe es noch einmal funktionieren würde. Womöglich war es auch nur eine einmalige Sache gewesen.
    Amber goss Wein in die Gläser, schob mir eines über den Tisch zu und lehnte sich im Sessel zurück, den Blick auf mich gerichtet.
    Ich wusste, was sie von mir erwartete, und ich war auch bereit, ihr alles zu erzählen. Es fiel mir nur schwer, den Punkt zu finden, an dem ich beginnen sollte. Schließlich entschied ich mich für die Nacht des Unfalls, und auch wenn ich schon mehrmals versucht hatte, mit ihr über den blinden Passagier auf dem Rücksitz zu sprechen, hörte sie mir dieses Mal zu. Sie unterbrach mich kein einziges Mal, warf mir keine skeptischen Blicke zu und schien nicht einmal mehr zu atmen, so gebannt hing sie an meinen Lippen. Zum ersten Mal sprach ich über die Dinge, die ich gehört und gesehen hatte, nachdem ich außerhalb des Wagens zu mir gekommen und an der Unfallstelle umhergeirrt war, bis meine Seele – oder was immer es gewesen sein mochte – wieder in meinen Körper zurückgezogen worden war. Schritt für Schritt ging ich die Ereignisse mit ihr durch und erzählte wirklich alles. Nach dem Bericht über den Unfall,meinen sprechenden Kater und die Begegnung mit McCray im Waschraum des Pompeji hörte ich mich bald auch von dem Schwarzen Engel in meinem Garten sprechen, der sich mir als mein Schutzengel vorgestellt hatte. Zwischendurch, wenn ich ein wenig durchatmen musste, weil mir die Ereignisse selbst zu verrückt erschienen, streckte ich immer mal wieder die Hand nach dem Pfefferstreuer aus, in dem Versuch, ihn mit meinen Gedanken in Bewegung zu setzen. Es blieb bei einem Versuch. Das Ding rührte sich keinen Millimeter.
    Als ich von Popcorns Tod und seiner Wiedererweckung sprach, liefen mir die Tränen über die Wangen und auch Amber weinte und murmelte etwas über »den armen kleinen Kerl«. Ansonsten sagte sie kein Wort und rührte sich, nachdem sie sich ein Kissen gepackt und die Arme darum geschlungen hatte, nicht mehr von der Stelle.
    Nachdem ich fertig war, sah sie mich lange an. Es war kein unangenehmes Schweigen, das zwischen uns herrschte, doch je länger es andauerte, desto ungeduldiger wurde ich. Ich musste endlich hören, was sie dazu zu sagen hatte.
    »Wenn ich das mit dem Kakao vorhin nicht mit eigenen Augen gesehen hätte«, setzte sie schließlich an.
    »… würdest du die Männer mit den weißen Turnschuhen rufen«, beendete ich den Satz für sie.
    »Zumindest würde ich dir wohl dringend empfehlen, dich untersuchen zu lassen.«
    »Und nachdem du das gesehen hast, glaubst du mir den ganzen verrückten Rest?«
    Sie dachte einen Moment nach, dann nickte sie. »Ich denke schon. Es ist ziemlich starker Tobak. Sprechende Katzen, Schutzengel und Nahtoderfahrungen – das allein könnte man vielleicht auf ein Trauma schieben, ausgelöst durch den Unfall. Aber fliegenden Kakao? Den kann ich mir beimbesten Willen nicht rational erklären. Und wenn das Wirklichkeit war, warum sollte es der Rest nicht ebenfalls sein?«
    »Ich verstehe einfach nicht, warum mir das alles passiert und was es zu bedeuten hat«, seufzte ich.
    »Muss es denn einen tieferen Sinn haben?«
    Ich riss erstaunt die Augen auf. »Du denkst, das ist einfach eine Veränderung, die mein Leben genommen hat – ganz ohne jeden Grund?« Die Vorstellung erschien mir trostlos und erschreckend zugleich. Während Akashiels Gegenwart etwas Wunderbares war, das ich nicht mehr missen wollte, waren gleichzeitig so viele Dinge geschehen, die mich erschreckten – wie das Auftauchen von McCray, von dem ich immer noch nicht wusste, ob ich mich vor ihm fürchten sollte oder nicht. Und möglicherweise steckte er ja hinter dem Einbruch von heute Nacht. Immerhin hatte die Polizei keine Einbruchsspuren gefunden und ich hatte schon einmal gesehen, wie er aus dem Nichts aufgetaucht und wieder ins Selbige verschwunden war. Doch so einleuchtend diese Erklärung war, ich weigerte mich doch, sie zu glauben. Er hatte mich weder bedrängt noch in sonst einer Weise belästigt – wenn man einmal davon absah, dass er gern ungebeten aufzutauchen schien.
    Die Frage war nur: Wenn er es nicht war, wer war es dann?
    »Denkst du, dass die Männer, die dich durch den Park verfolgt haben, dieselben waren, die auch Popcorn umgebracht haben?« Sie

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