Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
Entschädigung?
    »Du willst schon wieder Sahne?« Ich hob ihn hoch, um ihm warnend in die grünen Katzenaugen zu sehen. »Du wirst noch kugelrund enden, ist dir das klar?«
    Kugelrund, aber glücklich.
    »Spricht er gerade mit dir?« Amber kam zu mir und betrachtete Popcorn eingehend. »Ich höre nur Miauen. Was hat er gesagt?«
    »In erster Linie versucht er, mir mal wieder Sahne abzuschwatzen.«
    Schließlich ließ er sich doch in die Transportbox setzen und beklagte sich kein einziges Mal, bis wir ihn in Ambers Haus wieder freiließen. Statt sich länger mit uns aufzuhalten, begab er sich sofort auf Erkundungstour.
    Amber stellte das Katzenklo im Bad auf und räumte das Futter in die Vorratskammer, während ich meine Sachen nach oben brachte, um sie im Schrank zu verstauen. Ich wargern bei Amber und heilfroh, dass sie mir Asyl gewährte, trotzdem hätte ich es vorgezogen, in meinem eigenen Haus sein zu können und meine Zeit bei Amber auf gemeinsame Nachmittage und Abende zu beschränken. Gleich morgen würde ich mich im Internet über Alarmanlagen informieren und mir eine Firma suchen, die mir ein funktionierendes System installierte. Mit ein bisschen Glück war bis Ende der Woche alles eingebaut und ich konnte nach Hause zurück – auch wenn es vermutlich trotzdem noch eine ganze Weile länger dauern würde, bis ich mich dort wieder sicher fühlen würde.
    Bis ich alles ausgepackt hatte, war es an der Zeit, mich für das Essen bei Nate fertig zu machen. Ich entschied mich für ein Paar schwarze Jeans und ein rotes Trägertop, legte ein dezentes Make-up auf und steckte mir die Haare hoch. Um kurz vor fünf stieg ich zu Amber in den Wagen. Nate und Lea wohnten am östlichen Rand von Ruby Falls, von uns aus gesehen am anderen Ende der Stadt. Da sonntags jedoch nie viel Verkehr herrschte, brauchten wir gerade einmal zehn Minuten.
    Das Haus der beiden war in den Hang eines Hügels gebaut, der sich auf dieser Seite am Ortsrand entlangzog. Amber parkte den Wagen am Straßenrand, dann stiegen wir die zehn ausgetretenen Steinstufen hinauf, die durch den steil abfallenden Vorgarten zum Haus führten. Je nachdem, aus welchem Winkel man es betrachtete, wirkte das Haus entweder in die Länge gezogen oder gedrungen. So wie es in den Hügel gebettet war, sah es aus, als würde es sich jeder Veränderung der Umgebung anpassen. Beinahe wie ein lebendiges Wesen.
    Am oberen Ende der Treppen blieb ich stehen und sah mich um, nicht wissend, was ich faszinierender fand: das Haus, das sich so natürlich an den Hang schmiegte, oderdie steile Garagenauffahrt, bei deren Anblick ich mich unwillkürlich fragte, ob eine angezogene Handbremse wirklich ausreichte, um zu verhindern, dass ein Wagen einfach rückwärts hinunterrollte.
    Mein Blick wanderte über den kurzen Vorgarten und richtete sich dann in die Ferne. Mein eigenes Zuhause mochte nahe am Meer sein und eine wunderbare Aussicht auf den Sound bieten, von hier aus jedoch hatte man einen Überblick über die Dächer von Ruby Falls bis zum Meer. Wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich im Stadtzentrum sogar den Bücherwurm sehen. Dahinter, umgeben von Reihen viktorianischer Häuser, deren helle Holzfassaden im Licht der Abendsonne rötlich schimmerten, lagen in sattem Grün der Park und der Friedhof. Der Himmel war klar und die Sicht war gut, sodass ich weit auf den Puget Sound hinausblicken konnte. Die Wellen kräuselten sich in der leichten Brise und spiegelten die warmen Rot- und Goldtöne der Sonne wider, die sich über das Blau des Wassers legten.
    »Hübsch, was?«
    Unbemerkt war Lea zu mir getreten und blickte nun mit mir aufs Meer hinaus.
    »Es ist atemberaubend«, stimmte ich zu.
    »Die Aussicht war der Grund, warum ich das Haus unbedingt haben wollte«, sagte sie, ohne den Blick vom Meer zu nehmen. »Der größte Teil des Gartens ist wegen des Hangs nicht wirklich zu gebrauchen, aber es reicht, um ein paar Stühle auf die Veranda zu stellen und aufs Meer hinauszuschauen.« Mit einem Lächeln wandte sie sich mir zu. In ihren grünen Augen lag ein goldener Schimmer, als hätte die Sonne auch dort ihr Farbenspiel hinterlassen. »Schön, dass du gekommen bist.«
    »Danke für die Einladung.«
    Leas Lächeln wurde breiter. »Du bist uns immer willkommen, Rachel. Weißt du, Nate und ich fangen erst an, uns hier einzuleben. Sicher, Seattle ist nicht aus der Welt, aber mit jeder Meile, die man sich weiter entfernt, wächst auch eine Art geistige Distanz. Besuche werden weniger,

Weitere Kostenlose Bücher