Rebellion der Verlorenen
einen Saal mit Köpfen. Goldene Köpfe mit dunklen Augen. Die Köpfe waren übereinandergestapelt wie Ziegel in einer Mauer. Ihre Münder waren halb offen, als wollten sie im nächsten Moment zu sprechen anfangen.
Oder zu schreien.
Einige Köpfe waren hohl, oder es fehlte der hintere Teil des Schädels. Chips, Droidenhirne und Schaltmodule hingen in dichten Bündeln von der Decke.
»Macht dir ein solcher Raum nicht angst?«
Der Droide drehte den Kopf zu Luke herum. »Jedi Skywalker, wir haben viele innovative Änderungen an Droiden vorgenommen, aber keine davon verleiht einem Droiden menschliche Empfindungen. Sie wissen genau wie ich, daß ein Droide mit menschlichen Emotionen vollkommen unbrauchbar wäre.«
Luke erinnerte sich daran, wie ausdrucksvoll R2 schreien und wie nervös 3PO plappern konnte, und trotzdem erschienen sie ihm in höchstem Maße brauchbar.
»Außerdem«, fuhr der Droide fort, »müssen wir alle akzeptieren, was wir sind.«
Das stimmte natürlich. Luke mußte bloß daran denken, wie sehr er mit sich gerungen hatte, ehe er die Tatsache akzeptiert hatte, daß Darth Vader sein Vater war.
Das Thema gefiel ihm nicht. Auch bei dem Gedanken, daß er sich inzwischen ziemlich weit von seinem X-Flügler entfernt hatte, war ihm nicht wohl. »Wohin führst du mich?«
»In die Montagehalle. Es ist eine große Ehre für Sie, in diese Halle geführt zu werden. Die meisten unserer Gäste dürfen da nicht hinein.«
Luke war gar nicht so sicher, ob er sich wirklich geehrt fühlen sollte. Er fühlte immer noch Brakiss' Gegenwart. Brakiss war jetzt näher und spürbar im Begriff, seine Angst unter Kontrolle zu bringen. Luke konnte nicht recht erkennen, ob diese Angst ihm oder jemand anderem galt. In der Vergangenheit hatte Brakiss nie Angst vor ihm gehabt.
»Wie weit ist die Montagehalle von hier entfernt?«
»Nicht weit, Jedi Skywalker. Aber wir müssen dazu die der Öffentlichkeit zugänglichen Bereiche verlassen. Von jetzt an dürfen Sie nichts, was Sie sehen, berühren.«
Luke nickte. Das würde ihm leichtfallen. Ihm war beinahe zumute, als würde er durch einen Droidenfriedhof gehen und die Skelettüberreste von Freunden sehen, die vor langer Zeit von ihm gegangen waren.
Der Droide machte einen Bogen um ein Hauptschott und öffnete eine kleinere Tür daneben. Luke bemerkte sie erst, als der Droide sie berührte. Sie war praktisch unsichtbar in die
Metallwand eingelassen, und dicht davor waren ein paar goldene Köpfe so aufgestapelt, daß der Türgriff hinter ihnen verborgen war.
Sie traten ein. Die Beleuchtung war hier schwächer. Es roch nach Hydraulikflüssigkeit. Die Wände waren roh und vom Boden bis zur Decke mit Regalen vollgestellt, in denen kleinere Droidenteile lagerten, alle goldfarben und daher vermutlich für Protokolldroiden bestimmt: Fingerspitzen, Fingergelenke und Chips, alle nach Typen und Nummern geordnet. Als Luke an einem Regal mit Augen vorbeikam, erwachten diese flackernd zum Leben. Plötzlich war der Gang von goldenem Licht erfüllt.
»Die sind für das neueste Protokolldroidenmodell. Diese Augen sind zugleich Bewegungsdetektoren und auf die Körperwärme von Fühlenden abgestimmt.« Trotz seiner Speicherlöschung schien der Droide sich einen gewissen Stolz bewahrt zu haben.
»Und was ist mit Lebensformen ohne Körperwärme wie Glottalphibs oder Verpinen?«
»Denen wird dieser Droide helfen, Fremde zu registrieren«, antwortete der Droide.
Luke betrachtete ein Regal mit Augen. Sie schienen ihn anzusehen. Ihre Form war nicht mehr rund, sondern oval. »Diese Augen werden hier gemacht?« fragte er.
Im Innern der Augen bewegte sich etwas, als er sprach. Bei jedem Wort flackerte ein kleiner Glühfaden. Diese Augen waren nicht nur Bewegungsdetektoren, sie waren außerdem eine Art Wanzen. Was für eine seltsame Eigenschaft und noch dazu eine, die er nicht verstand. Weshalb sollten Augen hören können? Protokolldroiden verfügten doch über ein Gehör.
»Selbstverständlich«, antwortete der Droide. »Alle Teile werden hier hergestellt.« Jetzt bemerkte er, daß Luke die Augen ansah. »Kommen Sie, Jedi Skywalker. Wir dürfen uns nicht verspäten.«
Bis zu dem Augenblick hatte Luke nicht gewußt, daß es für sie so etwas wie einen Zeitplan gab.
Da die Augen sowohl für Bewegung als auch für Geräusche empfindlich waren, konnte er nicht einfach eines davon in einer Tasche verschwinden lassen. Er würde das, was er hier gesehen hatte, also in seinem Gedächtnis
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