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Rebellion des Herzens

Rebellion des Herzens

Titel: Rebellion des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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einen Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war – bis auf diesen gelben Mackintosh-Mantel, der seinen geschmeidigen, muskulösen Körper umhüllte. Man sah den Colt an seiner Hüfte, die Silbersporen, die im Sonnenlicht glänzten, den breitrandigen, tief ins Gesicht gezogenen Hut und die Lässigkeit, mit der er zu Pferd saß. Diese Lässigkeit mochte im ersten Augenblick über seine stete Wachsamkeit hinwegtäuschen, über die Schnelligkeit, deren er fähig war, dieses unglaubliche Reaktionsvermögen, das Cassie am eigenen Leib erfahren hatte.
    Aus der Nähe jedoch waren seine Augen das erste, was einem auffiel. Man ahnte die Unbarmherzigkeit, die Gewalt, zu der dieser Mann fähig war. Alles, was er darstellte, stand in diesen Augen – Augen, schwarz wie Pech, seelenlos, gewissenlos, furchtlos. Sie waren so faszinierend, daß es eine ganze Weile dauerte, bevor man sein durch und durch männliches Gesicht wahrnahm, einen kantigen, glattrasierten Kiefer, eine scharfgeschnittene Nase und vorstehende Backenknochen. Man brauchte noch länger, um festzustellen, daß sein Gesicht auf eine rauhe Weise attraktiv wirkte. Cassie jedenfalls war diese Tatsache erst aufgefallen, als sie schon fast in der Stadt war.
    Aber das schien eine müßige Feststellung; es kam nur darauf an, was für eine Art Mann er war, und gewiß gehörte er nicht zu denen, die ihr auch nur im geringsten sympathisch gewesen wären. Sie wollte weder seine Hilfe noch sonst etwas von ihm. Die schlichte Wahrheit war, daß er sie erschreckte. Man kam einfach nicht um die Tatsache herum, daß es sein Beruf war, zu töten. Und er machte seine Sache wohl ziemlich gut.
    Sie konnte nur hoffen, daß ihre Nachbarn nicht herausfinden würden, daß der Mann, der als Engel des Todes bekannt war, sie besucht hatte. Es bestand zwar die Möglichkeit, daß sein Ruf nicht so weit nach Süden gedrungen war, aber das würde nicht viel nützen, weil man ihn nur ansehen mußte, um zu wissen, was er verkörperte, und das war genauso schlimm. Also hoffte sie, daß niemand von seinem Besuch auf der Double C erfahren würde und daß er, noch bevor dieser Tag zu Ende ging, wieder verschwunden wäre.
    Aus genau diesem Grunde wollte sie noch ein Telegramm an Lewis Pickens schicken, bevor sie die Stadt verließ. Sie würde ihm für seine Bemühungen danken – und lügen. Sie wollte ihm erzählen, daß sie keine Probleme mehr hatte und daß sein Engel der Barmherzigkeit nicht mehr benötigt wurde. Anschließend konnte sie Angel berichten, was sie getan hatte, und ihm klarmachen, daß es keinen Grund mehr für ihn gab, zu bleiben. Er würde gehen – und sie wäre wieder genau da, wo sie vor sechs Wochen gewesen war, nur daß ihr jetzt kaum noch Zeit blieb, um sich etwas Neues auszudenken.
    Der Büchsenmacher, bei dem sie ihre Waffe zurückließ, war Cassies letzte Station, bevor sie ihr Telegramm aufgeben wollte. Als sie wieder auf die Straße kam, trug sie nur noch das Gewehr, das sie für den Notfall im Kutschkasten aufbewahrte. Sie konnte mit diesem Gewehr ebenso gut umgehen wie mit ihrem Colt, aber es war ziemlich unhandlich, ganz zu schweigen von seinem Gewicht. Eigentlich hätte sie ihren zweiten Revolver holen sollen, bevor sie die Ranch verließ, aber sie war so wütend gewesen, daß sie nicht einmal daran gedacht hatte.
    Es kam jedoch überhaupt nicht in Frage, ganz ohne Waffe in der Stadt herumzulaufen. Zwar hatte sie bisher weder von den MacKauleys noch von den Catlins auch nur das geringste gesehen, nicht einmal einen ihrer treuen Arbeiter, aber schließlich hatte sie die Stadt noch nicht verlassen, und es war selten, daß sie bei ihren Besuchen nicht wenigstens einem von ihnen über den Weg lief. Dabei waren es Rafferty Slater und Sam Hadley, vor denen sie wirklich Angst hatte; diese Männer waren der Grund, warum sie nicht noch einmal ohne Waffe in der Stadt auftauchen wollte.
    Die beiden arbeiteten noch nicht allzu lange für die Catlins, und dennoch hatte sie ihre Gewalttätigkeit hier bereits in Schwierigkeiten gebracht. Sie waren ganz anders als die Leute, die Dorothy Catlin für gewöhnlich einstellte; es waren Männer, die nie lange an einem Ort blieben und nur arbeiteten, um genug Geld zu haben, damit sie am Samstagabend in der Stadt ein Höllenspektakel machen konnten. Sie würden zweifellos irgendwann mit einer Kugel im Leib enden, aber in der Zwischenzeit würden sie sich immer dafür entscheiden, auf der richtigen Seite zu stehen – und Cassie stand zufällig

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