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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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legte eine Pause ein und Charlotte kapitulierte. »Wenn was?«
    »Wenn da nicht diese Piraten gewesen wären.« Er setzte sich gerade hin und sein Blick wurde bedrohlich finster. »Sie haben uns nachts aufgelauert und das Schiff gerammt. Erst zwangen sie mich, ihnen beim Löschen der Ladung zu helfen, dann haben sie mich mitgenommen. Ich war damals ein recht hübscher Junge.«
    »Ja, ich weiß«, flüsterte Charlotte.
    Er verlor für einen Moment den Faden. »Kannten wir uns denn?«
    Charlotte hätte sich beinahe verplappert. »Ich habe das Portrait in der Galerie gesehen.«
    »Ah … ja.«
    Er schien ihr nicht zu glauben, also fragte sie schnell: »Bitte, Mylord, erzählen Sie, wie es mit diesen Piraten weiterging.«
    »Die Piraten, ja. Sie wollten mich auf dem Markt in Alexandria verkaufen. Aber ich habe es ihnen vermasselt, indem ich mir mit einem Messer die Wange zerschnitt.«
    Sie sah ihm fasziniert zu, wie er mit der Hand die Narbe entlangfuhr. »So viel Mut hätte ich nie gehabt.«
    »Sie? Gerade Sie, Lady Miss Charlotte. Sie wären so mutig gewesen.« Er lehnte sich in ihre Richtung und schaute ihr tief in die Augen. »Sie würden alles tun, um Ihre Ehre zu retten. Das weiß ich.«
    Charlotte war sich da nicht so sicher. »Mylord, was ist dann mit Ihnen geschehen?«
    »Die Piraten haben mir Rache geschworen.« Er stand auf und ballte die Faust. »Ich hatte sie um ein sehr gutes Geschäft gebracht. Also haben sie mich stattdessen an einen Beduinen verkauft … als Kameltreiber.«
    Er ließ die Faust wieder sinken und hörte sich auf einmal so lustig an, dass Charlotte lächeln musste.
    »Ich musste mich um fünf stinkende, widerwärtige, spuckende Kamele kümmern. Ein harter Schlag für einen reichen, englischen Jüngling, der das Abenteuer gesucht hatte. Der alte Beduine, Barakah, und ich machten uns auf den Weg durch die Wüste. Am zweiten Tag bin ich ihm davongelaufen.«
    Charlotte lehnte sich nach vorne, um nur Ja nichts zu versäumen. »Mylord, ich habe gelesen, dass die Wüste sehr gefährlich ist.«
    Wynter schüttelte beim Gedanken an seinen jugendlichen Leichtsinn den Kopf. »Da haben Sie richtig gelesen, Lady Miss Charlotte. Bei Tag ist die Hitze unvorstellbar. Die Sonne prügelt auf einen herab, der Schweiß verdunstet augenblicklich, der Sand reibt einem unablässig die Haut wund und jede Düne sieht aus wie die andere.« Er legte die Hand über die Augen und tat, als sehe er sich um. »Ich habe geglaubt, ich wüsste den Weg zum Hafen zurück, aber ich habe mich hoffnungslos verlaufen. Schließlich -« Wynter wirkte ein wenig außer Atem und er legte sich bäuchlings auf den Teppich. »Ich habe viel zu lange von mit selbst gesprochen, Charlotte, und Sie haben mir ja beigebracht, dass ein Gentleman das nicht tut.«
    »Seien Sie nicht töricht. Sie können jetzt nicht aufhören!«, sagte sie und wusste sofort, dass sie ihm auf den Leim gegangen war. Egal. Sie musste seine Geschichte einfach zu Ende hören.
    Er stützte das Kinn auf die Faust und betrachtete sie. »Haben Sie keine Angehörigen mehr, um die Sie sich kümmern müssen, Charlotte?«
    Charlotte. Er nannte sie Charlotte. Ihr alter Spitzname hätte wenigstens noch respektvoll geklungen, aber ihr Vorname! Das war entweder intim oder dreist. Beides war inakzeptabel. Sie ballte die Hand auf dem Buchdeckel zur Faust und betrachtete ihre weißen Fingergelenke. Charlottes Vorsicht und Zurückhaltung waren tief verwurzelt. »Niemanden, um den ich mich kümmern müsste. Bitte, Mylord, erzählen Sie weiter.«
    »Keinerlei Bindungen, welcher Art auch immer?«
    »Freunde. Gute Freunde.«
    »Keine Liebhaber?«
    Er klang so harmlos, aber sie wusste es besser. Er war so unschuldig wie die Schlange im Garten Eden und bewegte sich sogar wie eine Schlange. Sie packte ihr Buch und ihre Schuhe zusammen, erhob sich und ging um den liegenden Hausherrn herum zur Tür. Fort von der Wärme des Kaminfeuers, fort vom Duft des schmelzenden Bienenwachses und fort von der Tücke, der Verschlagenheit und der Trägheit, deren Name Wynter, Lord Ruskin, war.
    Gerade als sie die Tür erreicht hatte, sagte er: »Ich war schon fast tot, als der alte Beduine mich gefunden hat.«
    Charlotte konnte in ihren Strümpfen auf dem glatten Holzboden nicht richtig anhalten und geriet ein wenig ins Rutschen.
    »In Wirklichkeit hatte mich der höchst ehrenwerte Barakah nie aus den Augen gelassen«, sagte Wynter. »Er ist mir durch die Wüste gefolgt, bis ich mich von der Idee, fliehen zu

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