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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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hatte. Sie sah Robbie an und der junge grinste zurück, als freue er sich über eine Kinderei, die sie nicht verstand. Leila lag friedlich schlafend auf der anderen Seite. Charlotte lächelte zärtlich und strich der Kleinen eine Locke aus der Stirn. Sie zog sich ein wenig hoch, griff sich ein Kissen von der Bank und setzte sich auf, als hinter ihr am anderen Ende des Schulzimmers plötzlich Applaus einsetzte. Sie wusste, auch ohne nachzusehen, wer da klatschte. Aber sie musste einfach hinsehen, wie eine Schaulustige, die einen Kutschenunfall begaffte.
    Es war ein recht bedrohlich wirkender Wynter, der da in ihrem Stuhl im Schatten saß. »Wirklich sehr amüsant, Lady Miss Charlotte. Ich habe es sehr genossen.«
    Der ungestüme Liebhaber, den sie zuletzt im alten Kinderzimmer gesehen hatte, war verschwunden. Die Lider waren ihm schwer, sein Blick erschien ihr hämisch. Sie beobachtete gebannt, wie er wieder zu applaudieren begann und ihr einen Beifall spendete, der kein Lob zollen, sondern einschüchtern sollte.
    Er hatte sie geküsst. Wahrscheinlich war ihm langweilig gewesen und er hatte sich die Zeit damit vertrieben, herauszufinden, ob er sie verführen konnte. Sie hatte sich als zu schwach erwiesen und nun würde er ihre Arbeit umso strenger beurteilen.
    Und nun hatte er – um das Maß voll zu machen – Miss Priss auch noch bei einem Fehlverhalten ertappt. Sie war wegen eines bedeutungslosen Kusses auf die schiefe Bahn geraten.
    Er würde sie entlassen. Aber sie würde in Würde gehen und ihre Pflichten nicht vernachlässigen. »Leise bitte, Mylord. Sie wecken sonst Leila.« Sie hielt Robbie fest, der auf seinen Vater zulaufen wollte. »Bitte ruhig und wie ein Gentleman.«
    Während Robbie halbwegs gesetzt seinen Vater begrüßte, stand Charlotte so anmutig auf, wie es einer Frau, die keine jahrelange Übung im auf dem Boden sitzen hatte, nur möglich war. Sie nahm ein Kissen von der Bank, schob es Leila unter den Kopf und deckte sie mit einer Wolldecke zu. Mit einer Gleichmut, die keineswegs ihrer Gefühlslage entsprach, sagte sie: »Mylord, wir hatten Sie für heute gar nicht erwartet. Sind Sie bei diesem Sturm auf dem Pferd heimgeritten?«
    Ein idiotische Frage, aber seine Sachen waren trocken. Er musste sich umgezogen haben. Denn seine Haare waren feucht und seine Füße, wie erwartet, bloß. Wie sonst hätte er sich so lautlos hereinschleichen können?
    »Ich musste einfach kommen«, sagte er. »Ich konnte es nicht erwarten, Ihnen von meinem Triumph zu berichten.«
    »Welchem Triumph?«, fragte Charlotte argwöhnisch.
    »Ich war gestern Abend auf Lord und Lady Howards Soiree und habe mit Hilfe meiner guten Manieren – und meinem Charme – meinen Ruf gerettet.«
    »Ganz hervorragend, Mylord.« Charlotte drückte die feuchten Handflächen aneinander und vermied es, Wynter anzusehen. »Ich wusste, dass Sie es schaffen würden.«
    »Und all das verdanke ich Ihnen, Lady Miss Charlotte.« Er legte den Arm um Robbie und drehte ihn zu Charlotte um. »Siehst du, Robbie, wenn du auf deine Gouvernante hörst, bist du bald ein richtiger englischer Gentleman. Einfach nur ein paar dumme Regeln befolgen.«
    Wynter zerzauste seinem Sohn das Haar. »Wie macht er sich, Lady Miss Charlotte?«
    »Sehr gut.« Sie strich sich den Rock glatt. »Ihre Kinder sind gescheit und wissbegierig. Und Leila hat sogar zugestimmt, das Reiten im Damensattel zu lernen, wenn ich sie unterrichte.«
    Wynter runzelte die Stirn. »Bevor ich Sie meine Tochter unterrichten lasse, Charlotte, will ich erst sehen, wie Sie reiten.«
    Er wollte sie reiten sehen.
Er hatte nicht vor, sie zu entlassen? Er verachtete sie möglicherweise gar nicht? Charlotte sackte vor Erleichterung zusammen – allerdings nur innerlich.
    Wynter fuhr fort und trampelte herrisch über Charlottes aufkeimende Dankbarkeit hinweg: »So gut wie die Manieren der Kinder sich machen, ist es an der Zeit, sie in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ah, ich sehe, Sie sind entsetzt, Lady Miss Charlotte, aber ich glaube – nein, ich weiß – dass unsere Nachbarn sich das Maul zerreißen, weil wir dem Gottesdienst in Wesford Village fern bleiben.« Wynter sah sie viel zu eindringlich an. »Morgen ist Sonntag. Und gibt es einen geeigneteren Ort, unsere Fertigkeiten zu prüfen, als eine Kirche, in der alle in wohltätiger Stimmung sind?«

Kapitel 16
    Als Wynter, Charlotte und die Kinder am Sonntagmorgen das Mittelschiff der alten, steingemauerten Kirche betraten, reckte die Gemeinde ihre

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