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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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diesen uralten Trick hereinzufallen.
    »Miss Dalrumple?«, rief der Stallknecht als sie an den Ställen vorbeieilte.
    Sie hielt widerwillig an. »Ja, Fletcher?«
    »Muss mit Ihn' reden.«
    Aber sie wollte nicht mit ihm sprechen. Sie wollte mit niemandem sprechen, besonders nicht, wenn er männlichen Geschlechts war, aber Fletcher war ein anspruchsloser, kurz angebundener Mann. Wenn er etwas zu sagen hatte, dann gab es dafür einen Anlass. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte sie.
    »Ich will Ihnen helfen.« Der knotige, mürrische Stallknecht zeigte mit der erkalteten Pfeife auf den eingezäunten Stallhof. »Wissen Se, dass es kleine Mädel Ihre Stute reitet?«
    »Das kleine Mädchen?« Charlotte war bestürzt. »Doch nicht etwa … Leila?«
    »Genau die.«
    »Das … das ist nicht möglich.« Charlotte schritt zur Koppel. Das Pferd, auf das er zeigte, war kein Pony. Es war ein fünfzehn Handbreit hohes, glänzendes, temperamentvolles, junges Tier.
    »Wann?«
    Fletcher arbeitete schon seit so vielen Jahren in seiner Position. Er merkte, wie bestürzt sie war und beruhigte sie wie ein Pferd. »Wusste gleich, dass wer Bethia geritten hat. Hab die Spuren gesehen. Wusste nicht wer oder wie. Stalljunge hat erzählt, er hätt 'ne Elfe auf Flügeln längshusch'n sehn.«
    »Was für ein Unsinn!« Leila war keine Elfe, und einen Augenblick lang fasste Charlotte wieder Mut. Vielleicht hatte sich der Stallknecht geirrt.
    »Aye. Hab schon 'ne Menge Elfen gesehen. Keine konnte auch nur'n bisschen reiten. Tschuldigen Se, Lady. Also hab ich weiter geguckt.« Fletcher steckte die Pfeife zwischen die Lippen und sog, als zöge sie noch.
    »Sind Sie sicher, dass es Leila war?«
    »Mageres Mädel, sechs Handbreit groß, gute Knochen, schöne Mähne. Aye, so sieht se aus.«
    Charlotte legte die Hand auf ihr rasendes Herz. Was, wenn Leila einen Reitunfall hätte und niemand wusste, wo sie war? Beim Gedanken daran, dass das Kind hilflos, bewusstlos oder vor Schmerzen weinend dalag, musste sich Charlotte an den weiß gestrichenen Zaun lehnen.
    Fletcher sah ihr zu, bis sie sich vom ersten Schrecken erholt hatte. »Sie reitet nachm Abendessen, wenn Sie sie dem Kindermädchen gegeben ham. Wird gut sein, Sie schimpfen mal mit Grania.«
    »Das nehme ich an.« Charlotte sah den Stallknecht mit schmalen Augen an. »Sie haben Leila natürlich aufgehalten.«
    Fletcher schnaubte. »Nö. Ich doch nich'. 'N Mädelchen, das so'n Biest ohne Geschirr und Sattel reitet, kannste nich' aufhalten. Hab noch kein Mädel so reiten sehen, Lady. Hab noch nie 'n Kind gesehen, das mit Pferden so vertraut war. Für'n alt'n Mann is das'n Geschenk und 'ne Inschpleration.« Er klopfte die Pfeife am Zaun aus. »Dachte nur, Sie sollten's wissen.«
    »Ja«, sagte Charlotte matt. »Danke.«
    Ihr Spaziergang war sofort vergessen. Sie kehrte um zum Herrenhaus. Sie musste auf der Stelle mit Leila sprechen. Sie musste ihr klar machen, in welche Gefahr sie sich begab. Charlotte legte sich die Hand auf die Stirn. Es war ihre Schuld. Sie hatte ihr Versprechen vom ersten Tag nicht gehalten, Leila zu lehren, wie man im Damensattel reitet. Sie hatte die Liebe des Kindes zu Pferden gar nicht anerkannt und Leila hatte inzwischen buchstäblich selbst die Zügel in die Hand genommen.
    Noch schlimmer war, dass Charlotte in letzter Zeit zerstreut gewesen war, von allerlei romantischem Gesäusel geträumt hatte. Abgesehen davon war sie gelegentlich übermüdet, wenn sie tagsüber die Kinder und abends Wynter zu unterrichten hatte. Sie wurde dafür bezahlt, gut bezahlt, dass sie in der Zeit bis zum Sereminianischen Empfang beide Pflichten erfüllte. Darüber hinaus verstand sie, dass Leila sich nach Zuwendung sehnte. Das arme Kind hatte Heimweh und versuchte, das Leben, das es zurücklassen musste, zu ersetzen. Charlotte verstand sie nur zu gut. Alles andere in Charlottes Leben war nur Schall und Rauch.
    Nachdem sie im Haus angekommen war, ging Charlotte sofort ins Kinderzimmer. Sie fand Robbie vor dem Kamin, wo er seine erdigen Stiefel putzte. »Hör damit auf, Robbie«, sagte sie mechanisch. »Schicke nach dem Diener. Man soll sie unten putzen.«
    Leila stand da und hielt das Holzpferd, das ihr Charlotte geschenkt hatte. Sie starrte es an, als würde sie gerade in diesem Moment über einen Ausritt nachdenken.
    Grania war nirgendwo zu sehen. Es würden Köpfe rollen.
    Zerrissen zwischen dem Wunsch, Leila zu umarmen und dem Wunsch, sie zu schütteln, ging Charlotte vor ihrer

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