Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
dass sie sich von der Flint Street entfernten. Zunächst fuhr er mit ihr zur Princes Street.
»War das Hotel hier, Candice? Die Japaner? War das hier?« Sie starrte verständnislos aus dem Fenster.
Er bog in die Lothian Road ein, »Usher Hall«, sagte er. »Sheraton... Klingelt's bei einem davon?« Bei keinem. Stadtauswärts über die Western Approach Road, die Slateford Road und weiter auf die Lanark Road. Die meisten Ampeln standen auf Rot, so dass sie jede Menge Zeit hatte, sich die Gebäude entlang der Straße genau anzusehen. Rebus deutete auf jeden Zeitungsladen, an dem sie vorbeikamen, für den Fall, dass der Konvoi dort angehalten hatte, um Zigaretten zu kaufen. Bald hatten sie die Stadt hinter sich gelassen und erreichten Juniper Green.
»Juniper Green!«, rief sie und deutete auf das Schild, glücklich, ihm etwas bieten zu können. Rebus rang sich ein Lächeln ab. Es gab jede Menge Golfplätze rings um die Stadt. Er konnte unmöglich hoffen, sie zu jedem einzelnen kutschieren zu können - nicht in einer Woche, geschweige denn in einer Stunde. Er hielt kurz neben einem Feld. Candice stieg aus. Also tat er es auch und zündete sich eine Zigarette an. Am Straßenrand standen zwei steinerne Torpfeiler, aber ohne Tor dazwischen und Weg dahinter. Früher mochte da eine Fahrspur gewesen sein, und an deren Ende ein Haus. Auf einem der Pfeiler thronte die stark verwitterte Darstellung eines Stiers. Candice zeigte auf den Boden hinter dem anderen Pfeiler, wo, halb unter Gras und Unkraut verborgen, ein zweiter behauener Steinblock lag.
»Sieht wie eine Schlange aus«, meinte Rebus. »Ein Drache vielleicht.« Er sah sie an. »Für irgendjemanden hat das bestimmt eine Bedeutung.« Verständnislos erwiderte sie seinen Blick. Er sah Sammys Gesichtszüge, rief sich ins Gedächtnis, dass er ihr helfen wollte. Er lief Gefahr, das zu vergessen, sich ausschließlich darauf zu konzentrieren, wie sie ihnen helfen könnte, an Telford ranzukommen.
Wieder im Auto, bog er in Richtung Livingston ab in der Absicht, bis nach Ratho zu fahren und von da aus in die Stadt zurück. Dann fiel ihm auf, dass Candice sich umgedreht hatte und durch das Heckfenster blickte.
»Was ist?«
Sie stieß einen Schwall von Worten aus, klang dabei aber unsicher. Rebus wendete trotzdem und fuhr langsam zurück. Er hielt am Straßenrand gegenüber einer niedrigen Trockensteinmauer, hinter der sich das wellige Gelände eines Golfplatzes ausdehnte.
»Erkennst du's wieder?« Sie redete weiter. »Hier? Ja?«
Sie sah ihn an, sagte etwas, das irgendwie entschuldigend klang.
»Ist schon okay«, sagte er. »Sehen wir es uns trotzdem ein bisschen näher an.« Er fuhr weiter bis zu einem offen stehenden imposanten zweiflügligen Eisentor. Auf einer Seite prangte auf einem Schild POYNTINGHAME GOLF- UND COUNTRY-CLUB. Darunter: »Schnellgerichte und Speisen ä la carte, Besucher willkommen«.
Als Rebus hineinfuhr, begann Candice zu nicken, und als ein georgianischer Riesenbau in Sicht kam, hüpfte sie fast auf ihrem Sitz und klatschte sich mit den Händen auf die Oberschenkel.
»Ich glaube, ich verstehe«, sagte Rebus.
Er parkte vor dem Haupteingang, eingequetscht zwischen einem Volvo Kombi und einer Toyota-Flunder. Draußen auf dem Course beendeten drei Männer gerade ihr Spiel. Als der letzte Ball eingelocht war, wurden Geldbeutel gezückt und wechselten Scheine den Besitzer.
Rebus wusste zweierlei über Golf: Erstens, dass es für manche Leute etwas wie eine Religion war; zweitens, dass eine Menge Spieler gern wetteten. Sie wetteten auf das Endergebnis, auf jedes Loch, ja nach Möglichkeit sogar auf jeden einzelnen Schlag.
Und waren Japaner nicht passionierte Zocker?
Er fasste Candice am Arm und eskortierte sie ins Hauptgebäude. Klaviermusik aus der Bar. Zigarillorauch und Eichentäfelung. Riesige Porträts selbstgefälliger Unbekannter. Ein paar alte Holzputter, gerahmt und hinter Glas. Ein Plakat kündigte für den Abend ein Halloween-Dinner mit Tanz an. Rebus ging an die Rezeption, erklärte, wer er sei und was er wolle. Die Empfangsdame telefonierte kurz und führte sie dann zum Büro des geschäftsführenden Direktors.
Hugh Malahide, kahl und dünn, Mitte vierzig, stotterte grundsätzlich ein wenig, was sich aber verstärkte, sobald Rebus ihm die erste Frage stellte. Als er sie an ihn zurückgab, schien er Zeit gewinnen zu wollen.
»Haben wir in letzter Zeit japanische Gäste gehabt? Nun, ein paar Spieler sind gelegentlich hier.«
»Diese
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