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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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mich, John. Ich bin diesbezüglich zwar kein Experte, aber ein Tröpfchen hat noch keinem Christenmenschen geschadet.«
    »Das Problem ist: Viele Tröpfchen ergeben zusammen eine ganz gewaltige Sintflut.« Pater Leary lachte. »Aber haben wir nicht alle die Sintflut überlebt? Kommen Sie rein.«
    Pater Leary war Pfarrer der Kirche Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe. Vor Jahren hatte jemand den Namen auf dem Schild draußen übermalt und aus help , »Hilfe«, hell , »Hölle«, gemacht. Die Aufschrift war mehrere Male korrigiert worden, aber in Rebus'Vorstellung war und blieb dieser Ort die »Immerwährende Hölle« - als die ihn die Anhänger Calvins und des schottischen Reformators John Knox betrachtet hätten. Pater Leary führte ihn in die Küche.
    »Hier, Mann, hocken Sie sich hin. Ich hab Sie schon so lang nicht mehr gesehen. Dachte schon, Sie hätten mich aufgegeben.« Er ging zum Kühlschrank und holte eine Dose Guinness heraus.
    »Betätigen Sie sich nebenbei als Apotheker?«, fragte Rebus. Pater Leary sah ihn an. Rebus nickte in Richtung des Kühlschranks. »Ihr Arzneivorrat.«
    Pater Leary verdrehte die Augen. »In meinem Alter geht man mit Angina zum Arzt und kommt mit Medikamenten für jede nur erdenkliche Krankheit wieder raus. Die meinen, das gibt Senioren ein Gefühl von Sicherheit.« Er holte ein Glas und stellte es neben die Bierdose. Rebus spürte, wie sich eine schwere Hand auf seine Schulter legte.
    »Tut mir verflucht Leid wegen Sammy.«
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Ihr Name stand heute Morgen in irgendeinem Käseblatt.« Pater Leary setzte sich. »Fahrerflucht, hieß es.«
    »Fahrerflucht«, wiederholte Rebus.
    Pater Leary schüttelte müde den Kopf und strich sich dabei mit einer Hand langsam über die Brust. Er musste so Ende der sechzig sein, doch konkrete Angaben hatte er diesbezüglich noch nie gemacht. Stämmig gebaut, dazu ein dichter Silberschopf. Graue Büschel sprossen ihm aus Ohren, Nasenlöchern und weißem Stehkragen. Seine Hand schien der Guinnessdose die Gurgel zuzudrücken. Doch als er sich einschenkte, tat er es bedächtig, fast ehrfurchtsvoll.
    »Eine schreckliche Sache«, bemerkte er leise. »Sie liegt im Koma, stimmt's?«
    »Nicht, solange das die Ärzte nicht sagen.« Rebus räusperte sich. »Sind erst anderthalb Tage.«
    »Sie wissen ja, was wir Gläubige sagen«, fuhr Pater Leary fort. »Wenn etwas Derartiges passiert, dann ist es eine Prüfung. Etwas, das uns stärker machen soll.« Die Schaumkrone auf seinem Guinness war makellos. Er nahm einen Schluck, leckte sich nachdenklich über die Lippen. »Das ist das, was wir sagen; muss nicht unbedingt auch das sein, was wir glauben.« Er blickte in sein Glas.
    »Mich hat es nicht stärker gemacht. Ich bin zum Whisky zurückgekehrt.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Bis mich ein Freund daran erinnert hat, dass es der faule Ausweg war, der feige Ausweg.«
    »Und wer wollte ihm da widersprechen?«
    >»Faint-Heart and the Sermon«», erwiderte Rebus lächelnd.
    »Was ist das?«
    »Ein Song. Aber vielleicht sind das auch Sie und ich: Hasenherz und Prediger.«
    »Hören Sie schon auf, wir sind bloß zwei alte Knaben, die miteinander plaudern. Also, wie kommen Sie klar, John?«
    »Ich weiß nicht.« Er schwieg kurz. »Ich glaube nicht, dass es ein Unfall war. Und der Mann, der höchstwahrscheinlich hinter der Sache steckt... Sammy ist nicht die erste Frau, die er versucht hat zu zerstören.«
    Rebus blickte dem Priester in die Augen. »Ich will ihn töten.«
    »Haben es aber bislang noch nicht getan?«
    »Ich hab ihn noch nicht einmal gesprochen.«
    »Weil Sie nicht wissen, was Sie dann möglicherweise tun würden?«
    »Oder nicht tun.« Sein Handy meldete sich. Mit einem entschuldigenden Blick schaltete Rebus es ein.
    »John, Bill hier.«
    »Ja, Bill?«
    »Der grüne Rover 600.«
    »Ja?«
    »Wir haben ihn.«
    Das Auto hatte im Halteverbot vor dem Piershall-Friedhof gestanden. Unter dem Scheibenwischer steckte ein Strafzettel mit Datum und Uhrzeit vom vorigen Nachmittag. Wie jeder leicht hätte feststellen können, war die Fahrertür nicht abgeschlossen. Vielleicht hatte das jemand festgestellt: Der Wagen war leer, kein Kleingeld, kein Autoatlas, keine Kassetten. Die Bedienungskonsole des Radiorekorders war entfernt worden. Im Zündschloss steckte kein Schlüssel. Ein Autotransporter war vorgefahren, und der Rover wurde gerade auf die Ladefläche gezogen.
    »Howdenhall war mir einen Gefallen schuldig«, erklärte

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