Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)
ihr Schicksal, denn es ist heute inopportun, ihnen zu helfen – zu dominant ist das Image der Frau als Opfer.
Möglich geworden ist diese Wehrlosigkeit des männlichen Geschlechts durch die gewohnheitsmäßig männerverurteilende Justiz und durch »Opferorganisationen« wie den »Weißen Ring«, deren Arbeit einerseits realen Opfern hilft und ihnen auch zugutekommen sollte, andererseits jedoch die Schaffung von neuem Unrecht und die Kriminalisierung von Unschuldigen bewirkt. Denn solche Organisationen haben kein wirkliches Interesse an einer kritischen Prüfung, ob sich ein reales oder ein selbst ernanntes Opfer an sie wendet – jedes Opfer ist willkommen, denn es liegt in der Natur des Systens, dass es die Bedeutung der Organisation zu steigern und die Verdienstmöglichkeiten ihrer Mitglieder (Nebenklageanwälte, Therapeuten, Beraterinnen, Prozessbegleiterinnen) auszuweiten hilft. Bis zu einer durchgreifenden Reform sollte der »Weiße Ring« daher keine Spendengelder mehr bekommen. Die Opferindustrie in dieser kranken Form muss weg.
Solange dieses Ungleichgewicht herrscht, sind auch die echten Opfer gefährdet. Ich bin in meinem Leben einigen Frauen begegnet, die vergewaltigt wurden. In jedem Fall wollte ich diese Frauen durch Zureden dazu bringen, doch noch Anzeige zu erstatten, auch wenn das Verbrechen schon Jahre zurücklag. Es gelang mir in keinem Fall, und zwar nicht, weil sie Polizei und Gericht gescheut hätten, sondern einfach, weil diese Frauen ihren eigenen Weg des Verdrängens und Vergessens gesucht hatten und daran nicht rühren wollten. Ich habe diese Haltung immer falsch gefunden. Jede Vergewaltigung sollte zur Anzeige gebracht werden. Auf der anderen Seite bin ich aus persönlicher Erfahrung und aufgrund von Recherchen zutiefst davon überzeugt, dass weit über die Hälfte der angezeigten Vergewaltigungen nicht real ist. Es ist eine furchtbare Schere: Die Mehrheit der Vergewaltigungen wird nicht angezeigt – die Mehrheit der Anzeigen sind Falschbeschuldigungen.
Wahrheit und Gerechtigkeit
In den letzten Monaten vor dem Urteil war ich dankbar, dass Johann Schwenn die Hauptbeteiligten des Plots gegen mich im Gerichtssaal sehen konnte, auch wenn es in der Sache um nichts mehr ging. Die Nebenklägerin erschien im März 2011 erneut; sie saß mit schnippischer Miene und kopfschüttelnd im Saal, nachdem sie in den unsicheren Zeiten während und nach der Aussage im Oktober 2010 of fenbar wieder stabilisiert worden war. Richter Bock fragte sie insgesamt dreimal, ob sie an ihrer Aussage nicht etwas ändern wolle, es gehe schließlich um ihr Leben. Sie wollte nicht, und Schwenn und Combé hatten dann auch so gut wie nichts mehr zu fragen. Es war überflüssig. Jeder im Saal wusste Bescheid, und wir mussten niemanden mehr überzeugen.
Ich bekam so etwas wie Respekt vor ihrem Anwalt Thomas Franz. Er schien schon vor langer Zeit beschlossen zu haben, diese Sache schweigend wie ein Buddha auszusitzen, und seine Körpersprache zeigte mir in jeder Sekunde, dass er eigentlich mit seiner Mandantin nichts mehr zu tun haben wollte. Franz hatte Dinkels Eltern ganz offensichtlich nicht auf deren Vernehmungen vorbereitet, weil zutage trat, dass sie auch ihre Mutter und ihren Vater anhaltend und dauerhaft belogen und sie bis zu diesem Tag nicht darüber aufgeklärt hatte, in welchen Punkten sie schon überführt worden war. Franz hätte vielleicht sein Mandat niederlegen können, vielleicht sogar müssen, aber mit seinem Weg der größtmöglichen Passivität und des absoluten Schweigens im Gerichtssaal – er wollte während der Aussagen von Din kel nicht mal neben ihr sitzen – hat er möglicherweise das Äußerste getan, was er unter dem Erwartungsdruck des »Weißen Rings«, dessen Funktionär er ist, tun konnte.
Der zweite Auftritt von Viola Sch. war geprägt von der Vorbereitung Schwenns. Sie versuchte, eine selbstbewusste Vorstellung hinzubekommen, und präsentierte sich den Fotografen, wodurch sie sich freiwillig ihres Persönlichkeitsschutzes beraubte. Die Fragetechnik von Schwenn und Combé zeigte Wirkung: Viola Sch. wiederholte nicht mehr, was ihr angeblich die Mutter meiner Kinder erzählt hatte, dass ich die Kuckuckskinder sozusagen bei der Mutter bestellt hätte.
Auch log die Zeugin Viola Sch. nicht mehr, was meine Friedfertigkeit betraf, dreieinhalb Jahre geduldig auszuhalten, in denen ich mich mit der Mutter meiner Kinder auseinandersetzen musste. Für die Anhänger der Narzissmustheorie à la
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