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Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)

Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)

Titel: Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kachelmann , Miriam Kachelmann
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was mit uns gemacht wurde, möchte ich zehnfach zurückgeben. Ich bin unschuldig, wir sind im Recht, und wir müssen kaputt machen, was uns kaputt macht. Wir dürfen uns nicht von kranken Menschen einlullen lassen, die uns vortäuschen, dass wir ein Bonbon bekommen, [wenn] wir brav sind. Wir brauchen kein Bonbon, wir haben Beweise. Die Kammer und die StA wollen uns einreden, dass unsere Situation schlechter ist als die von Frau Dinkel. Es ist umgekehrt, weshalb wir selbstbewusst und aggressiv auftreten müssen. Ich will, dass wir wie eine (kalte) Wand im Gerichtssaal auftreten, Dr. Birkenstock sollte sich gar nicht mehr herablassen, mit der Kammer zu sprechen. Die Kammer hat die Versuche von Freundlichkeit unserer Seite mit dem Mittelfinger beantwortet, was auch angesichts der Erfahrung und Vita des Doktors eine Respektlosigkeit und Unhöflichkeit nicht nur gegenüber ihm, sondern auch gegenüber Frau Combé darstellt. Wir reden nur noch im offiziellen Kontext mit der Kammer, und wenn die Kammer etwas signalisieren will, ist die Telefonnummer von Frau Combé bekannt.
    Wir waren in der Vergangenheit dann stark, wenn wir der Kammer gegenüber selbstbewusst aufgetreten sind, z. B. mit den Befangenheitsanträgen. Wir wurden immer dann kalt erwischt, wenn wir Druck weggenommen haben und freundlich waren. Damit muss es vorbei sein.
    Es ist wichtig, dass alle Teammitglieder wissen, was wer gerade macht, dass die linke Hand weiß, was die rechte macht, um zu verhindern, dass zwei Leute das nämliche Feld beackern oder dass ein Feld unbeackert bleibt oder womöglich aus Versehen gegeneinander gearbeitet wird, wie das kürzlich der Fall war, als Dr. Birkenstock Aussagen Oltrogges kritisierte, am selben Tag aus unserem Team das angeblich harte Schicksal der Nebenklägerin bedauert wurde, die ja einen anstrengenden Tag gehabt hätte, was mich immer noch etwas fassungslos macht, wie wir auf die Idee kommen konnten, das irgendjemandem zu sagen. Nicht weiter verwunderlich, dass Zeitungen am nächsten Tag meine Verteidiger teilweise Frau Dinkel zuordneten.
    Es muss in Zukunft eine klare Aufgabenverteilung geben mit klaren Fristen, deren Einhaltung an den Teambesprechungen verfolgt und sichergestellt wird. Ich möchte als Mandant eine klarere Strukturierung der Arbeit erkennen können und nachvollziehen können, was warum passiert oder nicht passiert. […]
    Zur Umsetzung will ich deshalb (der Schweizer in mir würde hier ein Bitte setzen, aber da ich an Deutsche schreibe, fällt dies aus Platzgründen weg) konkrete Punkte umgesetzt wissen, die ich in dieser Nacht ausarbeiten werde und die Sie morgen früh in Ihrer Mailbox vorfinden werden. Bis dahin danke ich Ihnen für die Zeit und bitte Sie, sich schon mal Gedanken um die Umsetzung des Obenstehenden zu machen.
    Ich rufe Sie zur Schlacht – aber sie muss geordnet sein. Jeder Angriff muss wohlüberlegt und zu Ende gedacht sein, um nicht zum Querschläger zu werden. Auch deswegen ist Kommunikation mein Hauptanliegen, mehr dazu, wie erwähnt, in meinem Stichwort-Konzept, das in der kommenden Nacht zu Ihnen finden wird.
    Herzlich
    jk«
    Diese doch zumindest für Schweizer Verhältnisse deutliche Nachricht bewirkte nichts. Ich habe versucht, mit beiden Birkenstocks einen freundlichen Umgang zu finden, der auch über weite Strecken funktioniert hat, wie in einer Schicksalsgemeinschaft im Krieg. Im Okto ber und November 2010 zeigte diese Schicksalsgemeinschaft aber Auflösungserscheinungen, die nicht mehr aufzuhalten waren.
    Miriam hatte zeitgleich sage und schreibe zweiundvierzig Wider sprüche in der Aussage der Nebenklägerin herausgearbeitet, die jedoch nur mäßig interessierten. Combé versuchte verzweifelt, aber vergeblich, den Laden wieder in Betrieb zu setzen. Alles schien abzusaufen, und Miriam verfasste in ihrer Verzweiflung über die abnehmende Aktivität der Verteidigung immer mehr Schriften, die ich als meine weiterleitete, um nicht unnötig zu provozieren. In den letzten Wochen stammten die wenigen Fragen, die Zeugen durch Birkenstock gestellt wurden, meistens von Miriam. Die Verteidigung bestand in der Zeit vor dem Verteidigerwechsel im Wesentlichen aus einer vierundzwanzig Jahre alten Psychologiestudentin und entlassenen Zeugin und Andrea Combé, die aber auf Wunsch von Birkenstock mehr oder weniger stillgelegt war.
    Im November 2010 gab es noch einmal eine Prozesspause von rund zwei Wochen, in der ich meine Kinder besuchte und aus der Ferne mit bekam, dass sich nichts

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