Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)
Konstruktives ergab. Und als es schon nicht mehr tiefer zu gehen schien in der allgemeinen Depression, zauberten auch noch die Oberverfolger der Mannheimer Staatsanwaltschaft zusammen mit dem Burda Verlag die famose »Schweizer Zeugin« aus dem Hut, eine Prominentenfotografin der Schweizer Boulevardzeitung Blick , ein Ringier-Blatt, die noch nie auch nur ein Hauch einer meiner »Geliebten« gewesen war, zu der sie durch die Medien erwartungsfroh gemacht wurde und der auch Schlimmes durch mich wi derfahren sei. Die gesamte Geschichte war erstunken und erlogen, was immerhin später zur legendären Reise des gesamten Gerichtstrosses in die Schweiz (da die »Schweizer Zeugin« ihre lustige Geschichte vorsichtshalber nicht im wilden Deutschland erzählen wollte) und wohl zur Wende in der Haltung der Kammer führen sollte.
Noch aber war es nicht so weit. Ein trauriger Birkenstock fragte mich am Telefon von Köln nach Kanada, ob ich die Frau kenne, und diesmal war ich noch mehr geplättet als bisher. Mit den meisten der bis jetzt angeschleppten Zeuginnen hatte ich wenigstens zum Teil ein bisschen was, aber nun versuchte man wirklich mit allen Mitteln, mich in den Knast zu bekommen. Ich war mir sicher – denn es gab schon vorher eine ganze Reihe von Indizien dafür –, es durch die Organisation immer wieder neuer »Zeuginnen« mit einem größeren Gesamtkunstwerk zu tun zu haben, bei dem viel Geld geflossen war und wohl immer noch floss, sonst würde eine Blick -Fotografin nicht ein solches Ausmaß von Stuss erzählen. Sie behauptete unter ande rem, nach dem Aufeinandertreffen mit mir »mehrere Wochen arbeits unfähig« gewesen zu sein. – Bei dem Gerichtstermin in Zürich stellte sich dann heraus, dass diese Arbeitsunfähigkeit dummerweise doch erst ein halbes Jahr nach dem von ihr angegebenen Zeitraum stattgefunden hatte. Wer sich heute noch alleine ohne Zeugen von ihr fotografieren lässt, muss suizidal veranlagt sein.
Teil V I
Die Wende
21.11.2010 Jörg Kachelmann erhält eine Mail von dem ihm unbekannten Ralf Witte, in der dieser ihm zum Verteidigerwechsel zu Johann Schwenn rät.
25.11.2010 Johann Schwenn sagt zu, Kachelmann zu verteidigen.
29.11.2010 Jörg Kachelmann gibt den Wechsel seiner Verteidiger bekannt: Johann Schwenn übernimmt das Mandat von Reinhard Birkenstock und Klaus Schroth.
01.12.2010 Erster Prozesstag mit Schwenn.
08.12.2010 Schwenn wirft Bunte und Focus vor, mit »gekauften Zeuginnen« den Prozess beeinflussen zu wollen. Er beantragt, die Redaktionen der beiden Zeitschriften nach Beweismitteln für diese Anschuldigung durchsuchen zu lassen.
20.12.2010 Ein Experte des Landeskriminalamtes wiederholt vor Gericht die Ergebnisse des Untersuchungsberichts vom 26.04.2010 : Am Messer finden sich keine DNA -Spuren von Kachelmann.
15.02.2011 Rechtshilfeverfahren in der Schweiz. Vernehmung der »Anknüpfungstatsachen«-Zeugin L. in Zürich.
25.03.2011 Claudia Dinkel wird nochmals vernommen. Sie bleibt bei ihrer Anschuldigung.
31.03.2011 Die beiden Staatsanwälte Oskar Gattner und Lars-Torben Oltrogge sagen als Zeugen aus. Sie erklären dem Gericht, dass Claudia Dinkel sie in Bezug auf den Brief mit den Flugtickets, die sie in ihrem Briefkasten gefunden haben will, hartnäckig belogen hat. Am Tatvorwurf der Vergewaltigung ändere dies nach Ansicht der Staatsanwälte jedoch nichts.
04.04.2011 Das Landgericht Mannheim geht in eine vierwöchige Oster pause und setzt den nächsten Prozesstermin auf den 02.05.2011 fest.
05.05 . 2011 Der von Gericht bestellte Psychiater Prof. Dr. Hartmut Pleines bescheinigt Kachelmann, dass er psychisch nicht gestört sei.
11.05 . 2011 Am 41. Prozesstag lehnt das Landgericht alle noch offenen Anträge von Staatsanwaltschaft und Verteidigung ab. Die Beweisaufnahme ist damit so gut wie abgeschlossen.
18.05 . 2011 Die Staatsanwälte fordern in ihren Plädoyers für Jörg Kachelmann eine Haftstrafe von vier Jahren und drei Monaten wegen besonders schwerer Vergewaltigung in einem minderschweren Fall und wegen gefährlicher Körperverletzung.
24.05 . 2011 Kachelmanns Verteidiger Andrea Combé und Johann Schwenn beantragen Freispruch für ihren Mandanten.
31.05 . 2011 Das Gericht spricht Jörg Kachelmann frei.
06.06 . 2011 Die Staatsanwaltschaft legt Revision gegen das Urteil ein. Die Nebenklägerin Claudia Dinkel legt einen Tag später ebenfalls Revision ein.
15.07 . 2011 Jörg Kachelmann gibt in seiner Firma Meteomedia eine Pressekonferenz.
07.10 . 2011 Der
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