Rechtsdruck
bist, im wahrsten Sinn des Wortes, das beste Pferd in meinem
Stall. Also, was hältst du davon, die Frau an meiner Seite zu werden?«
»Mit allem Drum und Dran?«
»Mit allem Drum und Dran, natürlich.«
»Dann wäre ich dabei.«
35
Uwe Wagner betrat ohne anzuklopfen das Büro seines Freundes und sah
grußlos in die Runde.
»Erst sorgt ihr dafür, dass ich wegen den beiden Toten und eurer Schießerei
im Krankenhaus Überstunden machen muss, weil die ganze Republik wissen will, was
da in Kassel los ist, und dann nötigt ihr mich auch noch, für euch einen Spezialauftrag
zu erledigen.«
Lenz, Hain und der vor ein paar Minuten dazugestoßene Rolf-Werner Gecks
begrüßten den Pressesprecher, der sich Hain zuwandte.
»Wie geht’s dir, Thilo?«
»Ach, ist nur ein Kratzer. Aber angenehm ist es nicht, schon wieder
als Kugelfang gedient zu haben.« Der junge Oberkommissar spielte auf einen Vorfall
drei Jahre zuvor an, bei dem er angeschossen und schwer verletzt worden war. »Damals
war es aber deutlich schlimmer.«
»Ja, stimmt.«
»Hat das Überspielen geklappt?«, fragte Lenz seinen Freund.
Wagner zog eine DVD aus der hinteren Hosentasche und warf sie auf den
Tisch. »Voilà, Justus Gebauers großer Moment. Obwohl ich persönlich ja befürchte,
dass er uns noch weitere solcher Momente zumuten wird.«
Hain griff sich den Datenträger und legte ihn in das Laufwerk unter
Lenz’ Schreibtisch ein. Nachdem das benötigte Programm sich geöffnet hatte, begann
der Film.
»Was genau suchen wir eigentlich?«, wollte Gecks wissen.
»Warte einen Augenblick, RW, wir müssen eine bestimmte Stelle finden.«
Der Oberkommissar bediente die Tastatur, worauf der Bildlauf schneller wurde. Gebauers
Bewegungen hatten nun etwas von den Aktionen eines Komikers aus der Stummfilmzeit.
Die DVD lief eine ganze Weile, bis Lenz aufschrie.
»Ist ja schon gut, ich hab’s gesehen«, murmelte Hain und drückte ein
paar Tasten. Die Aufnahme stoppte und lief danach für ein paar Sekunden rückwärts.
»Da, das meint sie«, rief Lenz.
Hain drückte erneut eine Taste, und das Bild fror ein.
»Eine Nuance noch nach vorne, Thilo«, bat Lenz seinen Kollegen, »dann
können wir sein Gesicht sehen, wenn er wieder hochkommt.«
Nach einer weiteren Bewegung war das Bild erneut zu sehen. Zu erkennen
waren nun Gebauer und der Mann hinter ihm, der sich gerade zu ihm hinuntergebeugt
hatte. Lenz schaute sich das Gesicht an und schüttelte den Kopf.
»Ich hab den noch nie gesehen. Kennt einer von euch diesen Kerl?«
Gecks und Hain beugten sich nach vorn, musterten den Mann genau, und
schüttelten dann ebenfalls die Köpfe.
»Nein, kenne ich nicht«, erklärte Gecks.
»Ich auch nicht«, setzte Hain hinzu.
»Den könnt ihr Pappnasen gar nicht kennen, der spielt nämlich in einer
ganz anderen Liga als ihr«, meldete Uwe Wagner sich zu Wort.
»Aber du weißt natürlich, wer das ist?«, höhnte Hain.
»Klar.«
Die drei Köpfe seiner Kollegen flogen herum und sahen den Pressemann
erwartungsvoll an.
»Nun macht nicht so komisch, Jungs. Mein Job ist nun mal eindeutig
mehr, als nur den ganzen Tag Zeitung lesen und fernsehen. Der, den ihr da seht,
ist Frank Weiler. Die meisten Menschen nennen ihn allerdings Frankie. Er hat mal
einen Haufen Kohle geerbt und bringt den Zaster nun so nach und nach unter die Leute.
Angeblich macht er auch irgendwelche Geschäfte, aber darüber weiß ich nichts Genaues.«
»Klingt, als würdest du ihn ganz gut kennen«, schloss Hain aus seinen
Worten.
Wagner druckste ein bisschen herum. »Na ja, wie man sich halt so kennt.«
»Nun mach nicht so einen Staatsakt daraus, Uwe. Hast du ihm irgendwann
mal die Freundin ausgespannt?«
Wieder zierte sich der Pressesprecher, bevor er leise antwortete. »Ich
bin im gleichen Fitnessstudio wie er.«
»Du bist wo?«, rief Lenz überrascht.
»Ich bin Mitglied in einem Fitnessstudio. Einer Muckibude. Ich will
halt was tun für meinen Körper.«
»Und warum weiß ich davon nichts? Oder erfahre zufällig davon, wenn
es um eine Ermittlung geht?«
»He, he«, mischte Hain sich mit Blick auf Lenz ein, »nun lass ihn doch
mal in Ruhe. Ich finde es gut, dass er was für sich tut. Würde dir übrigens auch
nicht schlecht stehen.«
»Ich trete dich gleich …«
»He, Männer, das reicht!«, brüllte Gecks. »Mir ist es nämlich völlig
wurscht, wer von euch wann mit wem und wo seinen Körper stählt. Ich will jetzt endlich
wissen, warum wir uns überhaupt mit diesem Typen
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