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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Wahrheit und den Gesetzen und all dem anderen,
um das du dich kümmern musst, nicht so genau nehmen?«
    »Das klappt schon, ich passe auf mich auf. Aber ich finde es natürlich
schön, dass du dich um mich sorgst. Trotzdem interessiert es mich viel mehr, wie
dein Tag gewesen ist. Was hast du heute alles gemacht?«
    Sie zierte sich ein wenig, bevor sie ihm die Details ihres Tagesablaufs
erzählte. »Nachdem du aus dem Haus warst, habe ich erstmal ein Bad genommen, weil
mir so kalt war. Danach wollte ich mich mit Judy treffen, aber sie hat abgesagt,
weil Robert sich so mies gefühlt hat. Wahrscheinlich kriegt er eine Erkältung.«
Sie nahm einen Schluck Wein. »Und am Mittag war der Termin in der Galerie.«
    »Stimmt«, erinnerte Lenz sich daran, dass sie so etwas Ähnliches wie
ein Vorstellungsgespräch gehabt hatte. »Und? Wie war es?«
    »Gut war’s. Wir haben zwei Stunden zusammengesessen und über eine mögliche
Zusammenarbeit gesprochen, aber fix ist noch nix. Das Ganze muss jetzt erstmal sacken.«
    »Hättest du Lust auf den Job?«
    »Natürlich«, lachte sie auf. »Das ist genau das, was ich gerne machen
würde. Dass es mies bezahlt wird, war mir ohnehin klar.« Sie nannte ihm eine Summe.
    »Das ist ja wohl mehr ein Beitrag zu den Fahrtkosten, Maria«, wunderte
sich der Kommissar.
    »Aber es bringt mir den Fuß in die Tür. Und vielleicht wird daraus
ja etwas mehr als nur ein Quasi-Ehrenamt.«
    »Dann mach es.«
    »Wenn sie mich will, auf jeden Fall.«
    »War es ein Problem, dass du die Ex vom OB bist und mit einem anderen
Mann zusammenlebst?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Bei ihr ist es ganz ähnlich, nur geht es
schon eine Weile länger. Allerdings ist die Frage nach der Ex vom OB gut. Ich hatte
nämlich vorhin einen recht merkwürdigen Anruf auf meinem Mobiltelefon, deswegen
habe ich auch versucht, dich zu erreichen. Ein Mann hat sich gemeldet und mir erklärt,
dass ich mich in der nächsten Zeit vor Erich in acht nehmen soll.«
    »Kanntest du ihn?«
    »Nein, und er hat sich auch nicht vorgestellt. Ich glaube sogar, dass
er etwas vor den Hörer gehalten hat, um seine Stimme zu verstellen.«
    »Die Nummer war unterdrückt?«
    Sie nickte. »Ja. Und das Merkwürdige war, dass er ganz freundlich klang.
Ich hatte wirklich den Eindruck, dass er es gut mit mir meint.«
    »Was genau hat er gesagt?«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Also, ich hab den Anruf angenommen
und mich gemeldet, und er hat gesagt, dass ich bitte nicht auflegen soll, auch wenn
er mir seinen Namen nicht nennen würde. Daraufhin habe ich ihn gefragt, was er von
mir will. Ich bitte Sie, sich vor Ihrem Ehemann in acht zu nehmen, hat er gesagt.
Warum, habe ich ihn gefragt, und da hat er geantwortet, dass Erich etwas planen
würde, das mir nicht gefallen dürfte. Und, dass er auch etwas unternehmen will,
um dir Probleme zu machen. Danach hat er sich höflich verabschiedet und aufgelegt.«
    »Er hat mich auch erwähnt?«
    »Ja, sage ich doch. Und das Irre an der ganzen Sache ist, dass ich
meine neue Mobilnummer wie meinen Augapfel hüte und nur an wirklich gute Freunde
herausgebe, aber er hat sie wohl irgendwie rausgekriegt.«
    »Und du hast absolut keine Idee, wer der Anrufer gewesen sein könnte?«
    »Nein. Er hat ganz freundlich gesprochen und hat auf keinen Fall beängstigend
auf mich gewirkt.«
    »Aber merkwürdig ist so ein Anruf schon, oder?«
    »Das schon. Vielleicht ist es jemand aus Erichs engerem Umfeld, der
ihn genauso wenig leiden kann wie ich. In der Politik kannst du nie ganz sicher
sein, wer dein Freund ist und wer dein Feind.«
    »Das glaube ich dir aufs Wort, spätestens seit ich den Gebauer im Fernsehen
gesehen habe.«
    Sie hob den Kopf und verzog dabei das Gesicht. »Gruselig, oder? Aber
so mancher Kommentator im Fernsehen hat ihm schon zu seinen mutigen Statements gratuliert.«
    »Wir leben in einer kranken Welt, Maria, und eine Medizin sehe ich
bei allem guten Willen nirgendwo stehen.«
     
    Genau fünf Stunden später stieg der Kommissar mit tropfnassen Haaren
und einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche. Maria hatte ihm einen Espresso
auf den Handtuchstapel gestellt und saß mit trübem Blick und im Bademantel auf dem
Toilettenbecken.
    »Ganz schön früh für mich«, erklärte sie gähnend.
    »Ja, so siehst du auch aus. Schlaf halt noch ein bisschen, wenn ich
gegangen bin.«
    »Nein, das gewöhne ich mir ab. Ich habe mein Leben geändert, und dazu
gehört auch, dass ich nicht mehr so lange im Bett liegen will.«
    Lenz

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