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RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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weggelaufen. Ich schätze, sie kann mich nicht besonders gut leiden.« Er verzog den Mund zu einem knappen, maskenhaften Grinsen, um die Ironie zu unterstreichen. Seine Mutter sah ihn entsetzt an. »Dann musst du sie anzeigen, Sabri. Das ist doch … wie heißt das? Der Körper ist verletzt und ein böser Angriff? Die Polizei bringt sie zurück, und sie muss sich entschuldigen, dann kannst du sie zurücknehmen. Sie ist deine Frau!«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Anne, was sagst du da, ich zeig Selin doch nicht an. Das kann ich nicht tun.«
    Kopfschütteln. »Warum? Warum musst du so dumm und immer so weich sein, hm?« Sabris Mutter zischte durch die Zahnlücke zwischen ihren oberen Schneidezähnen.
    Er zuckte mit den Schultern und blickte sie beleidigt an. »Ist Baba schon weg?«, fragte er schließlich, um das Thema zu wechseln.
    »Ja, natürlich, er wird in einer Stunde wieder kommen, wegen dieser furchtbaren Schande. Heute muss die Familie sich besprechen. Hüsseyin wird auch kommen, aber jetzt lenk nicht ab … Was ist mit deiner Frau, warum rennt sie weg? Ich dachte, ihr beide versteht euch, hm? Auch wenn sie uns nicht sehen will?« Seine Mutter verdrehte wie irre die Augen, und starrte ihn dabei eindringlich an.
    Er rieb sich mit den Fingern über die verschwitzte Stirn. »Warum ist es hier so heiß, Anne? Sind die Heizkörper schon wieder alle voll aufgedreht? Das ist ja wie in Afrika bei euch.« Sie antwortete mit einem traurigen Gesichtsausdruck: »Ach, ach, oglum, Sabri, was machen wir denn jetzt nur?«
    Er stöhnte bedrückt. »Mach dir keine Sorgen«, versuchte er sie zu beruhigen. »Es wird alles so kommen, wie Allah es will, sagst du doch immer.«
    »Und was ist mit deinem armen Kopf?«
    »Meinem Kopf geht‘s einigermaßen, wirklich, Anne, mein dicker Schädel hält schon was aus.«
    »Ich wünsche mir doch nur, dass du glücklich bist und wir Enkelkinder bekommen, ist denn das zuviel verlangt? Und nun ist dir auch noch die Selin weggelaufen. Uns bleibt auch nichts erspart. Mir ist ganz bang um deine Zukunft, mein Sohn! Sabri, kannst du deine arme Mutter denn gar nicht verstehen? Was werden die ganzen Leute reden? Oh meine Güte, ich will es gar nicht wissen, vah, vah, vah …« Sie schlug sich zweimal auf die Schenkel. »Vah, vah, vah … die werden sterben vor Lachen.«
    »Anne, das … ist mir im Moment so was von egal. Ich bin jetzt wirklich nicht in der Stimmung, um über das Gerede der Leute nachzudenken. Ich muss mich sammeln.«
    »Das solltest du aber! Und du solltest gut nachdenken, Sabri, denn du machst einen Fehler nach dem anderen. Na, ich hoffe, du bist vernünftig und sammelst dich schnell, bevor wir zum Gespött werden, und tust das Richtige! Deine Frau finden, meine ich!«
    Sabri kaute freudlos auf einer schwarzen Olive herum, kippte den letzten Schluck Tee hinunter und stellte das leere Glas gedankenverloren auf der Untertasse ab. Er fühlte sich niedergeschlagen, ein tief beklemmendes Gefühl saß in seiner Brust fest wie ein böser Tumor, und er wollte am liebsten weglaufen oder sich in Luft auflösen.
    Eigentlich wollte er zu sich nach Hause und nachdenken.
    Bei dem Gedanken, dass sich in Kürze alle Familienmitglieder wieder um ihn scharen und auf ihn einreden würden, erfasste ihn eine Art panischer Widerwille. Er wusste, er konnte nichts mehr ertragen, er war absolut an seine Grenzen gekommen. Seine Haut war zu eng, platzte auf, sein Kopf drohte abzufallen, seine Schrauben waren gelockert, ein paar heftige Bewegungen und er würde auseinanderfallen wie eine Legofigur, die von einem Vierjährigen attackiert wird.
    »Noch einen Tee?«, fragte seine Mutter, während sie gleichzeitig ihren üppigen Po etwas mühsam anhob, um aufzustehen.
    Er hob die Hand zu einem Stopp Zeichen. »Nein, nein, ich bin satt, Anne, ich will keinen Tee mehr, danke, setz dich wieder« Er sagte diese Worte gehetzt, und seine Mutter ließ sich stumm auf ihren Platz zurückplumpsen. Sie spürte seine Traurigkeit, sah den Frust und die Hoffnungslosigkeit in seinen Augen, verstand ihn aber dennoch nicht, fühlte nur Selbstmitleid. Allah, lass uns nicht im Stich! Wie konnte er so desinteressiert sein? Wo blieb sein Wille, die Dinge schnell zu regeln, damit er sein Gesicht nicht verlor und mit ihm die ganze Familie. Ach, dieser Junge bekam aber auch gar nichts auf die Reihe ...
    »Ich geh nach Hause, Anne«, sagte er plötzlich.
    Seine Mutter war so überrascht, dass sie kurz überlegte, ob sie ihn vielleicht

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