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RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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falsch verstanden hatte. »Wie? Was? Dein Zuhause ist auch hier, Sabri, und gleich kommen dein Vater und die anderen, und auch Hüsseyin und dann setzt ihr euch hin und besprecht, was zu tun ist und findet eine Lösung.«
    »Ich will mich nicht besprechen und schon gar nicht mit euch allen …«
    Schreck, Schweigen … beide starrten sich mit großen Augen an … spürten die Anspannung wie Nadelstiche …
     
    Nach diesen harten und vor allem sehr klaren Worten, wartete Sabri auf ein Donnerwetter …
    »Vah, vah, vah … und wie du mit deiner Mutter redest!« Seufz, schnief über so viel Undankbarkeit. Die Tränen kamen mal wieder wie auf Knopfdruck. Ein Platzregen …
    Aber irgendetwas war anders mit ihm an diesem Morgen, als hätte er einen High-Tech-Regenmantel an, der keinen Wassertropfen durchlässt, oder ein Schutzschild um sich herum, der emotionale Angriffe abwehrt, um seine Rest-Würde zu retten.
    »Ich geh jetzt, Anne, hör schon auf mit der Heulerei, bitte! Danke dir für das Frühstück und alles andere, und beruhig dich einfach mal …«, sagte er zu Tode betrübt, aber bestimmt, und stand einfach auf, während ihre geröteten, feuchten Augen ihm sprachlos folgten.
    Sabri seufzte, räusperte sich, und seine Stimme klang nun beinah wie die eines erwachsenen Mannes. »Ihr sollt mich aber nicht anrufen und schon gar nicht unangemeldet besuchen kommen! Sag das Baba! Ich melde mich bei euch, wenn ich so weit bin.«
    Sie konnte nur noch japsen: »Sabri!«
    Er drehte sich nicht mal mehr um, auch wenn sein schlechtes Gewissen ihm mit Säbelzähnen in den Hintern biss.
    Es war doch nicht das Schlechteste im Familienbetrieb zu arbeiten, denn nun konnte er sich eine Auszeit nehmen, ohne um den Job zu bangen.
    Sabri lief durch die Straßen, empfand die klirrende Kälte als tröstlich, spürte seine äußere Wunde fast nicht mehr, hob den Kopf gen Himmel und schickte einen vorwurfsvollen Blick in die göttlichen Sphären. Du hast offensichtlich Besseres zu tun, als mir beizustehen!
    Verunsichert, ob seiner blasphemischen Gedanken, blieb er stehen und wartete einige Sekunden. Na, der Blitzschlag blieb aus. Der Beweis schlechthin. Sag ich doch!
    Er blickte aufs Handy … sein Kumpel Viktor - der mit der Videothek - musste eigentlich schon im Laden sein. Sabri entschied sich gegen den Spott seiner vier Wände, sie würden ihn noch früh genug auslachen dürfen, und änderte seine Richtung …
    Bei Viktor konnte er immer im Hinterzimmer sitzen und bleiben, solange er wollte, vorausgesetzt, er ließ sich beide Ohren abkauen. Kein Problem, nicht heute. Vielleicht war das nämlich genau das Richtige für einen, dem es die Sprache verschlagen hatte. All den fantastischen Träumereien eines emsigen Weddinger Videothek Besitzers zum x-ten Mal zuzuhören: Landvilla am Stadtrand, Sommerhaus in Spanien, eine schöne Frau zum Vergöttern, Kinder wie Orgelpfeifen, der feste Glaube an die eigenen Ziele … und dann als Bonus eine Standpauke, die sich gewaschen hat … jawohl!
    Denn Sabri, der Unglückliche, fühlte sich von der Welt verstoßen und wie ein elender Loser, dem einfach nichts gelang. Und der gute Viktor, das Stehaufmännchen, die Energiebombe, die serbische Erfolgstory mitten im stinkigen Ghetto, hasste Selbstmitleid, das wusste Sabri sehr genau. Wahrscheinlich brauchte er nichts dringlicher, als eine ordentliche Viktor-Ansage … etwa so: »Sie ist weg … oha, und jetzt? Steckt der arme, verlassene Sabri den Kopf in den Sand? Sein Leben ist verloren. Das Ende ist da, die Apokalypse, Armageddon, kein Horizont, kein Licht, nur noch tiefe Dunkelheit und Tritte von allen Seiten … der Gehörnte … was für eine Grausamkeit ihm widerfährt, wo er doch so unschuldig ist, oder etwa nicht? Und nichts kann er tun, nur in seinem eigenen Saft schmoren … Kumpel, ich sag dir was, schwimm oder ersaufe, sag ich, hörst du! Hier, flöß dir einen Kosaken-Kaffee ein und hör schon auf mit der elenden Jammerei, Mann, das ist ja unerträglich und ein Hohn gegenüber allen Menschen, die wirklich verrecken! Da sieh, da draußen, da tobt sich das Leben aus, mit oder ohne dich … verdammte Scheiße.«
    Es gab doch noch etwas in Sabris Leben, das einen Wert hatte. Er hatte es immer für so selbstverständlich erachtet, musste erst mal so tief fallen, bis er ihn erkannte: den einzigen wahren Freund … in guten und in schlechten Zeiten. Er war da ...
     
    ***
     
    Selin stieg aus dem Wagen. Alex auch. »Du hast nicht mal sowas wie einen

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