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RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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streckte.
    Ja, komme gleich.
     
    Ein Mann mit dunkler Jacke und Pelzmütze trat auf den Balkon, sah zuerst gen Himmel, als würde er das Wetter checken oder … ein Stoßgebet sprechen, zündete sich eine Zigarette an und ließ anschließend den Blick von rechts nach links über die Straße und wieder zurückwandern, bis er abrupt bei Selin hängenblieb.
    Konnte es sein, dass die junge Frau da unten ihn beobachtete, oder irrte er sich? Er machte einen tiefen Lungenzug und blies den Rauch durch die breite Nase wieder aus, drehte sich für einen Moment kurz um und sprach scheinbar zu jemandem hinter sich, wandte den Kopf wieder nach vorn und stellte erstaunt fest, dass die Frau immer noch wie gebannt zu ihm hochstarrte.
    Selin war sich nicht sicher, ob der Mann auf dem Balkon sie fixierte oder etwas anderes, spürte aber ein mulmiges Gefühl in sich aufsteigen.
    Gut, nun war es also so weit: Sie senkte den Kopf und schloss die Augen, um dem Moment etwas Andächtiges zu verleihen. Bye bye, kleine Selin, dachte sie bewegt. Ich werde dich nicht vergessen. Bye bye, Anne, Baba, und mein … Sie kam mit ihrem sentimentalen Gedenken an die alten Zeiten nicht weiter, denn beim Blinzeln hatte sie bemerkt, dass der Mann mit der Pelzmütze, der vor einer Minute noch auf dem Balkon gestanden hatte, zusammen mit einem anderen, ebenso finster dreinblickenden Typen aus der Eingangstür getreten war und jetzt dort unten herumlungerte. Beide Männer hatten die Hände in die Jackentaschen gesteckt und redeten miteinander, wobei sie immer wieder zu Selin rüberstarrten. Der zweite Mann war deutlich kleiner, schmächtiger, trug eine kurze beigefarbene Jacke und eine braune Wollmütze.
    Selin wandte sich mehr intuitiv als bewusst ab und lief los ... die Weichselstraße wieder runter auf die Sonnenallee zu. Mittlerweile fror sie ganz entsetzlich, ihre Beine fühlten sich steif und schwer an, ihr Kopf schmerzte durch die feuchte Kälte. Der grimmige Gesichtsausdruck des Mannes mit der Pelzmütze wollte ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen. Wer auch immer diese Typen waren, die nun in der Wohnung wohnten, in der sie ihre Kindheit verbracht hatte, nett sahen sie jedenfalls nicht aus. Und dass sie auf einmal unten vor dem Haus gestanden hatten, war unheimlich … Nur weil sie zu ihnen hochgeschaut hatte? Nein, sicher nicht deswegen, es musste einen anderen Grund geben.
    Als sie vorsichtshalber zurückblickte, musste sie erschrocken feststellen, dass die beiden unweit hinter ihr herliefen, als hätten sie die Verfolgung aufgenommen.
    Okay , dachte sie, die verwechseln mich wahrscheinlich mit jemandem, kann ja wohl nicht sein, dass sie mich verfolgen, was hab ich schon getan, nur mal kurz raufgeguckt!? Oder hatte das Ganze etwas mit Sabri zu tun? Aber das war ja erst recht purer Unsinn und völlig unmöglich, oder? … Nein, nein ...
    Selin überquerte die Weserstraße und lief nun noch schneller. Diffuse Angst vor einer unbekannten Gefahr machte sich in ihr breit. Erneut wagte sie einen Blick über die Schulter und konnte es kaum fassen: Die Männer folgten ihr weiterhin, hatten ihr Tempo ebenfalls erhöht. Was sollte das Ganze bloß?
    Okay, nur die Ruhe ... die Sonnenallee erreichen und dann in ein Taxi steigen … Doch eine leichte Panik hatte bereits eingesetzt und steigerte sich sekündlich. Ihr Puls begann zu rasen. Die gestrigen Ereignisse, ihre planlose Flucht, ihre aufgewühlte Gefühlswelt … Was tat sie da eigentlich? Wie eine Flipperkugel , dachte sie plötzlich. Wie eine Flipperkugel bin ich …
    »SELIN!«
    Der laute Ausruf ihres Namens ließ sie überrascht um sich blicken, ihr Herz klopfte auf einmal so heftig, dass sie stehen bleiben musste. Wenige Meter von ihr entfernt, auf der anderen Straßenseite, entdeckte sie den Minivan. Alex hatte das Seitenfenster heruntergelassen und winkte ihr mit ausgestrecktem Arm zu.
    »KOMM, STEIG EIN …«, forderte er sie mit lauter Stimme auf. Sein Gesichtsausdruck war die pure Anspannung.
    Selin drehte sich ein letztes Mal kurz um, sah ihre finsteren Verfolger auf sich zukommen und rannte schließlich auf die andere Straßenseite. Hastig riss sie die Seitentür des Minivans auf, sprang schnell hinein, unterdrückte dabei einen Aufschrei, als ihr ein stechender Schmerz in die Hüfte schoss, und zog die Wagentür mit einem lauten Knall zu. Im selben Moment ließ Alex den Wagen anrollen und fuhr auf die Kreuzung. Selin entging nicht, wie er immer wieder nervös in den Rückspiegel spähte, als

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