Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
Vom Netzwerk:
verstorben, während die beiden anderen nur sehr leicht verletzt worden seien und schon nach zwei Tagen nach Hause durften. Neill Colan ... warum? ... Und warum hatten sie ihm, verdammt nochmal, diesen Namen verraten? Nun war sein Gewissen noch verkrüppelter als sein Körper.
    Hey, es war nicht deine Schuld, Shane, du konntest unmöglich ausweichen ...
    Doch er weinte hemmungslos, denn all die Worte des Trostes waren lange Zeit nichts wert.
     
    Eine schwere Depression verschlang ihn und zog ihn in eine ganz fremde Finsternis, der Tod winkte wieder verheißungsvoll, rief seinen Namen, besonders nachts, wenn die Lichter gedimmt wurden und eine unheilvolle Stille an den kalten Krankenhauswänden klebte.
    Nur wenn seine Eltern und Freunde zu Besuch kamen, lächelte er mit aller Kraft, ließ sich seine Verzweiflung nicht anmerken, wollte diese lieben Menschen nicht noch mehr ängstigen. Und nur wenn seine Mutter ihn fest in den Arm nahm und »Alles wird gut« flüsterte, dann wollte er ihr glauben, wie einst in der Kindheit.
     
    Und eines Tages kurz vor Weihnachten schien es so, als könnte sie recht haben. Sie waren gerade bei der Verabschiedung. Ganz unerwartet hob und senkte sich sein linker Zeigefinger, was noch vor einer Minute für unmöglich gehalten worden war ... und jeder im Raum erstarrte vor dem Wunder.
    Seine Mutter legte ihren Kopf auf seine Brust und weinte, weinte mit ihm und allen anderen zusammen unaufhaltsame Freudentränen. Schwester Annie rannte eilig hinaus, um das Ärzteteam und das Pflegepersonal herbeizuholen.
    Die dunkelgrauen Betonwolken über Shane bekamen Risse und ließen erste Sonnenstrahlen in sein Gemüt durch.
    Sofort schöpfte er Hoffnung, denn so war er im Grunde: lebensbejahend, manchmal geradezu lebensgierig, sofern er seine Freiheit um die Nase spürte.
    Wird alles wieder gut? Wenigstens ein bisschen?
     
    Noch nicht.
     
    Grausame Schmerzen quälten seinen Körper: Wundschmerzen, Muskel- und Knochenschmerzen, ziehende, stechende, dumpfe und pulsierende Schmerzen. Den Ärzten und Schwestern gegenüber erwähnte er sie mit keinem Wort, hatte dazugelernt. Sie würden ihn nur wieder mit fürchterlichen Medikamenten vollstopfen wollen. Nie wieder wollte er diese elenden Panikattacken und Halluzinationen durchmachen.
    Also schön die Zähne zusammenbeißen, McCaun, ein Kerl wie du schafft das schon! Und außerdem zeigen dir die Schmerzen, dass du noch ziemlich lebendig bist.
    Die Physiotherapie begann, zusammen mit zig anderen Therapien. Nach einer Phase der Qual und des Frustes errang er kleinste Erfolge, von Woche zu Woche ein Schrittchen auf dem ungnädigen Weg, der sich vor ihm erstreckte wie ein gnadenlos langer und schwieriger Gebirgspass.
    Da er die Option, seinem Leben und Leiden gewaltsam ein Ende zu setzen, endgültig von der Liste gestrichen hatte, behielt er nunmehr sein einzig wahres Ziel fest im Auge. Er würde sich befreien von Gurten, Gittern, Schläuchen, Braunülen, Kathetern, Schienen, Rollstühlen, Gehhilfen, Gehstöcken ... ach, all diesen Requisiten seines Albtraums ... und wieder selbstständig laufen, zurück ins Leben laufen, wie auch immer dieses neue Leben aussehen würde.
    Bald konnte er alle Finger seiner linken Hand bewegen und mit dem linken Fuß auf- und ab wackeln. Der Tag jedoch, an dem man ihn in ein sogenanntes Stangerbad setzte, sollte zu einem unvergesslichen Ereignis in seinem Leben seit dem Unfall werden. Die mit angenehm warmem Wasser randvoll gefüllte Badewanne war am Kopf- und Fußende mit Metallplatten ausgestattet, ebenso an den Seiten und am Boden. Elektrische Impulse, die ins Wasser geleitet wurden, sollten die Durchblutung fördern und seine Muskelfunktionen anregen.
    Er atmete tief ein und aus, spürte das wohlige Kribbeln auf der Haut und versuchte zu entspannen, nachdem die Pflegekräfte ihn hinter einem Vorhang allein zurückgelassen hatten. Es gelang ihm, einen Gedankentrip in eine Zukunft zu wagen, in der er einen Platz im Leben hatte, umgeben von Menschen, die er wirklich liebte und für die er unentbehrlich war. Es gelang ihm sogar, nicht mehr nach dem »Warum« zu fragen. Die Dinge waren nun mal, wie sie waren ...
    Und als er so friedlich da lag, begann er eine Melodie zu summen und dabei unbewusst eine Bewegung auszuführen, die er zuerst nicht bemerkte: Er hatte den linken Arm ein wenig abgespreizt.
    Plötzlich realisierte er, was ihm gelungen war, und sein Herz hüpfte aufgeregt. Jetzt tat er es in voller Absicht, und ja, er

Weitere Kostenlose Bücher