Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
Vom Netzwerk:
Suppentopf zu und rührte darin emsig herum. »Doch. Das ist cool, Alex, ich meine, das ist irgendwie beeindruckend«, fand sie. »Nicht jeder Sohn macht das, weißt du. Du und deine Mutter, ihr müsst ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben.« In ihrer Stimme lag zweifellos echte Überzeugung.
    »Wir können uns auch ganz schön auf die Nerven gehen«, versuchte er abzuwiegeln.
    Sie nickte. »Klar, ist aber normal.«
    Er kippte seine letzten Schlucke hinunter und stellte die Flasche auf dem Tisch ab. »Sie hat mich ganz allein großgezogen, ohne Vater, was ... ähm ... ziemlich hart für sie war. Irgendwie härter als für andere Mütter. Ich sag das, weil ich in der Schule genug Freunde in derselben Situation hatte, aber deren Mütter haben sich nicht vor der Welt verkrochen und sich plötzlich alt gefühlt, als hätte das Leben nichts mehr zu bieten. Als meine Oma ein Pflegefall wurde, hat meine Mutter sie mit vollem Einsatz gepflegt, was ihr hoch anzurechnen ist, keine Frage, aber sie konnte sich hinter diesen ganzen familiären Pflichten auch immer prima verstecken, verstehst du? Jetzt, wo meine Oma längst tot ist und ich erwachsen bin, scheint sie immer mehr in ihre Bücher und ihre düsteren Gedanken abzudriften. Keine Ahnung warum ...«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und schob die Hände unter die Achseln. Was blubberte er dieses Mädchen voll?
    »Hast du nicht längst schon eine Erklärung dafür, Alex?«, fragte sie plötzlich mit einer bedeutungsvollen Betonung.
    Mit großen Augen sah er sie fassungslos an. Verdammt, sie stellte vielleicht Fragen ... Natürlich hatte er eine Theorie, aber darüber würde er weder mit ihr noch mit sonst wem reden! Sie war der Antagonist seiner Illusionen über seinen Vater und durfte nicht in Worte gefasst werden.
    »Ich will jetzt wieder dran sein«, forderte er, gespielt belustigt. »Du kannst nicht einen Haufen Fragen hintereinanderstellen, Selin, das geht nicht.«
    War das nicht auch eine Antwort? Sie beschloss, an dieser Stelle nicht weiterzubohren.
    »Okay, dann frag mich«, willigte sie ein.
    Mit ernster Miene tippte er sich aufs Kinn. »Werden dich deine Leute suchen und zurückholen?«
    Selin tat so, als müsste sie überlegen. »Hm, also ... ich glaube nicht, ne ... die nicht! Meine Leute, wie du sie nennst, sind nicht wie die Fälle, die in den BZ-Schlagzeilen landen, nicht wirklich, keine Sorge ... Und ich ... also ich geh jedenfalls nicht mehr zurück.«
    »Das ist mir schon klar«, warf er schief lächelnd ein, »aber vielleicht denen nicht?«
    Selin stutzte einen Augenblick. »Also, meinem ... baldigen Ex ... ist es bestimmt klar, denn er hat diesen Tag insgeheim kommen sehen. Es war nur eine Frage der Zeit. Ich wusste selbst nicht, wann es so weit sein würde. Plötzlich war der Zeitpunkt da, und da hab ich ... also ... einfach die Gelegenheit ergriffen. Es war eine ziemlich spontane Sache, ja. Im Nachhinein kann ich sagen, es musste früher oder später so kommen.«
    Er richtete sich auf, zog den Stuhl näher an den Tisch, damit er die Arme ablegen konnte.
    »Und warum hast du überhaupt geheiratet, ähm, mit ... warte ... gerade mal achtzehn oder neunzehn Jahren ... noch dazu deinen Cousin?«
    »Ich dachte, hintereinander fragen ist nicht erlaubt?«, lachte sie gekünstelt, horchte dabei mit aller Aufmerksamkeit in sich hinein, doch da war keine Stimme, auch kein Bauchgefühl, das sie warnte ...
    »Moment mal, einmal darf ich auch«, verlangte er.
    Abrupt drehte sie sich um, griff nach der Gewürzmischung und schraubte hektisch am Verschluss.
    Dann erstarrte sie plötzlich in ihrer Bewegung.
    »Ich hab das nicht entschieden ... leider«, murmelte sie leise.
    Sie hörte, wie er tief Luft holte und den Atem laut durch die Lippen presste. »Du ... musstest heiraten ... alles klar«, sagte er wie zu sich selbst.
    Sie gab ein Paar Prisen Gewürze in die Suppe und begann, im Topf zu rühren. »Meine Mutter war plötzlich tot, Alex, und ich ... war es irgendwie auch, weil mir alles egal wurde. Ich hatte keine Kraft, keine Ziele, kein gar nichts. Ja, es stimmt, man hat mich nicht wirklich gefragt, und ich habe mich nicht widersetzt. Irgendwie wollte ich meinem Vater keinen Ärger bereiten, er war so ... so ... zerbrochen ... Und dann starb auch er ... ich ...«, sie stockte einen Moment lang, als ihre Stimme bebte, und fuhr dann fort, »... da hatte ich niemanden mehr außer meinem Cousin und seiner Familie. Ich hatte nicht mal mehr mich selbst,

Weitere Kostenlose Bücher