Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
Vom Netzwerk:
aus. Er war neben ihr stehengeblieben und hatte die Einkaufstüte zwischen seinen Beinen abgesetzt. Mit verschränkten Armen beobachtete er amüsiert ihre Reaktion.
    »Meinst du, der Schnee bleibt liegen?«, fragte sie mit kugelrunden Augen.
    Er nickte lächelnd. »Wenn es die ganze Nacht so heftig weiterschneit, schon.«
    Nachdem sich Selins Aufregung einigermaßen gelegt hatte, liefen sie weiter.
    »In welchem Bezirk sind wir hier eigentlich«, fragte sie, als sie sich Alex‘ Wohnhaus näherten.
    »Ich dachte, du hättest das während unserer Fahrt mitgekriegt«, antwortete er erstaunt.
    »Ich hab die Augen zugehabt, und außerdem kenne ich mich in anderen Stadtteilen nicht besonders gut aus.«
    Sie blieben vor dem Hauseingang stehen und Alex fischte seinen Schlüsselbund aus der Jackentasche.
    »Wegen deiner Blase?«, fragte er, während er aufschloss.
    »Hm?« Irritiert trat sie auf der Stelle.
    Ein Schmunzeln lag im Unterton seiner Stimme. »Die, in der du gelebt hast, wie du selber sagtest.«
    »Ach so. Ja, wegen der, und weil ich mir außerdem keine Gebäude und Straßen merken kann.«
    »Na, dann, willkommen in Friedenau ... sozusagen dem ruhigen Teil von Tempelhof-Schöneberg, wobei wir hier eigentlich fast schon in Steglitz sind.«
    »Danke. Friedenau gefällt mir«, behauptete sie, ihren warmen Atem in die eiskalten Fäuste pustend.
    »Bist du sicher?«
    »Ziemlich sicher, na ja, das, was ich bisher gesehen hab, jedenfalls schon.«
    Sie traten gemeinsam in das warme Gebäude und nahmen die Treppen zum ersten Stock. Alex schloss die Wohnungstür so sachte wie nur möglich auf. Als aus dem Wohnzimmer kein Rufen ertönte, gab er Selin mit einem auf die Lippen gedrückten Zeigefinger das Zeichen, leise zu sein.
    Sylvie war in ihrem Sessel eingeschlafen und schnarchte kaum hörbar. Auf ihrem Schoß lag ein aufgeschlagenes Buch.
    »Sie schlummert beim Lesen oft ein«, flüsterte Alex an der Türschwelle. »Lassen wir sie noch weiterträumen.« Er lief weiter zur Küche.
    Selin beobachtete noch ein paar Sekunden länger Sylvies friedvollen Schlaf. Die Anspannung im Gesicht der Frau schien wie verschwunden. Jetzt wirkte sie sogar deutlich jünger, als ihr Benehmen vermuten ließ.
     
    Die Küche hatte eine wohlige Temperatur und duftete nach den vielen Zimtsternen, die auf dem Küchenfenster in einer hölzernen Dekoschale lagen. Selin hatte sie vorher gar nicht bemerkt, war zu sehr von dem Telefonat mit Sabri vereinnahmt worden, doch jetzt nahm sie den unverwechselbaren Geruch von Zimt wahr und hatte sofort ein vertrautes Empfinden. Es duftet wie Sahlep , dachte sie. Anne hat uns im Winter immer Sahlep zubereitet. Es war ihr Lieblings-Wintergetränk gewesen. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie es nie wieder getrunken.
    Alex öffnete die Kühlschranktür. »Möchtest du, ähm, ein Bier?«, fragte er Selin etwas unsicher.
    Bier? Sie schüttelte sich bei der Erinnerung an den Geschmack. »Nein, danke, lieber nicht.« Konzentriert leerte sie die Einkaufstüte, stellte die Lebensmittel auf den Tisch und betrachtete sie gedankenverloren.
    Ihre Augen verloren ihren Fokus.
    Was machte sie hier in dieser fremden Wohnung? Sie holte tief Luft und blickte zum Fenster. Draußen fielen immer noch dicke Schneeflocken vom Himmel wie in den kitschigen Hollywood-Weihnachtsfilmen. Hier drinnen kehrte langsam die Wärme in ihre Wangen zurück und Kälte und Steifheit wichen aus ihren Gliedern. Diese beiden Menschen, Alex und seine etwas schrullige Mutter, bei denen sie jetzt war, hatten sie sehr freundlich aufgenommen.
    »Möchtest du vielleicht einen Saft?«, fragte Alex und riss sie aus ihren Gedanken.
    Seine kristallklaren Augen leuchteten aufmerksam. Einen endlosen Moment lang lächelte sie bewegt in sich hinein.
    »Nein, mir geht‘s gut, zeig mir nur, wo eure ganzen Töpfe sind«, erwiderte sie. Sie war dankbar und froh hier zu sein, es tat ihr gut, ganz eindeutig, es fühlte sich nach Obhut und Schutz an. Von hier aus konnte sie sich hoffentlich auf eine gute Spur bringen, ganz ohne Angst und Panik, ohne übereilte Entscheidungen zu fällen und ohne die winterliche Kälte im Nacken.
    »Hier. Oben und unten.« Er zeigte mit der Hand auf ein paar Küchenschränke. »Wenn ich was tun kann, dann sag‘s mir ruhig.«
    Sie nickte einmal. »Mach ich, danke.«
    Alex setzte sich auf einen Stuhl und versuchte zu entspannen, aber die Anwesenheit der jungen Frau in seinen vier Wänden machte ihn auf eine Weise nervös, die sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher