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RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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zusammengekniffenen Augen bemerkte, wurde er plötzlich unsicher, ob er seine Mutter mit einer Fremden allein lassen konnte.
    Doch wie eine Fremde kam sie ihm nicht mehr vor!?
    Und musste er sich nicht ganz im Gegenteil fragen, ob er Selin seine anstrengende Mama zumuten konnte, wenn er als Pufferzone fehlte?
    Die Zeit drängte, er musste dringend los, es ging nicht anders, es war wichtig ...
    »Ach, Alexander, muss das wirklich sein? Du hast ja nicht mal aufgegessen«, protestierte Sylvie, wusste aber nur zu gut, dass sie ihn nicht aufhalten konnte. Wenn er also der Meinung war, das Mädchen hier lassen zu können, bis er zurückkehrte, dann bitte, sollte er doch gehen.
    »Also, das ist deinem Gast gegenüber nicht sehr höflich, nicht wahr?«, fügte sie kritisch hinzu und blinzelte Selin Zustimmung suchend an.
    »Ich ... nein ... wenn es für Sie kein Problem ist, dann macht es mir auch nichts aus«, sagte Selin zu Sylvie gewandt.
Alex biss erleichtert auf die Unterlippe. »Okay, danke, also ich beeil mich«, versicherte er und verschwand in den Flur.
    Selin und Sylvie widmeten sich wieder ihrem Essen.
    »Nun ja, immer diese Geschäfte«, schniefte Sylvie, griff nach einer Serviette, um ihre Nase zu putzen. Kurz darauf fiel die Wohnungstür ins Schloss. Alex war gegangen.
    Selin zuckte und spürte ein inneres Ziehen, ein Gefühl von Unsicherheit und Angst. Was, wenn er nicht so bald wie erhofft zurückkäme?
    Sie würde nur die Nacht bleiben ...
    »Frau Böller?« Bittend sah sie in das schmale Gesicht ihr gegenüber, dessen Sorgenfalten mit einem Mal viel tiefer wirkten als noch vor wenigen Minuten.
    »Mhm?«, machte Sylvie mit gekräuselter Stirn und wartete, dass Selin weitersprach.
    »Ich möchte mich bedanken, dass ich hier sein darf. Ich will Ihnen auch nicht lange auf die Nerven gehen. Morgen weiß ich hoffentlich, wohin es mich verschlagen soll, ich meine, wo ich die nächste Zeit bleiben werde. Und wenn ich in dem Ort, den ich jetzt ... ähm ... noch nicht kenne, angekommen bin, dann, dann ...« Sie stockte, tja, der Gedanke war nun mal unausgereift und ließ sie wie gegen ein gigantisches Luftkissen rennen. Doch schnell nahm sie den Faden wieder auf. »Es wird sozusagen meine allererste Reise. Das ist leider wahr! Ich war noch nie in einem anderen Land, außer der Türkei, aber das ist schon lange her, da war ich noch ein Kind ... und ... Nur, als ich heute am Flughafen am Schalter stand, musste ich mir ehrlich eingestehen, dass ich die Sache zu unvorbereitet angegangen bin, und bekam kalte Füße, wie man doch so sagt, und da hab ich Alex angerufen.«
    Sylvie starrte stumm auf den Teller vor sich. Flashbacks in die Zeit ihrer Jugend ließen auf ihrer Stirn ein einzigartiges Liniennetz entstehen. In ihrer Versunkenheit offenbarte sich eine Tragik, die sie wie einen Schatz hütete.
    Selin spürte einen Stich.
    Plötzlich lachte Sylvie auf und in ihre bitteren Züge mischte sich ein Ausdruck von Stolz.
    »Wissen Sie ...«, begann sie langsam, presste die Lippen aufeinander, atmete bis in die letzten Winkel ihrer Lungen ein und mit einem befreienden Stoß wieder aus. »Ich war in ihrem Alter, vielleicht sogar etwas jünger, als ich das erste Mal eine Reise antrat. Ich hatte diese Reise sehr gründlich geplant und lange darauf gespart, ein ganzes Jahr, wenn ich mich recht entsinne. Ich wusste sehr genau, wohin es gehen sollte, sehr genau!«
    Selin nickte anerkennend, fragte sich allerdings, ob sie nicht einen verborgenen Vorwurf herausgehört hatte. Gleichwohl schien sich Sylvies Miene erhellt zu haben, denn nun lächelten ihre braunen Augen warm und träumerisch.
    »Wohin sind Sie denn verreist?«, fragte Selin ehrlich interessiert. Es musste ein besonderes Ziel gewesen sein, wenn sie, wie sie behauptete, sich so lange dafür ins Zeug gelegt hatte.
    Den Kopf seitlich geneigt tupfte Sylvie mit der Serviette über die farblosen Lippen. »Selin, wenn Sie möchten, dann machen wir es uns im Wohnzimmer gemütlich und reden da weiter«, schlug sie vor. »Mein Rücken fängt an zu schmerzen, wenn ich zu lange auf diesen Holzstühlen sitze, und kühl wird mir auch. Was meinen Sie?«
    »Gerne, Frau Böller«, antwortete Selin, erfreut darüber, dass die Beklommenheit, die nach Alex‘ Weggang zwischen ihnen getreten war, sich aufzulösen schien. Mit einem zufriedenen Gefühl stand sie auf und begann, den Tisch abzuräumen.
    Sylvie erhob sich angestrengt von ihrem Platz, drückte sachte ihr Kreuz durch und sagte:

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