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- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

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Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
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Angst befiel die Männer, doch zum Glück dachte Peter für sie. Weitergehen, dachte er. Darauf warten, dass die Luft sich verändert, den Augenblick der Stille erspüren, bevor eine Bewegung erfolgt.
    Innerhalb eines einzigen beklemmenden Augenblicks veränderte sich die Luft. Ein kräftiger Windstoß fegte durch die Höhle und stürzte ihn und seine Männer in das Chaos des Nichts.

    Henry sah von Weitem die Wände in einem angsterfüllten schwarzen Kokon verschwinden, als der Windstoß ihn erfasste, Staub aufwirbelte und ihm in die Augen blies.
    Alles, was er hörte, waren Rufe. Schreie. Das Getrappel von Füßen.
    Seine Fackel erlosch.

    Der Vogt sah ihn zuerst. Dieses dunkle Dreieck, den Halbkreis aus vier runden Flecken und, am schlimmsten von allen, die vier kleinen Haken darüber. Der in den Boden getretene blutige Pfotenabdruck des Wolfs, angestrahlt von seiner Fackel. Der Vogt bückte sich zu ihm hinab, und seine Männer umringten ihn, als von irgendwo aus dem tiefen Inneren der Höhle ein Schrei ertönte.
    Ein Mann war angegriffen worden.
    Der Vogt war darauf gefasst, wusste sofort, woher der gellende Schrei kam.

    »Lauft!«, rief er.
    Die meisten Männer folgten ihm, doch ein paar stoben auseinander, liefen vor dem Schrei davon dem Eingang der Höhle zu. Der Berg hallte von ihrem Gebrüll wider.
    Den Gang hinunter, immer weiter, befahl sich der Vogt. Bis zur Gabelung ist es jetzt zu weit. Es muss einen kürzeren Weg geben. Der Boden ist hier tückisch und schlammig. Pass auf, dass du nicht ausrutschst. Stolpere nicht über die Steine am Rand.
    Seine Atemzüge waren laut, seine Schritte noch lauter. Da ist ein Licht. Lauf zu dem Licht, vielleicht ist da etwas. Jetzt konnte er es erkennen. Eine Öffnung, eine Kammer, da vorn!
    Der Vogt taumelte in den Raum, seine Männer hinterher, einer nach dem anderen. Schnee, rot gefärbt vom Mondlicht, wirbelte durch eine Öffnung im Felsen weit über ihnen. Sein Blick suchte den Raum ab, fiel auf verdrehte, hoch aufragende Schatten.
    Gesteinsformationen?
    Ganz langsam, auf etwaige verdächtige Bewegungen achtend, ging er auf sie zu.
    Und erkannte, dass es keine Felsen waren.
    Knochen. Menschenknochen. Drei Meter hoch aufgetürmt. Sie waren so grell weiß, dass sie fast wie gemalt aussahen. Ernüchtert blieb der Vogt vor dem Knochenberg stehen.
    Er schaute nach oben. Wo war der Wolf? Er konnte nicht herausgekommen sein … Die leeren Augenhöhlen der Schädel starrten auf ihn herunter, ihre Münder, zu einem Grinsen verzerrt, spotteten über seine missliche Lage, gaben aber keine Antwort.
    Wieder suchte er den Raum ab … und machte eine andere Entdeckung.

    Adrien. Sein Körper lag kalt und leblos am Boden, grauenvoll zerfetzt vom Wolf.
    Etwas wogte in der Brust des Vogts. Er spürte das entsetzte Schweigen der Männer hinter sich. Er würde den Wolf finden und dafür büßen lassen. Hasserfüllt ging er weiter, aber er trat nicht mehr vorsichtig auf. Es machte ihm Freude, mit schweren, dröhnenden und ausgreifenden Schritten den Raum zu durchmessen. Er würde ihn finden.
    Er malte sich schon die Größe seines künftigen Ruhmes aus, als er hinter sich ein Geräusch vernahm.
    Ein leises Knurren.
    Er wirbelte herum und blickte in ein Maul voller Zähne. Speichel, der sich in den Winkeln sammelte. Riesige funkelnde Fänge.
    Ehe er sich’s versah, hielt er seinen Dolch in der Hand. Die Bestie sträubte die Nackenhaare und der ekelhafte Geifer troff schwer auf den Höhlenboden. Ihre Blicke begegneten sich. Die Zeit stand still. Und dann sprang das Ungetüm und stürzte sich auf sein nächstes Opfer.

Kapitel 13
    V alerie erwachte aus einem schweren Albtraum. Trotz der Kälte im Zimmer, klebte ihr das Haar schweißnass am Kopf. Das erste Morgenlicht dämmerte blaugrau wie Schiefer.
    Valerie versuchte, sich zu orientieren. Sie lag nicht in ihrem eigenen Bett. Sie war in Großmutters Haus – und ihre Schwester war tot. Der Lärm kam aus Großmutters Zimmer.
    »Großmutter?«
    Valerie tapste barfuß durchs Haus, spürte die kalte Luft, die durch die Ritzen zwischen den Dielen blies.
    »Großmutter …?«
    Sie lag noch im Bett, das Gesicht abgewandt, die Decken fest um ihren schlanken Leib gezogen. Der Saum der seidenen pfirsichfarbenen Tagesdecke flatterte um sie herum im Luftzug. Ein Fensterladen schlug gegen den Rahmen. Ein Fenster war offen gelassen worden.
    Oder war jemand eingestiegen?
    Valerie ging hin, um es zu schließen. Der Wald draußen sah krumm und traurig

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