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Red Shark: Thriller (German Edition)

Red Shark: Thriller (German Edition)

Titel: Red Shark: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Sasgen
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Möglichkeiten für Japan. Ich meine damit natürlich die Handelsverträge und militärischen Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Japan, die zurzeit geprüft werden.«
    Die Handelsverträge waren die Folge eines brutalen Handelsembargos gewesen und die Spannungen zwischen Washington und Tokio hatten wegen des enormen Handelsdefizits zugenommen, das für die USA aufgelaufen war. In dem militärischen Zusatzabkommen war vereinbart, dass im Fall einer Einigung die Stationierung eines von Amerika konstruierten Raketenabwehrsystems auf japanischem Boden gestattet werden würde. Dieses System sollte eine Bedrohung durch chinesische und nordkoreanische ballistische Raketen verringern.
    Es gab kritische Stimmen zu der Vereinbarung, die vorbrachten, der Vertrag sei einseitig, würde Japan bevorzugen und amerikanische Technologie verschenken. Japan sei kein demokratischer Handelspartner, der einen freien Markt wünschte, sondern würde eine aggressive Handelspolitik verfolgen. Eine Elite von rechtsgerichteten japanischen Politikern und Managern wäre hinter den Kulissen dafür aktiv, die Vereinbarung durchzupeitschen, um so Zugang zu Technologien zu bekommen, deren Neuentwicklung in Japan zu teuer wäre. Mehr als ein Kritiker hatte Japan vorgeworfen, es würde die gleichen Taktiken verwenden wie im Zweiten Weltkrieg.
    »Unsere Feinde in Amerika behaupten, wir wären wieder darauf aus, die Welt zu erobern, aber diesmal mit wirtschaftlicher Macht«, führte Hatoyama weiter aus. »Manche interpretieren unsere Aktionen als eine moderne Version der expansionistischen Politik der 30er Jahre.«
    Tokugawa blieb stumm.
    »Das sind Lügen, aber gerade jetzt, genau in dem Augenblick, in dem Japan vom neuen Regime in Nordkorea bedroht sein könnte, drohen die Amerikaner mit einem Präventivschlag gegen Nordkorea. Damit würden die militärischen Vereinbarungen in der Luft hängen.«
    Hatoyama machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. »Es wäre eine Katastrophe, wenn die Amerikaner und die Nordkoreaner einen Krieg beginnen würden. Wir wären genau dazwischen.«
    Tokugawa musterte die anderen und sagte: »Und was erwarten Sie von mir?«
    »Darf ich offen sprechen?«, fragte Hatoyama.
    Tokugawa nickte.
    »Sie haben viel Einfluss beim Premierminister. Er verdankt Ihnen sein Amt – bitte, Iseda- san, hören Sie mich an –, und deshalb müssen Sie ihn dazu bringen, dass er den amerikanischen Forderungen nachgibt und die Frage der Handelsabkommen in ihrem Sinn entscheidet. Nur so können wir den Amerikanern beweisen, dass wir mit ihnen gegen Nordkorea verbündet sind.«
    Tokugawa sah Hatoyama empört an. » Den Amerikanern nachgeben –«
    »Ja, Iseda- san, wir brauchen ihre Hilfe.«
    Tokugawa richtete sich auf. »Wir brauchen keine Hilfe von den Amerikanern. Nicht, nachdem sie uns Vorhaltungen wegen unserer aggressiven Handelspolitik gemacht haben und sich weigern, uns als gleichberechtigt anzuerkennen. Die Amerikaner sind arrogante Kriegstreiber. Sie verfolgen ein Ziel von globaler politischer und wirtschaftlicher Vormacht. Sie sind für die Lage in Nordkorea verantwortlich, nicht wir. Wir sind ihnen gar nichts schuldig. Haben Sie vergessen, wofür wir hier stehen?«
    Hatoyama und die anderen hatten all das schon oft gehört. Sie kannten Tokugawas Abscheu gegenüber den Vereinigten Staaten, weil sie Japan besiegt hatten. Weil sie Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki abgeworfen hatten. Weil sie für den Tod seiner Mutter, seiner Brüder und Schwestern in Nagasaki verantwortlich waren. Weil sein Vater Seppuku – rituellen Selbstmord – begangen hatte, weil er nach Kriegsende von General Douglas MacArthur als Kriegsverbrecher der Klasse A angeklagt worden war.
    Tokugawas Ziel bei der Gründung der Vereinigung der Pazifikkriegsveteranen Japans war die Rehabilitierung von früheren japanischen Kriegsverbrechern wie sein Vater und ihre Aufwertung zu Helden Japans gewesen. Japan aber hatte sich verändert, und Namen wie Tojo, Homma, Araki, Kido und Tokugawa waren praktisch aus der allgemeinen Erinnerung verschwunden.
    »Ich habe nichts vergessen«, widersprach Hatoyama. »Und ganz sicher nicht die Generation, die im Pazifikkrieg so ruhmreich gekämpft hat, genauso wenig, dass Amerika diesen Krieg völlig anders beurteilt als Japan. Und wir werden uns niemals jenen im Westen beugen, die sagen, dass der Pazifikkrieg ein Akt brutaler Aggression von Seiten Japans war. Wir bewundern unsere Kriegstoten, weil sie im Kampf gegen einen

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