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Red Shark: Thriller (German Edition)

Red Shark: Thriller (German Edition)

Titel: Red Shark: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Sasgen
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werden.«
    Tokugawa erinnerte sich noch an die traurigen Blicke seiner Großeltern, die den Krieg überlebt hatten und zu denen er im Alter von zwölf Jahren geschickt worden war. Er erinnerte sich noch, wie sie ihm Tag für Tag wie ein Mantra eingetrichtert hatten: »Du bist Japaner. Sei tapfer. Sei stolz!« Er wusste noch, wie sein Vater nach seinem Militärdienst bei der Einheit 731 in der Mandschurei zu ihnen gekommen war. Er war dünn gewesen, ausgemergelt und stand wegen des Todes seiner Frau und seiner beiden Kinder in Nagasaki noch immer unter Schock, aber auch wegen Japans Niederlage, und weil er persönlich sie nicht hatte verhindern können.
    Und auch an die hünenhaften amerikanischen Militärpolizisten in ihren weißen Helmen und ihren weißen Gamaschen erinnerte er sich, die zusammen mit zwei Armeeoffizieren vor dem Haus seiner Großeltern vorgefahren waren, um seinen Vater zu verhaften.
    Man hatte bereits von Plänen der Alliierten gemunkelt, gegen japanische Armeeoffiziere gerichtlich vorzugehen, die wegen Kriegsverbrechen angeklagt waren. General McArthur hatte eine Liste der Personen veröffentlicht, die für Verhaftung und Anklage vorgesehen waren, und der Name Shigeru Tokugawa war unter den Kriegsverbrechern der Klasse A erschienen. Eines Tages hatte der Junge seinen Vater sagen hören: »Ich werde mich nicht von dem Gericht der Eroberer verurteilen lassen.« Sein Großvater hatte ein Wort benutzt, das Iseda bis dahin nicht gekannt hatte: Koshukei . Er hatte es in einem Wörterbuch nachgeschlagen und erfahren, dass es »erhängt« bedeutete.
    Die Amerikaner hatten abgewartet, während Shigeru Tokugawa in seinem Schlafzimmer ein paar persönliche Habseligkeiten für seinen Aufenthalt im Sugamo-Gefängnis zusammengepackt hatte, das, wie jeder wusste, jetzt »Militärgefängnis Nr. 1 des XI. US-Armeekorps« hieß. Iseda hatte sich an seine Großmutter gedrängt und die erniedrigende Prozedur verfolgt, ohne zu verstehen, was er da beobachtete, und warum es geschah. War sein Vater denn nicht ein Patriot, ein Kriegsheld, der versucht hatte, sein Land vor der Zerstörung durch Amerika zu retten? Und jetzt waren die amerikanischen Soldaten gekommen, um ihn abzuholen.
    Er erinnerte sich an die Unruhe, die plötzlich ausgebrochen war, an die Offiziere und die Militärpolizisten, die herumgeschrien und die Schlafzimmertür seines Vaters aufgebrochen hatten. Sein Großvater hatte versucht, sie aufzuhalten, war aber von den Militärpolizisten mit ihren großen Knüppeln niedergeschlagen worden. Der Junge war von seiner Großmutter weggerannt, um dem alten Mann zu helfen, und hatte sich in das Schlafzimmer gedrängt, wo sie hektisch mit seinem Vater beschäftigt waren. Er erinnerte sich an das tiefrot gefärbte Hemd seines Vaters, und an die immer größer werdende tiefrote Lache auf dem Boden neben ihm, und daneben der glänzende zeremonielle Dolch, den er benutzt hatte, um sich den Bauch aufzuschlitzen. Er hatte das vor Schmerzen schrecklich verzerrte Gesicht seines Vaters gesehen, und neben ihm den amerikanischen Offizier mit einem Ausdruck grenzenloser Verachtung in seinem weißen Gesicht.
    Tokugawa erinnerte sich auch noch an das, was dann passiert war. Der Offizier hatte auf den Sterbenden hinabgesehen, und obwohl er wusste, dass der Sohn ihm zusah, hatte er einen Fuß zurückgezogen und dem Vater mit der Spitze seines Kampfstiefels an den Kopf getreten.
    Tokugawa brauchte einen Moment, um sich zu fassen, bis er wieder mit Marschall Jin sprechen konnte. »Sie sagten, Sie hätten den Transport des spaltbaren Materials von Nordkorea über den Hafen von Najin nach Russland arrangiert. Können die amerikanischen Aufklärungssatelliten diese Aktivität bemerken?«
    »Wie Sie wissen, haben wir sie absichtlich sehen lassen, dass wir die Siegel unserer Lager für die Atomsprengköpfe in den Kangnam-Bergen aufgebrochen haben. Wir wollen, dass den Amerikanern völlig klar ist, wie ernst wir die Verteidigung unseres Vaterlands meinen. Wir haben das Material mit einem Laster zu unserem Abschussrampenkomplex in Hamhung transportiert, aber getarnt, sodass die Amerikaner das nicht sehen konnten. Wenn die Zeit dafür gekommen ist, werden wir es sie wissen lassen, wo es ist. Inzwischen haben wir einen gesonderten Transport per Bahn nach Najin vorbereitet. Bei den Inspektionen durch die Satelliten wird es als Baumaterial nach Wladiwostok durchgehen. Von Najin aus wird es über die neue Schnellstraße, die die Russen gebaut

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