Red Shark: Thriller (German Edition)
Befehle von Pjöngjang. Trotz seiner katastrophalen Laune und obwohl er von all dem inzwischen schweißgebadet war, sah er auf seinen Befehlen das Siegel ›Streng Geheim‹ und auf dem Absenderfeld einen Namen, den er nicht erkannte.
»General Yi ist ein Adjutant von Marschall Jin, dem Großen Führer«, erläuterte der Kapitän.
Park las seine Befehle, und sein Mund wurde staubtrocken. »Die Philippinen?«
»Ja. Die Fracht, die Sie dorthin transportieren sollen, wird in vier Tagen hier eintreffen.«
»Aber –«
»Gibt es ein Problem?« Park registrierte den versteinerten Gesichtsausdruck des Kapitäns wie einen Messerstich.
»Genosse Kapitän, wir, ich –«
»Ja?«
»Sir, bei allem Respekt, die Mannschaft der Red Shark braucht weitere Ausbildung – mindestens zwei Wochen –, wenn wir eine Fahrt zu den Philippinen antreten sollen.«
»Wenn Sie die notwendigen Vorbereitungen in der vorgesehenen Zeit nicht schaffen, werde ich Sie Ihres Kommandos entheben.«
Park wusste zwar, dass es keine anderen Kapitäne gab, die für die Führung der Red Shark qualifiziert waren, aber er wählte seine Worte vorsichtig, denn es war ihm klar, dass er in einer Strafkolonie enden würde, wenn er nicht genau das sagte, was der Kapitän hören wollte.
Park salutierte. »Genosse Kapitän, ich werde wie befohlen die Red Shark für die Fahrt vorbereiten und die Fracht in Empfang nehmen.«
»Wegtreten!«
Jake Scott sagte: »Früher einmal habe ich ganz gut Japanisch gesprochen. Jetzt nicht mehr.«
Fumiko prüfte ihn sofort. Sie sagte auf Japanisch etwas, das nur eine alltägliche Antwort verlangte, hörte Scotts fehlerhaftes Gestotter und sagte: »Sie haben recht. Ihr Japanisch stinkt zum Himmel. Wie lange ist es denn her?«
»Zwei Jahre. Es ist nicht nur mein Japanisch schlecht, auch Tokio sieht völlig anders aus.«
»Japan hat sich enorm verändert. Wir erkennen es fast selbst nicht mehr. Sind wir aus dem Westen oder aus dem Osten? Wer weiß das noch?«
»Die westliche Kultur hat eine unumkehrbare Wirkung, mit was sie auch in Berührung kommt«, sagte Scott. »Ich fühle mich selbst nicht immer wohl mit den Auswirkungen davon, die ich so erlebt habe.«
Fumiko lenkte eine Nissan-Cedric-Limousine des japanischen militärischen Geheimdienstes geschickt in den Verkehrsstrom auf der Shuto-Schnellstraße Nr. 4. Sie hatten schon mit dem Verkehr der Rushhour zu kämpfen gehabt, seit sie ihn mit dem Wagen in Yokosuka abgeholt hatte. »Ja, ganz besonders in Japan.« Sie riss ihre Aufmerksamkeit einen Moment von dem Straßenverkehr los und sah ihn an. »Waren Sie schon einmal in der Stadt Ise in der Präfektur Mie, um dort den Schrein der Sonnengöttin Amaterasu-Omaikami zu besuchen?«
»Der Schöpferin der japanischen Inseln.«
»Keine Reise nach Japan ist vollständig ohne einen Besuch des Schreins.«
»Ich war dort«, sagte Scott und beobachtete Fumiko, wie sie sich durch den Verkehr schlängelte. »Ich habe aber nur eine Touristenfalle gesehen.« Er erinnerte sich noch an die Rituale, an die Menschenmassen, die in ihrer Verehrung in die Hände klatschten, an die Priester in ihren pastellfarbigen Roben, die in einer archaischen Sprache ihre Gebete aufsagten. Und Busse voller Touristen mit Kameras.
»Das ist der Preis, den wir für unsere Verwestlichung bezahlen«, sagte Fumiko. »Ich kenne in Japan niemanden, der noch an die alten Götter glaubt.« Sie zuckte die Achseln. »Die jüngeren Japaner haben kaum noch Respekt vor unseren alten Traditionen von Pflichterfüllung und Bindung an die Familie und das Land, also genau die Dinge, die uns zu einer einzigartigen Gesellschaft mit einem engen Zusammenhalt machen.«
»Das ist in den USA nicht anders.«
Fumiko fuhr bei Kasumigaseki, dem Regierungsviertel südlich des Geländes des Kaiserlichen Palasts, von der Schnellstraße ab. »In letzter Zeit hat das Interesse an Bushido wieder zugenommen.«
»Die Lebensart des Kriegers.«
» Bushido und seine Anhänger sind heute sehr umstritten, weil viele Japaner das mit dem Pazifikkrieg in Verbindung bringen. Trotzdem gibt es viele Anhänger dieser spartanischen Kunst des Krieges, der Selbstverteidigung und der Loyalität gegenüber den Kameraden. Für eine Gruppe von älteren, reichen Japanern, die aus General Tojo und General Yamashita Nationalhelden machen, ist das fast eine Religion. Eigentlich ist es verblüffend, dass es Männer gibt, die sich unter unserer dünnen Schicht von Modernität nach dem verlorenen Ruhm und der
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