Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
Sorgen um ihn? Es ist ja nicht so, als ob du ihm sehr oft begegnen würdest.«
»Du hast recht. Ich weiß, dass er zurück ist, wir haben miteinander gesprochen, und das war‘s, punktum. Wir werden uns sicher nicht alle naslang über den Weg laufen.«
Es war kurz nach vier, als Skye einen Aufruhr vor ihrer Bürotür hörte. Sie stand auf, um der Sache nachzugehen, aber bevor sie den Raum durchqueren konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Mitch trat ein. Elsa lief neben ihm her und versuchte, ihn aufzuhalten.
»Tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe ihm erklärt, dass du beschäftigt bist, aber er hat darauf bestanden.«
Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte Mitch mehr als nur darauf bestanden, zu ihr vorgelassen zu werden.
»Ist schon gut«, beruhigte Skye ihre Assistentin. »Mitch und ich sind alte Freunde. Ich freue mich, ihn zu sehen.«
Elsa wirkte zwar nicht überzeugt, aber sie nickte und ging zurück zu ihrem Schreibtisch.
»Setz dich.« Skye deutete auf den Stuhl vor ihrem Tisch.
»Nein, danke. Ich brauche nicht lange.«
Er sieht gut aus, dachte sie und betrachtete seine Jeans und das weiße Hemd. Wütend, aber gut. Seine Gesichtsfarbe war gesünder als bei ihrem letzten Treffen, und die schmerzlichen Linien um seine Augen waren auch nicht mehr so stark ausgeprägt.
Trotz allem, was passiert war, trotz allem, was er zu ihr gesagt hatte, war sie glücklich, ihn zu sehen. Sie wollte zu ihm gehen und ihn in die Arme schließen. Sie wollte eine ganze Menge mehr mit ihm anstellen, was sehr wahrscheinlich bedeutete, dass sie reif für eine Intensivtherapie oder zumindest für ein Selbsthilfebuch mit einem griffigen Titel war.
»Du bist augenscheinlich verärgert«, untertrieb sie und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das finde ich interessant. Wenn jemand das Recht hat, wütend zu sein, dann bin es ja wohl ich.«
»Glaubst du, dass ich blöd bin?«, fragte er.
»Ist das eine Fangfrage?«
Er ignorierte ihren Einwurf. »Ich hatte am Samstag beim Frühstück einen interessanten Gast. Erin.«
Skye öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder. Sie war sich nicht sicher, was sie sagen sollte. Erin frühstückte an fast allen Wochenenden mit Fidela. Wenn Skye schon wach war, ritten sie gemeinsam hinüber. Wenn nicht, kam Arturo und holte das kleine Mädchen. Es war eine Tradition, die Erin sehr viel bedeutete.
»Lass mich raten«, fragte Skye bitter. »Du hast etwas dagegen, dass meine Tochter sich auf deiner Ranch aufhält. Jetzt halt aber mal die Luft an, Mitch. Ich weiß, dass du dich wieder in dein Leben und deine wirklich unfaire Situation einfinden musst, aber Erin hat damit nichts zu tun. Sie und Fidela beten einander an. Sie ist wie ihre Enkeltochter. Sie haben keine eigenen Kinder. Und da sie dich immer wie ihren Sohn behandelt haben, solltest du eigentlich wissen, wie das ist. Erzähl mir also nicht, dass Erin nicht mehr rüberkommen darf.«
»Du glaubst, dass es darum geht?«, fragte er. »Dass dein Kind mit Fidela Pfannkuchen isst?«
»Ja«, antwortete sie vorsichtig. »Worum denn sonst?«
»Interessante Frage. Erin hat mich zu ihrem Geburtstag eingeladen. Sie wird acht.«
»Okay ...?«
Er machte einen Schritt auf sie zu. »Hast du gedacht, ich würde es nicht herausfinden? Dass ich es nicht bemerken würde?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.« Er schaute sie an, als würde er sie am liebsten in kleine Stücke reißen. Aber warum? Weil ihre Tochter acht wurde?
»Sie hat mir gesagt, an welchem Tag sie Geburtstag hat«, sagte er mit wuterfüllter Stimme. »Ich hab mal nachgerechnet. Wann zum Teufel hattest du vor, mir zu erzählen, dass Erin meine Tochter ist?«
Der Raum schien zu schwanken. Wären sie in Kalifornien, hätte Skye gedacht, dass es ein Erdbeben gäbe. Sie konnte nicht atmen, konnte nicht denken, und durch ihre wilde Ungläubigkeit hindurch tat in ihr alles für ihn weh. Wegen des Schmerzes, den sie ihm verursachen würde.
»Tu nicht so, als wärest du überrascht«, sagte er. »Ich weiß, wann wir das letzte Mal Sex miteinander hatten, Mädchen. Es war direkt nach meinem Antrag.«
»Ich erinnere mich«, sagte sie matt. Sie erinnerte sich an alles von dieser Nacht und dem folgenden Tag. »Oh Mitch. Nein.«
Mit zusammengezogenen Brauen sah er sie an. »Gib dir gar nicht erst die Mühe, so zu tun, als wäre sie nicht von mir.«
»Aber das ist sie nicht«, flüsterte sie.
Sein Gesichtsausdruck wurde finster. »Blödsinn. Entweder sie ist von mir,
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