Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
Mitleidsparty? Oder wirst du sie bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag feiern?«
»Klar. Es ist ja so einfach, sich von deinem perfekten Leben aus zum Richter aufzuschwingen. Willst du mit mir tauschen, Skye? Möchtest du einen Arm oder ein Bein abgeben? Leb erst einmal eine Weile so, dann reden wir weiter.«
»Du bist so ein Idiot.« Sie schüttelte den Kopf. »Hier geht es nicht um dein Bein. Hier geht es um dich.«
Er hätte sie zerquetschen können. Er wollte sie nehmen und betteln lassen. Er wollte sie nackt und verletzlich, und dann wollte er sich von ihr abwenden.
Sie schaute direkt in seine Augen, wie um ihn zu ermutigen, seine Gedanken in die Tat umzusetzen. Dann atmete sie tief durch.
»Ich habe Erins DNA-Probe abgegeben. Wann immer du bereit bist, kannst du das Gleiche tun. Damit wir das endlich hinter uns haben.«
»Erin ist von mir. Wir fangen also gerade erst an. Ich verbringe jede Nacht damit, mir all die Arten zu überlegen, auf die ich dich für das, was du mir angetan hast, bestrafen werde.«
Traurigkeit überschattete ihre grünen Augen. »Wenn mich zu hassen dich stärker macht, dann nur zu. Aber ich warne dich, freu dich nicht zu sehr darauf, es mir heimzuzahlen. Erin ist nicht von dir, Mitch. Egal, wie sehr du es dir auch wünschst, sie ist es nicht. Und wenn es für dich leichter zu ertragen ist, indem du mich ein Flittchen nennst, dann tu es meinetwegen. Denk nur daran: Das kleine Mädchen denkt, du bist ein Held. Wenn du ihr auch nur einen einzigen Grund lieferst, anders von dir zu denken, werde ich dafür sorgen, dass du bereust, überhaupt geboren worden zu sein.«
Das brachte ihn zum Lächeln. »Du glaubst, dass du das kannst?«
»Ganz sicher. Du bist so weit unten, dir ist es egal, ob du lebst oder stirbst. Ich hingegen habe etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Meine Tochter.«
Damit verließ sie den Stall. Den Rücken gerade, die langen roten Haare bei jedem Schritt wippend. Er schaute ihr hinterher, bewunderte ihren Kampfgeist, wie wahnsinnig er auch sein mochte. In diesem Spiel konnte es nur einen Gewinner geben, und das würde er sein.
4. KAPITEL
Der private Flugplatz war exklusiv für die Reichen, Abenteuerlustigen. T.J. Boone ist beides, dachte Izzy, als sie ihm entgegenging. Er hatte am vergangenen Nachmittag angerufen und sie zum Fallschirmspringen eingeladen. Sie hatte die Einladung angenommen, um zu sehen, wie weit er das Spiel treiben würde.
Als sie seine kantigen Gesichtszüge und das entspannte Lächeln sah, fragte sie sich, ob das wirklich ihr einziges Motiv gewesen war. Hatte sie etwa Interesse an T.J.? Er sah sowohl auf dem Papier als auch in echt gut aus, was ihr normalerweise reichte. Aber irgendetwas an diesem Mann war anders. Er spielte vielleicht in großem Stil sowohl mit ihr als auch mit Skye, Sie war hier, um herauszufinden, wer er war und was er wollte. Einerseits wollte sie beweisen, dass sie recht daran tat, ihm nicht zu trauen. Andererseits wollte sie Skye beschützen, ob ihre Schwester ihr das nun glaubte oder nicht.
Selbstaufopferung ist mir neu, und sie fühlt sich auch nicht gut an, dachte Izzy. Sie musste daran denken, so etwas nie wieder zu tun.
T.J. stieß sich von seinem BMW M3 ab und kam auf sie zu. »Haben Sie Angst?«, fragte er.
Sie sah über seine Schulter zu dem kleinen Flugzeug hinüber, das mit ihnen in den Himmel steigen würde, damit sie zurück auf die Erde springen konnten.
»Ich hab das schon mal gemacht. Keine große Sache. Der freie Fall ist nicht gefährlich. Es ist die Landung, die einen umbringen kann.« Sie schaute in seine blauen Augen. »Wie ist der Plan? Versuchen Sie weiterhin, mit mir mitzuhalten? Keine Chance.«
»Das sagen Sie jetzt«, erwiderte er mit einem Lächeln.
»Ich werde mich Ihnen schon noch beweisen.«
»Und dann? Wollen Sie mich mit Skye vergleichen? Ihre Chancen verdoppeln? Ist es Jed egal, welche seiner Töchter Sie nehmen, solange es nur überhaupt eine von uns ist?«
Er lächelte sie weiterhin an. »Sie sind sehr zynisch.«
»Ich kenne Jed schon eine ganze Weile. Er ist nicht der warme, fürsorgliche Typ.«
»Das bin ich auch nicht. Macht das nicht das Leben erst interessant?« Er deutete mit der Schulter in Richtung Flugzeug. »Kommen Sie, Izzy. Sie wissen, dass Sie es wollen.«
Sie wollte tatsächlich springen. Es war nicht leise, wie man immer dachte. Es war laut, die Luft rauschte an einem vorbei, und das Herzklopfen dröhnte in den Ohren. Für diese wenigen Minuten war sie völlig frei
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