Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
wäre, erzählte von ihren Plänen für die Sommerferien und darüber, wie hoch sie schon springen konnte.
»Du solltest mich mal springen sehen, Grandpa«, sagte sie fröhlich.
Jed hob den Blick und sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Hast du schon irgendwelche Medaillen gewonnen?«
»Ich hab doch gerade erst angefangen. Aber ich werde bestimmt welche gewinnen.«
Jed grinste. »So gefällst du mir. Du wirst die Beste sein. Bring eine olympische Medaille heim, und wir werden sie in der Eingangshalle ausstellen.«
Zufrieden mit der Antwort, machte Erin sich wieder über ihr Kartoffelmus her.
»Ich bin Barrel-Race-Turniere in der Schule geritten«, erzählte Izzy ihr. »Das hat echt Spaß gemacht. Wir können gerne mal zusammen üben.«
»Okay«, stimmte Erin zu, wie immer glücklich über die Aussicht, Zeit mit ihrer Tante verbringen zu können.
Lexi flüsterte Cruz etwas ins Ohr, woraufhin sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht zeigte. Sie sind verrückt nacheinander, dachte Skye und versuchte, nicht neidisch zu sein. Sie neidete ihrer Schwester das Glück nicht - sie wollte nur auch etwas davon für sich selber haben. Jemanden, an den sie sich anlehnen konnte. Mit dem sie ihr Leben teilen, der ihr helfen konnte. Jemanden zum Lachen und Anlächeln für den Rest ihres Lebens.
Auch wenn sie wusste, dass es dumm war, schweiften ihre Gedanken sofort wieder zu Mitch. Sie hatte ihn seit dem Tag, an dem er die Wahrheit über Erin erfahren hatte, nicht mehr gesehen. Von Fidela wusste sie, dass er ins Krankenhaus eingeliefert worden war und nun auf Krücken ging. Offensichtlich war er noch nicht bereit gewesen, so weit zu laufen, wie er es getan hatte.
Sie fragte sich, wo er war, und am liebsten wäre sie zu ihm gegangen. Aber das würde sie sich verkneifen. Er würde nur wieder versuchen, sie niederzumachen. Sie sollte am besten gar nicht mehr an ihn denken.
Er war nicht ihr Traummann. Er war nur jemand, den sie mal gekannt hatte ... und an den sie ununterbrochen denken musste. Aber wer brauchte schon Lust? Sie hatte ihren Ehemann geliebt. Vielleicht war ihre Beziehung nicht wirklich Feuer und Leidenschaft gewesen, aber sie war stark und solide. Sie zuckte innerlich zusammen. Niemand suchte in der Liebe nach »solide«.
Die Menschen wollten das Feuer, auch wenn das ihrer Meinung nach reichlich überbewertet war. Sie hatte für Mitch lichterloh gebrannt, und was hatte ihr das gebracht? Nichts als Ärger.
»Die Lehrerin in der Schule hat gesagt, dass du wahnsinnige Kühe hast, Grandpa«, sagte Erin in die Stille hinein. »Ich hab gesagt, dass unsere Kühe sehr glücklich sind.«
Mit wütender Miene schaute Jed auf. »Welche dumme Schl...«
»Dad«, unterbrach ihn Skye scharf. »Sie hat nur ihre Meinung gesagt, und sie ist Erins Lehrerin.«
Jed warf Erin einen genervten Blick zu. »Sie ist trotzdem ein Dummkopf, lass dir das gesagt sein.«
Erin legte ihre Gabel nieder. »Sie weiß eine ganze Menge. Sie ist eine gute Lehrerin, Grandpa. Sie kennt halt nur unsere Kühe nicht.«
Um Izzys Mundwinkel zuckte es. »Vielleicht sollten wir sie einmal einladen. Sie könnten gemeinsam Tee trinken.«
Skye ignorierte die Bemerkung. »Sie meinte nicht, dass unsere Kühe unglücklich sind. Rinderwahnsinn ist eine Krankheit, die Kühe befällt. Wenn Menschen das Fleisch dieser Rinder essen, können sie davon auch krank werden.«
Erin kaute auf einem Stück Steak. Sie war auf einer Ranch aufgewachsen und wusste, wo ihr Essen herkam. »Aber unsere Kühe sind nicht krank, oder?«
»Nein. Sie sind definitiv vollkommen gesund. Manche Leute verstehen gerne mal etwas falsch.«
»Vor allem Erwachsene«, murmelte Erin leise.
»Da hast du recht«, bestätigte Izzy und sah Skye an.
Das Abendessen zog sich mühsam dahin. Als sie fertig waren und den Tisch abgedeckt hatten, nahmen Lexi und Cruz Erin auf ein Eis mit in die Stadt. Skye wanderte ruhelos in ihrem Schlafzimmer auf und ab. Dann nahm sie kurz entschlossen die Autoschlüssel von der Kommode und rannte die Treppe hinunter. Er würde ihr vermutlich den Kopf abreißen, aber sie musste ihn einfach sehen. Musste wissen, ob es ihm gut ging.
Auf der Cassidy-Ranch öffnete Fidela die Tür.
»Er ist in seinem Büro im Stall«, sagte sie mit besorgtem Blick. »Da ist er jeden Tag, seitdem er aus dem Krankenhaus zurück ist. Weder redet er mit mir, noch isst er etwas. Er trinkt nur. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Wirst du mit ihm reden? Wirst du dafür sorgen, dass
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