Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
es ihm besser geht?«
»Nun, wir wollen es mal nicht übertreiben«, murmelte Skye. »Ich werde mal nach ihm sehen.«
»Gut. Er braucht jetzt jemanden.« Ihre mit sanfter Stimme auf Spanisch gesprochenen Worte klangen beinahe wie ein Gebet.
Skye fuhr um den Stall herum und stieg dann aus dem Auto.
Es war früher Abend, die Luft war noch warm, aber man konnte die Kühle der Nacht schon ahnen. Die Insekten waren laut, die Pferde leise, und sie hatte das Gefühl, der einzig lebende Mensch auf der Welt zu sein. Das Gefühl hielt allerdings nur so lange an, bis das Geräusch von zerberstendem Glas die Stille durchschnitt.
Schnell steckte sie die Autoschlüssel in ihre Jeanstasche und rannte zu Mitchs Büro. Sie fand ihn auf eine Krücke gelehnt an seinem Schreibtisch stehend. Eine Scotch-Flasche lag zerbrochen an der Wand, eine weitere stand auf seinem Tisch.
»Ah, schau einer an, wer da kommt.« Seine Stimme klang leicht schleppend. »Skye Titan. Ist das der Tag, an dem du die örtlichen Krüppel besuchst? Kommen nach mir die Witwen und Waisen dran?«
Seine Haut war bleich, die Augen blutunterlaufen, doch als er sich einen weiteren Drink aus der frischen Flasche eingoss, war seine Hand sehr ruhig.
»Ich möchte nicht in deiner Haut stecken, wenn du morgen früh aufwachst«, sagte sie.
»Du würdest überhaupt nicht in meiner Haut stecken wollen«, erwiderte er. »Gott weiß, dass noch nicht einmal ich das will.« Schwer ließ er sich auf seinen Stuhl sinken und schob die Flasche zu ihr hinüber. »Bedien dich. Entschuldige, dass ich kein zweites Glas habe. Du kannst aber gerne aus der Flasche trinken, das macht mir nichts aus.«
Sie ignorierte die Einladung. »Ich wollte sehen, wie es dir geht.«
Er winkte mit der Krücke. »Es ging mir niemals besser. Und selbst? Du siehst heute Abend besonders sexy aus, Skye. Wieso ziehst du nicht dein T-Shirt aus, damit ich deine schönen Brüste bewundern kann?« Er prostete ihr zu. »Auf deine Brüste, Darling, und jeden Mann, den du damit in die Knie gezwungen hast.«
Er war mehr als betrunken. Sie warf einen Blick auf die Flasche und fragte sich, ob er schon eine Alkoholvergiftung hatte.
Sie nahm die Flasche mit dem Scotch, ging hinüber zur Spüle in der Ecke und leerte den Inhalt aus.
»Ich habe noch weitere fünf davon«, sagte er ungerührt.
Sie drehte sich zu ihm um und stellte die leere Flasche auf die Arbeitsplatte. »Vielleicht, aber um an sie heranzukommen, müsstest du aufstehen. Und ich bezweifle, dass du es auch nur bis zur Mitte des Raumes schaffst.«
Sein Blick konzentrierte sich auf ihre Brust. »Das kommt auf meine Motivation an.«
Sie ignorierte auch diese Bemerkung. »Hast du irgendetwas getan, seitdem du aus dem Krankenhaus raus bist?«, fragte sie. »Außer zu trinken? Oder sitzt du hier nur rum und badest in Selbstmitleid?«
Er leerte sein Glas mit einem Zug. »Dieses Spiel wirst du mit mir nicht spielen.«
»Warum nicht? Irgendjemand muss es tun. Sieh dich doch an, Mitch. Das bist nicht du. Ich weiß, dass du eine schwere Zeit hinter dir hast, aber du lebst. Du hast ein Zuhause und Menschen, denen du etwa bedeutest.«
»Aber kein Kind. Richtig? Kein Kind.«
»Du bist nach Hause gekommen.« Skye wollte unbedingt zu ihm durchdringen. »Was ist mit den Jungs, die nicht so viel Glück hatten? Was ist mit denen, die kein Zuhause und keine Familie haben? Ich denke, die haben den ersten Platz am Selbstmitleidstrog verdient. So wie ich das sehe, nimmst du dir mehr, als dir zusteht.«
Er starrte sie an. »Reiz mich nicht, kleines Mädchen«, brummte er. »Ich kann es immer noch mit dir aufnehmen.«
»Aber nicht heute Abend.«
»Ich kann es versuchen, und ich verspreche dir, dass es wehtun wird.«
Sie näherte sich dem Schreibtisch und schaute auf ihn hinunter. »Ist es das, was du willst? Mir wehtun? Wirst du dich dann besser fühlen? Gut. Dann leg mal los. Ich habe dich fallen lassen, Mitch. Habe unsere Beziehung einfach aufgegeben. Nun fang schon an, mich zu bestrafen.«
Mit einer heftigen Handbewegung knallte er das Glas auf die Tischplatte. »Es reicht, Skye. Du hast mich nicht fallen lassen. Du hast meinen Antrag angenommen. Du hast mir gesagt, dass du mich liebst und für immer mit mir zusammen sein willst, und dann hast du deine Meinung geändert, weil dein Vater es so wollte.«
Er hatte recht. In allem. »Ich hatte Angst«, gab sie zu. Jeglicher Trotz war von ihr gewichen. »Jed hätte mir den Rücken zugewendet, und das konnte ich
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