Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
Hüften. »Wenn du dich auf Bullet setzt und mit mir ausreitest, werde ich ganz still sein.«
»Ich lass mich doch nicht von einer Achtjährigen manipulieren.«
Sie grinste. »Willst du mich mal schreien hören?«
»Erin.« Der Name war eine gebrummte Warnung.
Ihr Grinsen wurde noch breiter. »Oder ich könnte auch singen. Nun komm schon, Mitch, lass uns ausreiten.«
Auf einem Pferd durchgeschüttelt zu werden war eine besondere Form der Hölle, die er lieber nicht erleben wollte. Auf keinen Fall, sagte er sich. Auf überhaupt keinen Fall.
Aber dann stellte er fest, dass er ihr in die Augen schaute und Hoffnung darin schimmern sah.
»Du wirst dich dann besser fühlen«, flüsterte sie. »Ich versprecht dir. Ich werde kein einziges Wort sagen.« Sie schaute zu seinem linken Bein - oder dahin, wo es einmal gewesen war. »Ich weiß, dass du Schmerzen hast. Fiddle hat mir erzählt, dass du dich überanstrengt hast und dieses Prothesending dir wehtun kann.«
Sie biss sich auf die Unterlippe und berührte ganz leicht ihren eigenen Oberschenkel. »Ich hätte Angst, wenn ich ein Bein verlieren würde. Ich hätte so viel Angst, dass vielleicht nicht mal Umarmungen von meiner Mom mir helfen würden. Es ist wirklich traurig.« Sie hob den Blick, und er sah Tränen in ihren Augen. »Es tut mir so leid, dass du jetzt Schmerzen hast und dass du davor im Krieg verletzt worden bist.«
Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter. »Würde es dir wehtun, wenn ich dich umarme?«
Seine Kehle wurde sehr eng, und er musste schlucken. Als er seinen Kopf schüttelte, rannte sie auf ihn zu und schlang ihre Arme um seine Taille. Sie hielt ihn so fest, als wollte sie ihn nie wieder gehen lassen.
Sie hätte von mir sein können, dachte er traurig. Sie hätte von mir sein sollen. Er und Skye hatten heiraten wollen. Wenn sie es getan hätten, würden sie jetzt auch schon eine Familie haben. Vielleicht mit einer Tochter wie Erin.
Stattdessen war ihr Vater irgendein alter Mann, der ihm Skye gestohlen hatte. Nein, ermahnte er sich. Es war nicht Rays Schuld. Er hatte nur genommen, was ihm angeboten wurde. Die wirklichen Schufte hier waren Skye und Jed. Und er würde es beiden heimzahlen.
»Sag Ja.« Erin schaute zu ihm auf. »Ich werde weder schreien noch rufen noch singen. Reit einfach ein Stück mit mir aus.«
»Okay. Du hast gewonnen.«
Sie sprang zurück und jubelte vor Freude, dann hielt sie sich schnell die Hand vor den Mund. »Sorry. Ab jetzt werde ich ganz leise sein.«
»Das wäre gut.«
Mitch ging zu Bullets Stall und hielt die Tür auf, während Erin das Pferd herausführte. Mit seinen Krücken konnte Mitch nicht dabei helfen, die Ausrüstung zusammenzusuchen, aber Erin wusste, was sie tat, und in Windeseile hatte sie den Sattel und das Zaumzeug herbeigeholt.
Der Sattel war so groß und schwer, dass sie ihn halb ziehen musste. Auf einem Bein balancierend und sich mit einem Arm auf die Krücke stützend, half Mitch ihr, den Sattel auf das Pferd zu hieven.
Zehn Minuten später war auch Erins Pferd fertig. Mitch führte Bullet zu dem kleinen Tritt, der ihm das Aufsteigen erleichtern sollte, und zögerte.
»Ich habe seit beinahe zehn Jahren nicht mehr auf einem Pferd gesessen«, murmelte er. »Und das war mit zwei Beinen.«
Er war auch nicht daran gewöhnt, von der rechten Seite aus aufzusteigen. Aber ohne seine Prothese hatte er keine andere Wahl.
»Du schaffst das«, munterte Erin ihn auf. Sie stand vor Bullet und streichelte seinen Kopf. »Ich halte ihn fest. Aber ich glaube nicht, dass er sich bewegt. Er ist etwas ganz Besonderes.«
Ja, besonders ausgebildet für einen Krüppel, dachte Mitch bitter. Er lehnte die Krücken gegen einen Balken und hüpfte dann die drei Treppen der Aufstieghilfe hinauf, wobei er sich am Geländer festhielt, um die Balance zu halten. Oben angekommen, brachte er sein linkes Bein mit einem Schwung über den Sattel. Dann verlagerte er das Gewicht, stieß sich mit dem rechten Bein ab und - saß im Sattel.
»Du hast es geschafft!«, jauchzte Erin. Das Geräusch schoss wie ein Blitz durch seinen Kopf.
Aber er erinnerte sie nicht daran, leise zu sein. Vor allem, weil es sich ziemlich gut anfühlte, wieder auf einem Pferd zu sitzen. Sie reichte ihm die Zügel. Er übte ein wenig Druck mit den Oberschenkeln aus, und Bullet setzte sich in Bewegung.
Wie ein Äffchen kletterte Erin auf ihr Pferd und schloss zu ihm auf, sobald sie den Stall verlassen hatten.
Das helle Sonnenlicht ließ seinen
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