Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
versorgt wissen, was in seiner Vorstellung dreißig bis vierzig Millionen Dollar bedeutete. Aber sie brauchte das Geld nicht. Sie hatte immer noch etwas von dem Erbe ihrer Mütter, und außerdem gab sie nicht viel aus.
Erins Geld war in einem Trustfonds angelegt. Skye hatte keine Ahnung, was die anderen Kinder mit ihrem Erbe gemacht hatten. Es gab keinen Kontakt zwischen ihnen, nicht einmal zu ihrer kleinen Halbschwester.
Sie versuchte, sich nichts daraus zu machen. Erin wusste nicht viel über die anderen, und eine Beziehung, die es nicht gab, konnte man wohl kaum vermissen. Während Skye akzeptierte, dass sie sie immer hassen würden, war sie traurig, dass sie auch Erin abwiesen.
Ray hatte immer gesagt, sie solle ihnen Zeit geben. Damals ahnte sie nicht, wie wenig gemeinsame Zeit ihnen bleiben würde.
»Ich weiß, dass du mich geliebt hast«, flüsterte sie. Er konnte sie nicht hören, aber es fühlte sich gut an, so zu tun als ob. Dass sie eine Antwort bekommen und er dann laut lachen würde. Dieses große, laute Lachen von ihm, dass ihr immer gute Laune gemacht hatte, egal, was gerade in ihrem Leben passierte.
»Mitch ist uns in die Quere gekommen, nicht wahr? Du wusstest, dass er in meinem Herzen ist, auch wenn ich es nicht wusste. Sogar als ich versucht habe, ihn zu vergessen.«
Wie ein Schatten hatte Mitch zwischen ihnen gelebt. Ein Schatten, dem sie nicht entkommen konnte.
»Ich habe dich nicht genug geliebt«, sagte sie mit Tränen in den Augen. »Und jetzt bist du fort. Du wärst so enttäuscht von mir. T.J. hat sich als echte Katastrophe herausgestellt. Izzy hat versucht, mich vor ihm zu warnen, aber ich habe ihr nicht zugehört. Das liegt an meinem verdammten Stolz. Ich glaube, davon hatte ich schon immer zu viel. Oh Ray.«
Ihre Finger umklammerten den Grabstein, und sie wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen und die Dinge verändern. Wenn sie nur früher über Mitch hinweg gewesen wäre. Oder überhaupt.
Aber das war nicht das Einzige, was sie bedauerte. Ihr war endlich klar geworden, dass sie an dem Tag, an dem sie Ray anstelle von Mitch wählte, sich selbst verloren hatte. Sie hatte die Essenz dessen, wer und was sie war, verloren, und das war mit ein Grund dafür, warum sie Ray nicht so hatte lieben können, wie er es verdient hatte.
Ray war gut zu ihr gewesen. Er hatte sie immer ermutigt, nach den Sternen zu greifen. Er war es auch, der den Vorschlag mit der Stiftung gemacht hatte. Er hatte ihr mit der Logistik geholfen und ihr angeboten, sie finanziell zu unterstützen, wenn es nötig wäre. Obwohl er ein ganzes Stück älter war als sie, war er im Herzen und Kopf jung geblieben. Und Erin und sie waren sein größtes Glück gewesen.
Nun war er fort, und sie wusste nicht, was als Nächstes passieren würde. Außer dass es für sie vielleicht an der Zeit war, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das zu tun, was für sie und ihre Tochter richtig war, und nicht jedem Mann um sich herum zu erlauben, Entscheidungen für sie zu treffen.
14. KAPITEL
Das Klingeln ihres Handys riss Skye aus dem Schlaf. Als sie danach griff, schaute sie auf die Uhr. Es war noch nicht einmal fünf Uhr morgens. Kein gutes Zeichen.
»Hallo?«
»Hey, ich bin‘s, Dana. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber ich wollte dir einen Vorsprung verschaffen. Sie kommen, um Jed zu verhaften. Ihr habt weniger als eine Stunde Zeit. Und nein, er sollte nicht weglaufen. Aber es wäre sicher gut, wenn er einen seiner Fünfhundert-Dollar-die- Stunde-Anwälte anriefe. Ich wollte, dass du Bescheid weißt, denn die Presse wird auch da sein. Halte Erin von ihnen fern.«
Skye setzte sich auf. Sie verstand nicht, was ihre Freundin ihr sagen wollte. »Wer will Jed verhaften?«
»Das FBI. Die örtliche Polizei wird sie dabei unterstützen. Es ist wegen Schmuggels. Militärische Waffen nach Übersee zu verschiffen ist nicht gerade etwas, das die Regierung glücklich macht. Sie haben schnell einige vorläufige Anklagepunkte zusammengeschustert, bis sie die wirklich wichtigen Punkte beweisen können.«
»Das ist alles Garths Schuld«, schnaubte Skye. »Er hat dafür gesorgt, dass das passiert. Alles.«
»Ich stimme dir zu. Aber solange wir es nicht beweisen können, geht Daddy in den Knast. Aber sag niemandem, dass ich dich angerufen habe.«
»Keine Angst. Ich will ja nicht, dass du Ärger bekommst.«
»Danke, Dana.«
»Gern geschehen.«
Ohne zu zögern kletterte Skye aus dem Bett. Sie schnappte sich ihren
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