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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Bild zeigte ihn in seiner Landjunkertracht, direkt in die Kamera blickend. Brille. Trilby. Herrschergebaren.
    »Drehen Sie es um«, sagte ich.
    Er tat es mit erhobenen Augenbrauen und las, was Mrs. Jackson auf die Rückseite geschrieben hatte. Das ist der Steuerbeamte …
    Von einem Moment zum anderen verwandelte er sich derartig, daß man den Eindruck hatte, eine völlig andere Person wäre in seine Haut geschlüpft; er streifte den aufgeblasenen, selbstsicheren Blender ab und wurde zum unberechenbaren labilen Wirrkopf. Die grelle Kleidung, die zu dem einen Charakter gepaßt hatte, wirkte an dem anderen grotesk – wie um eine Handgranate gewickeltes Geschenkpapier. Ich sah den Lance Kinship, von dessen Existenz ich nur etwas geahnt hatte. Nicht den ziemlich lächerlichen Poseur, der vorgab, etwas zu sein, was er nicht war, sondern den wirren Psychotiker, der alles tun würde, um den äußeren Schein zu wahren.
    Wahrscheinlich lag die wirkliche Gefahr gerade in seiner Unzulänglichkeit. In seiner Entfremdung von der Realität. In seiner theatralischen Gedankenverwirrung, die einen Mord als Problemlösung zuließ.
    »Bevor Sie etwas sagen, schauen Sie sich besser auch die anderen Sachen in dem Umschlag an«, sagte ich.
    Mit zornigen Fingern ging er sie durch. Die bestellten Abzüge … und die glänzenden Schwarzweißreproduktionen von Dana den Relgans Drogenliste und den Brief, den ich auf dem Diazopapier gefunden hatte.
    Sie waren die totale Katastrophe für ihn.
    Er ließ die Bilder von dem großen Filmproduzenten auf den Boden fallen wie buntes Laub im Format zwanzig mal fünfundzwanzig, und behielt die drei Schwarzweißabzüge mit sichtbarem Grausen in der Hand.
    »Sie hat gesagt …«, setzte er heiser an. »Sie hat geschworen, daß Sie sie nicht haben. Sie hat geschworen, daß Sie nicht wußten, wovon sie redet …«
    »Sie hat von den Drogen geredet, mit denen sie von Ihnen versorgt wurde. Komplett mit Datum und Preisen. Die Liste, die Sie in der Hand halten, eindeutig in ihrer Handschrift, auch wenn sie es ursprünglich nur auf Zellophan geschrieben hatte. Und natürlich erscheint Ihr Name, wie Sie sehen, dick und breit darauf.«
    »Ich bringe Sie um«, sagte er.
    »Nein, das lassen Sie schön bleiben. Sie haben Ihre Chance verpaßt. Jetzt ist es zu spät. Wenn das Gas mich getötet hätte, wären Sie davongekommen, aber es hat mich nicht getötet.«
    Er sagte nicht: »Welches Gas?« Er sagte: »Alles ist danebengegangen. Aber es war nicht schlimm. Ich dachte … es sei nicht schlimm.« Er sah hilflos auf die Schwarzweißabzüge hinab.
    »Sie haben gedacht, es sei nicht schlimm, weil Sie von Dana den Relgan gehört haben, daß ich die Liste nicht habe. Und wenn ich die Liste nicht hatte, hatte ich auch den Brief nicht. Was immer ich von George Millace haben mochte, die Liste und den Brief hatte ich offenbar nicht … Haben Sie das gedacht? … Wenn ich sie gar nicht hatte, gab es keinen Grund mehr, mich zu töten. Stimmt’s?«
    Er antwortete nicht.
    »Jetzt ist es dazu viel zu spät«, sagte ich, »weil ich diese Schriftstücke noch x-mal abgezogen und verteilt habe. Es existiert auch ein weiterer Abzug von Ihrem. Bild, auf dem Mrs. Jackson sie erkannt hat. Eine Bank, Anwälte, verschiedene Freunde haben Anweisung, alles der Polizei zu übergeben, falls mir ein tödlicher Unfall zustoßen sollte. Sie haben von jetzt an großes Interesse daran, daß ich am Leben bleibe.«
    Nur langsam begriff er, was meine Worte bedeuteten. Er blickte wiederholt zweifelnd von meinem Gesicht auf die Fotos und wieder zurück.
    »George Millaces Brief …«, sagte er.
    Ich nickte. George Millaces handgeschriebener Brief lautete:
     
    Lieber Lance Kinship,
    ich habe von Dana den Relgan eine außerordentlich interessante Liste von Drogen erhalten, mit denen sie in den letzten Monaten von Ihnen beliefert wurde. Ich bin sicher, daß ich richtig gehe in der Annahme, daß Sie ein professioneller Dealer dieser illegalen Substanzen sind.
    Es ist in den einschlägigen Kreisen, in denen Sie zur Stärkung Ihres Selbstbewußtseins gerne verkehren, nur allzu bekannt, daß Sie dieses Privileg nur genießen, weil Sie sie sozusagen als Gegengabe mit Haschisch, Heroin und Kokain beliefern.
    Ich könnte Dana den Relgans Drogenliste natürlich an geeigneter Stelle vorlegen. Ich werde Ihnen jedoch in Kürze telefonisch einen Alternativvorschlag machen.
    Hochachtungsvoll
    George Millace
     
    »Er war getippt, als ich ihn bekam«, sagte Lance

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