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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Kinship matt. »Ich habe ihn verbrannt.«
    »Hat George Millace Ihnen seinen Alternativvorschlag am Telefon gemacht?« sagte ich.
    Der Schock legte sich allmählich und machte einer wachsenden Feindseligkeit Platz.
    »Ich erzähle Ihnen gar nichts.«
    Ich beachtete ihn nicht und sagte: »Hat George Millace gefordert, daß Sie damit aufhören sollen, Drogen zu verhökern … und daß Sie dem Fond für verletzte Jockeys etwas spenden sollen?«
    Sein Mund ging auf und schnappte heftig zu.
    »Hat er angerufen …?« fragte ich. »Oder hat er Ihnen seine Bedingungen gestellt, als er hier vorbeigekommen ist?«
    Eisiges Schweigen.
    »Haben Sie … etwas … aus Ihrem Vorratsschrank in seinen Whisky geschüttet?«
    »Beweisen Sie es!« sagte er in abartigem Triumph.
    Das war natürlich nicht möglich. George war eingeäschert worden, und man hatte sein Blut nur auf Alkohol untersucht. Nach anderen Drogen hatte man nicht gesucht. Zum Beispiel nicht nach Tranquilizern, die geschmacklos waren und den Fahrer bei genügend hoher Dosierung mit Sicherheit einschläfern konnten.
    George hatte sich ein Opfer zuviel ausgesucht, dachte ich bedauernd. Hatte sich ein Opfer ausgesucht, das er für einen Wurm hielt, und nicht erkannt, daß es sich um eine Kobra handelte.
    George hatte einen gewaltigen Fehler gemacht, falls er dieses eine Mal sehen wollte, wie sich sein Opfer wand, wenn er seine Bedingungen stellte. George wäre nicht im Traum darauf gekommen, daß dieser unfähige Schwächling zum Todesschlag ausholen würde, um seinen erbärmlichen Lebensstil zu bewahren; er hatte nicht wirklich begriffen, wie fanatisch Lance Kinship an seiner Tuchfühlung mit dem Jet-Set hing, der ihn bestenfalls tolerierte. George hatte Lance Kinships Raserei sicher mit Genuß gesehen. Sicher war er lachend davongefahren. Armer George.
    »Haben Sie nicht damit gerechnet, daß George eine Kopie seines Briefs hinterlassen hat?« sagte ich.
    Seinem Gesichtsausdruck nach war das nicht der Fall. Vermutlich hatte er impulsiv gehandelt. Um ein Haar hätte er damit richtig gelegen.
    »Als Sie gehört haben, daß George andere Leute erpreßt hat … Dana eingeschlossen … ist Ihnen dann wohl der Gedanke gekommen, ich könnte Ihren Brief haben.«
    »Ich hab’s gehört«, sagte er wütend. »Ich hab’s gehört … in den Clubs … Philip Nore hat die Briefe … er hat den Relgan ruiniert … dafür gesorgt, daß er aus dem Jockey Club flog … Haben Sie etwa gedacht … nachdem ich’s wußte … haben Sie wirklich geglaubt, ich würde warten, bis Sie zu mir kommen?«
    »Unglücklicherweise bin ich jetzt zu Ihnen gekommen«, sagte ich langsam, »ob es Ihnen gefällt oder nicht.«
    »Nein.«
    »Doch«, sagte ich. »Ich sage Ihnen gleich, daß ich genau wie George kein Geld haben will.«
    Er war mißtrauisch.
    »Sie sollen auch wissen, daß es Ihr Pech ist, daß meine Mutter an Heroin gestorben ist.«
    »Aber ich habe Ihre Mutter nicht gekannt«, empörte er sich.
    »Nein, natürlich nicht. Und Sie haben sie ohne Frage nie mit Drogen versorgt … Ich habe nur seit langem ein gewisses Vorurteil gegen Drogendealer. Das können Sie ruhig wissen. Sie sollen ruhig verstehen, warum ich verlange …, was ich verlange.«
    Er machte impulsiv einen Schritt auf mich zu. Ich dachte an den flotten Karateschlag, den er den Relgan in Kempton versetzt hatte, und fragte mich, ob er auf seinen Schnursohlen auf dem Parkett genauso gut war. Fragte mich, ob er irgendwas richtig konnte … oder ob es sich einmal mehr um Augenwischerei handelte, um das Vakuum zu kaschieren.
    Er wirkte albern, nicht gefährlich. Ein Mann, weder jung noch alt, Ansatz zur Glatze, Brillenträger … Strandkleidung im Dezember.
    Ein Mann unter Druck … der töten konnte, wenn man ihn zu sehr unter Druck setzte. Nicht durch unmittelbare körperliche Gewalt, wenn man’s recht bedachte, sondern in seiner Abwesenheit, durch Drogen und Gas.
    Er kam nie dazu, mir den blinden Racheschlag zu versetzen, den er beabsichtigt hatte. Er trat auf eins der zu Boden gefallenen Fotos, rutschte aus und fiel hart auf ein Knie. Diese Demütigung schien ihm sein letztes Restchen Selbstvertrauen zu rauben, denn als er zu mir aufblickte, sah ich weder Haß noch Trotz, sondern Furcht.
    Ich sagte: »Ich will nicht das, was George wollte. Ich verlange nicht von Ihnen, mit dem Drogenhandel Schluß zu machen. Ich will wissen, wer Sie mit Heroin versorgt.«
    Er kam wackelig auf die Füße und machte ein entsetztes Gesicht. »Das kann

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