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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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und wie ein Krokodil grinste, und Bart Underfield sah so glücklich aus wie seit kurz nach dem Prozeß nicht mehr.
    »Was haben Sie damit vor?«
    »Einfach abwarten, denke ich«, sagte ich. »Sehen, was passiert.«
    »Ich denke, ich lag falsch«, sagte Jeremy nachdenklich, »als ich Ihnen geraten habe, den ganzen Kram aus der Schachtel zu verbrennen.«
    »Mhm.« Ich lächelte schwach. »Morgen mach ich mich an die blauen Rechtecke.«
    »Sie haben also rausbekommen, wie?«
    »Tja, ich hoffe es. Mal sehen.«
    »Wie denn?«
    Er wirkte echt interessiert, denn sein üblicherweise die Umgebung absuchender Blick wandte sich geschlagene zehn Sekunden in meine Richtung.
    »Hm … wollen Sie einen Vortrag über die natürlichen Eigenschaften des Lichts hören oder nur die geplanten Schritte?«
    »Keinen Vortrag.«
    »O.k. Wenn ich die orangenen Negative durch blaues Licht auf sehr kontrastreiches Schwarzweißpapier vergrößere, müßte ich meiner Schätzung nach ein Bild bekommen.«
    Er blinzelte. »Schwarzweiß?«
    »Wenn ich Glück habe.«
    »Woher bekommen Sie blaues Licht?«
    »Da wäre jetzt doch der Vortrag fällig«, sagte ich. »Wollen Sie das letzte Rennen sehen?«
    Ein kleiner Rückfall zu eckigen Ellbogenbewegungen und Stehen auf einem Bein und stockendem Gefasel war zu verzeichnen – wahrscheinlich, weil es galt, das Anwaltsgewissen mit der Duldung von Pferdewetten in Übereinstimmung zu bringen.
    Ich hatte ihm jedoch Unrecht getan. Als wir auf der Tribüne auf den Start des Rennens warteten, sagte er: »Ich habe … äh … ehrlich gesagt … ähm … Sie reiten sehen … heute nachmittag.«
    »Ach wirklich?«
    »Ich dachte … es, äh, könnte lehrreich sein.«
    »Und, hat Sie’s mitgerissen?«
    »Um ehrlich zu sein«, sagte er, »wohl eher Sie als mich.«
     
    Während wir Richtung St. Albans fuhren, erzählte er mir von seinen Nachforschungen bei der Fernsehgesellschaft.
    »Ich habe mir die Liste der Mitwirkenden zeigen lassen, wie Sie es vorgeschlagen haben, und ich habe gefragt, ob sie mich mit jemandem zusammenbringen könnten, der bei der Produktion in Pine Woods Lodge dabei war. Da wurde übrigens nur ein einziger Film gedreht. Die Truppe war nur ungefähr sechs Wochen dort.«
    »Nicht sehr vielversprechend«, sagte ich.
    »Nein. Trotzdem haben sie mir gesagt, wo der Regisseur zu finden ist. Arbeitet immer noch fürs Fernsehen. Sehr mürrischer, deprimierender Mann, der nur aus Gebrummel und einem gewaltigen Schnurrbart besteht. Er saß am Straßenrand in Streatham und sah einigen Elektrikern zu, die eine Gewerkschaftsversammlung abhielten und dann in Streik traten und sich weigerten, die Szene zu beleuchten, die er in einem Kirchenportal drehen wollte. Seine Laune war, kurz gesagt, scheußlich.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Leider war er keine große Hilfe«, sagte Jeremy bedauernd. »Vor dreizehn Jahren? Wie zum Teufel er sich an miese sechs Wochen vor dreizehn Jahren erinnern solle? Wie zum Teufel er sich an irgendein mieses Weib mit einem miesen Balg erinnern solle? Und so weiter in diesem Sinne. Allerdings konnte er mir mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, daß garantiert keine miesen Typen irgendwo in der Nähe von Pine Woods Lodge herumgelungert hätten, als er dort drehte. Er könne bei der Arbeit keine herumlungernden Laien vertragen, und ich solle mich bitte ebenfalls zum Teufel scheren.«
    »Schade.«
    »Danach habe ich einen Hauptdarsteller der Produktion aufgespürt, der zur Zeit in einer Kunstgalerie arbeitet, und fast die gleiche Antwort bekommen. Dreizehn Jahre? Mädchen mit kleinem Kind? Nichts zu machen.«
    Ich seufzte. »Ich hatte große Hoffnung auf die Fernsehleute gesetzt.«
    »Ich könnte weitermachen«, sagte Jeremy. »Sie sind nicht schwer ausfindig zu machen. Ich habe einfach ein paar Agenturen angerufen, um an den Schauspieler heranzukommen.«
    »Das überlasse ich ganz Ihnen.«
    »Das müßte gehen.«
    »Wie lange waren die Musiker da?« sagte ich.
    Jeremy kramte ein inzwischen ziemlich abgegriffen aussehendes Blatt Papier hervor und sah nach.
    »Drei Monate, plus minus eine Woche.«
    »Und nach ihnen?«
    »Die religiösen Fanatiker.« Er schnitt eine Grimasse. »Ihre Mutter war doch wohl nicht religiös?«
    »Heidin.«
    »Es ist alles so lange her.«
    »Mhm«, sagte ich. »Warum versuchen wir es nicht anders? Wir könnten Amandas Foto in der Zeitschrift Horse and Hound abdrucken lassen, mit der Frage, ob jemand den Reitstall erkennt. Diese Gebäude stehen

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