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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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schneller werdend davon, und ich fuhr heim in das leere Haus und fühlte mich ungewohnt einsam.
     
    Newbury-Rennen, Freitag, Ende November.
    Lord White war da, stand unter dem weiten Glasdach vor dem Waageraum und redete ernsthaft mit zwei anderen Stewards. Er sah aus wie immer, grauweißes Haar zum größten Teil unter dem Trilby-Hut versteckt, brauner Überzieher über dunkelgrauem Anzug, eine Ausstrahlung von gütiger Vernunft. Schwer vorstellbar, daß er bis über beide Ohren verknallt war. Unmöglich, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.
    Wie immer in diesen Bereichen mußte ich dicht an ihm vorbei, um zur Tür des Waageraums zu gelangen. Er setzte standhaft seine Unterhaltung mit den Stewards fort und gab nur durch ein ganz leises Flackern seines Blicks in meine Richtung zu erkennen, daß er meine Anwesenheit bemerkt hatte.
    Wenn er nicht mit mir reden wollte, war es mir nur recht. Weniger peinlich in jeder Hinsicht.
    Im Waageraum stand Harold und erzählte einem alten Kumpel überschwenglich von einem Geschäft, wo man günstig neue Reifen bekam. Noch fast im gleichen Atemzug erzählte er mir, er würde auf meinen Sattel warten, wenn ich mich freundlicherweise schnell umziehen und wiegen würde, und als ich fertig umgezogen zu ihm zurückkam, war er immer noch bei Diagonal- und Gürtelreifen. Der Kumpel nutzte die Gelegenheit zu verduften, und Harold nahm meinen Sattel und das Aufgewicht und sagte mit hämischer Freude: »Hast du gehört, daß Dschingis-Khan rausgeflogen ist?«
    Ich war ganz Ohr.
    »Bist du sicher?«
    Harold nickte. »Der alte Lanky …«, er zeigte auf den entschwindenden Kumpel, »hat’s mir, kurz bevor du gekommen bist, erzählt. Er sagt, sie haben heute morgen in London eine Art Krisensitzung des Jockey Clubs abgehalten. Er war dabei. Lord White hat sie gebeten, die Pläne für ein Komitee unter dem Vorsitz von den Relgan fallen zu lassen, und weil es in erster Linie ja die Idee vom Alten Schneesturm gewesen war, haben alle zugestimmt.«
    »Immerhin etwas«, sagte ich.
    »Immerhin?« Harold schaltete auf Empörung um. »Mehr fällt dir dazu nicht ein? Das ist die beste Kehrtwendung seit dem Rückzug der Armada.«
    Er stakste brummelnd und kopfschüttelnd mit meinem Sattel davon und ließ mich, ohne es zu wissen, überaus erleichtert zurück. Was immer mein Besuch bei Lord White bewirkt haben mochte, er hatte seinen wesentlichsten Zweck erfüllt. Zumindest hatte ich nicht ganz umsonst einen Mann, den ich mochte, in ein tiefes Chaos gestürzt, dachte ich dankbar.
    Ich ritt einen Hurdler, der Zweiter wurde, was den Besitzer ungemein und Harold nicht sonderlich freute, und später ein Zwei-Meilen-Jagdrennen auf einer empfindlichen Stute, die eigentlich kein Herz für den Job hatte und gehätschelt werden mußte. Sie überhaupt über die Runden zu bringen war das Höchste, was man erwarten konnte; ein Erfolg, der von Harold mit einem Grunzen quittiert wurde. Da wir außerdem auf den vierten Platz kamen, deutete ich sein Grunzen als Anerkennung, aber da konnte man nie sicher sein.
    Als ich meine Straßenkleidung wieder anzog, kam ein Offizieller in den großen, lärmenden Jockeyraum und brüllte nach hinten durch: »Nore, Sie werden verlangt.«
    Ich zog mich fertig an, ging in den Waageraum hinüber und stellte fest, daß Lord White mich erwartete.
    »Ich möchte mit Ihnen reden«, sagte er. »Kommen Sie hier in den Stewardraum … und schließen Sie bitte die Tür.«
    Ich folgte ihm in das Zimmer neben dem Waageraum, das die Stewards für Untersuchungen an Ort und Stelle benutzten, und schloß wie gewünscht die Tür. Er stellte sich hinter einen der Stühle, die um den großen Tisch herum standen, und packte die Lehne mit beiden Händen, als wäre sie ein Schutzschild, eine Schranke, der Wall der Festung.
    »Ich bedaure«, sagte er förmlich, »was ich Ihnen am Dienstag unterstellt habe.«
    »Schon gut, Sir.«
    »Ich war erregt … aber es war unentschuldbar.«
    »Ich verstehe Sie gut, Sir.«
    »Was verstehen Sie?«
    »Nun … daß man ausschlagen will, wenn jemand einen verletzt.«
    Er deutete ein Lächeln an. »Poetisch ausgedrückt, wenn ich so sagen darf.«
    »Wäre das alles, Sir?«
    »Nein.« Er zögerte nachdenklich. »Ich nehme an, Sie haben gehört, daß das Komitee abberufen ist?«
    Ich nickte.
    Er holte tief Luft. »Ich möchte den Relgan zum Austritt aus dem Jockey Club auffordern. Um ihn besser überreden zu können, habe ich vor, ihm diese Fotos zu zeigen, die er

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