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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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wurde die Hitze, die sich
flimmernd über das Land gelegt hatte, immer unerträglicher. Die Sonne brannte
unbarmherzig vom Himmel. Nicht nur Jose warf Claudius mehr als einen finsteren
Blick zu. Sie hatten bei dieser Reise darauf verzichtet, Pferde auf die Schiffe
zu laden. Und so mussten sie einen strapaziösen Fußweg auf sich nehmen. Bald
schon konnte man unterdrücktes Murren der Männer hören. Es wurde lauter und
deutlicher. Einzelne Wortfetzen drangen an Joses und Claudius‘ Ohren.
    „Dieser Sklaventreiber!”
    „Der kann mich mal, ich gehe nicht einen Schritt weiter.”
    „Ich möchte ihm am liebsten einen über den Schädel ziehen!”
    Jose warf Claudius einen vorsichtigen Blick zu. Der Freund neigte
in letzter Zeit zu Wutausbrüchen. Er war aufbrausend und gewalttätig geworden.
Das Potenzial hatte zwar immer schon in ihm geschlummert, war aber erst völlig
ausgebrochen, als sie diesen neuen Kontinent betreten hatten.
    Claudius spürte Joses Blick und lächelte den Freund verkrampft
an. Wie immer, wenn sie sich einen stillen Blickkontakt gönnten, fuhr seine
Hand unter das Hemd. An die Stelle, an der er die Karte verbarg. Jose seufzte.
Er wusste, was diese Geste bedeutete. Und das stimmte ihn alles andere als
zuversichtlich.
    Sie hatten sich von den Männern entfernt, sodass diese sie nicht
hören konnten.
    „Was ist nur mit dir los, Claudius?”, fragte Jose vorwurfsvoll.
„Ich erkenne dich kaum wieder. Seit wir dieses Land betreten haben ... bist du
... bist du so ...”
    Das Lächeln auf Claudius’ Gesicht vertiefte sich. „Dir fehlen die
Worte, mein Freund”, sagte er. „Das ist selten.” Dann griff er nach Joses Arm
und flüsterte. „Sei unbesorgt, ich habe mich unter Kontrolle.”
    Jose hegte berechtigte Zweifel. Aber er war nicht in der
Stimmung, diese laut zu äußern. Außerdem würde es auch nichts ändern. Sie
hatten dieses Thema schon zu oft erörtert. Es führte zu nichts. Joses Blick
wanderte wieder umher. Die Landschaft faszinierte ihn immer mehr. Sie war
üppig, schroff und abwechslungsreich. Manches erinnerte ihn an seine Heimat.
Aber vieles unterschied sich auch von ihr. Er bedauerte es zutiefst, ihr nicht
mehr Zeit widmen zu können.
     

     
    Nach etlichen Stunden erreichten sie einen träge dahinfließenden
Fluss, der in eine breite Bucht mündete. Auf der anderen Seite des Ufers
erhoben sich die spitzen Zelte eines großen Stammes. Hinter dichten Büschen
versteckt, kundschafteten Claudius’ Männer das Indianerdorf aus. Irgendetwas
schien die „Wilden” zu beunruhigen. Was Claudius nicht wissen konnte, war die
Tatsache, dass sich unter den einzelnen Clans schon herumgesprochen hatte, dass
weiße Götter über das Wasser gekommen waren. Aber die Alten waren sich noch
nicht einig, ob Gefahr von diesen Göttern ausging.
    Claudius’ Kundschafter kamen mit der Nachricht zurück, dass die
„Wilden” ihre Gesichter mit vertikalen Streifen bemalt hatten und Adlerfedern
als Kopfschmuck im Haar trugen. Sie hatten Speere, Pfeile und Bögen und waren
ihnen an der Zahl weit überlegen.
    Claudius hörte das mit Sorge. Er hasste es, unverrichteter Dinge
umzukehren. Doch es blieb ihnen nichts anderes übrig.
    „Wir müssen zurückkehren. Ohne Waffen und Pferde kommen wir nicht
weiter”, stieß er wütend hervor. „Die Nina und Pinta werden
zurücksegeln. Jose und ich bleiben mit einer Hand voll Männer an der Küste und
auf der Santa Maria . Und ihr segelt mit der Nachricht zurück, dass wir
den Seeweg nach Indien gefunden haben. Lasst euch mit allem Nötigen ausrüsten
und kommt auf dem schnellsten Weg wieder zurück.” Er sah seinen besten Mann an,
den Einzigen, dem er vertraute. „Juan, du übernimmst das Kommando. Ich verlasse
mich auf dich!“ ...
     

     
    Saha hörte Ishtars Keuchen neben sich. Die Welt in dem magischen
Nebel war so real, dass sie meinte dazuzugehören.
    „Was ist das für ein Unmensch?”, drang es rau aus Ishtars Kehle.
    „Das war der Entdecker Amerikas.”
    „Aber er faselt doch immer etwas von Indien”, hielt Hazee ihm
entgegen. Das übermütige Funkeln war aus ihren sonst so fröhlich
dreinblickenden Augen gewichen.
    Hiawatha deutete auf die Dunstglocke. „Claudius wollte
ursprünglich Indien entdecken, landete aber mit seinen Schiffen vor der Küste
Amerikas.”
    „Blöd war er also auch noch!”, entfuhr es Dahsani vorlaut.
    Hiawatha lächelte verständnisvoll. „Das kann man so nicht sagen.
Er war durchaus nicht dumm. Damals war die

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