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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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verzog
das Gesicht.
    „Pfui”, schimpfte sie. „Ich habe auch schon mal besser gegessen.”
    Hazee grapschte ihr einfach ein Stück aus den Händen. Manchmal
wohnten sieben Teufel in ihr. Mindestens. Sie schlug ihre Zähne beherzt in das
Wurzelstück, verzog ebenfalls das Gesicht und schluckte den Brocken tapfer
herunter. Die Anderen folgten ihrem Beispiel. Saha musste sich überwinden, das
bittere Zeug  hinunterzuwürgen. Sie war schon immer sehr wählerisch gewesen und
aß noch lange nicht alles. Aber das war mit Abstand das Scheußlichste, was sie
jemals vertilgt hatte.
    Sie hustete. „Das schmeckt ja grässlich”, rief sie rebellisch. Es
gab eigentlich keinen Grund, sich zu beschweren, denn sie konnte froh sein,
dass Shirkan überhaupt etwas Essbares hervorgezaubert hatte. Aber sie konnte
sich wie immer nicht beherrschen. Musste ihren Launen freien Lauf lassen. Ihr
Protest hielt jedoch ihre Begleiter nicht ab. Mit Heißhunger stürzten sie sich
auf die Wurzeln, die in Sekundenschnelle verputzt waren.
    Saha schaute ihnen dabei zu und gähnte ungeniert. Dann
betrachtete sie ihre Freunde, die sich, halbwegs gestärkt, dicht nebeneinander
legten und die Augen schlossen. Na gut, das kann ich auch, dachte sie, lehnte
sich an Ishtars schimmernden Körper und versuchte ebenfalls zu schlafen.
    Und – auch wenn sie es nie für möglich gehalten hätte – es
gelang.
     

     
    Die Sonne kitzelte am nächsten Morgen Sahas Nase. Tuc und Barb
waren bereits wach und unterhielten sich leise mit Uhura. Es war schon wieder
drückend heiß. Ein schwüles Lüftchen umwehte sie. „Würde es doch mal regnen”,
stöhnte Jabani. Sie sehnte sich in die kühle, dunkle Höhle zurück, in der sie
bisher gehaust hatte.
    Saha blickte in den wolkenlosen Himmel. „Ja, es wäre wirklich
eine Wohltat, wenn endlich ein paar Tropfen Wasser vom Himmel fielen.”
    Doch To neinili, der Regengott, verweigerte ihnen das
lebensspendende Nass. Er war der erste Gott, der ihnen seine Macht zeigte. Und
seinen Zorn. Er ließ sie darben. Ließ sie über verdorrte, harte Erde gehen.
Ließ sie dursten und nahm ihnen schon zu Anfang ihrer Reise die Hoffnung,
jemals die Fünfte Welt zu erreichen. Die Luft war zu heiß zum Fliegen. Sie
verbrannte ihnen die Flügel. So krochen sie Meter für Meter durch diesen
unerträglichen Brutkasten.
    „Puh”, ächzte Tuc. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so
geschwitzt zu haben. Geschwitzt und gelitten. Und dabei war seine
Leidensfähigkeit sehr groß. Das wusste er seit dem Moment, als er mit ansehen
musste, wie sein Volk unterging. Er würde den Anblick der Wassermassen des über
die Ufer getretenen Flusses, welche die Stadt seines Volkes mit sich rissen,
nie vergessen. Dabei war es purer Zufall gewesen, dass er verschont geblieben
war. Sein jüngster Sohn hatte gefiebert und Tuc war in den Wald gegangen, um
Heilkräuter zu sammeln. So war ihm das Los des frühen Todes erspart geblieben.
Auch wenn er sich in den dunklen Stunden des Schmerzes nichts sehnlicher
gewünscht hatte, als mit seiner Familie gestorben zu sein. Mittlerweile war er
dankbar dafür, dass er noch lebte. Ihn trieb die Hoffnung voran, ein Weibchen
seiner Spezies zu finden und ein neues Volk zu gründen. Darin sah er eine große
Chance. Und seine Daseinsberechtigung.
    Tuc ließ die Flügel hängen. Kleine Schweißrinnsale liefen über
seinen Körper. „Puh, das ist ja nicht auszuhalten.” Seine Stimme zitterte vor
Anstrengung.
    „Das kannst du wohl laut sagen”,  entfuhr es Hazee keuchend. Ihr
sonst so prachtvolles, rotbraunes Fell klebte verschwitzt an ihr. Aber es ging
nicht nur ihr so erbärmlich. Die Anderen sahen auch nicht viel besser aus.
Shirkans Gang hatte sichtbar an Elastizität verloren, Jabanis Gesichtsausdruck
wirkte noch verschlossener als sonst, Ishtars dünne Flügel hingen schlaff herab
und Barbs klebten ihr wie festgeschweißt am Körper. Nur Saha hatte keine
Schwierigkeiten. Ihr Chitinpanzer glänzte wie gewachst. Aber auch Kasur machten
die Hitze und der Flüssigkeitsverlust nicht so sehr zu schaffen wie ihren
Freunden. Die giftgrüne Schlange glitt mühelos über den Boden. Uhura bewegte
sich mit komischen Flatter-Trippel-Bewegungen neben ihr her. „Das ist die
Sonnenstraße”, gab sie im Lehrmeisterton von sich.
    Hazee warf einen genervten Blick in das sonnenveredelte Blau des
Himmels. „Eine sehr treffende Bezeichnung. Aber ich hatte für meinen Geschmack
schon zu viel des Guten.”
    „Ich auch!”, pflichtete

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