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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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zornig gestimmt. Seit
einigen Tagen grollt und grummelt es in den Bergen, dass man das Gruseln
bekommt.”
    „Wir kommen aus der Ersten Welt und ...”, begann Shirkan.
    „ Woher kommt ihr?”, wurde er von Shash gleich wieder
unterbrochen.
    „Aus der ersten Welt.”
    „Das haut mich um.” Shash lachte. „Es gibt sie also wirklich.”
    „Was dachtest du denn?”, fragte Saha empört.
    Shash musterte sie mit seinen dunklen Knopfaugen. „Ich dachte
immer, meine Großmutter erzählt mir Märchen.” Ein Schatten huschte über sein
Gesicht.
    „Was wurde aus deiner Familie?”, erkundigte sich Shirkan sanft.
„Willst du es uns erzählen?”
    „Warum nicht”, antwortete Shash leise. „Bis auf eine Hand voll
wurden wir ausgerottet. Mein Vater, mein Bruder, zwei alte Bären und ich fanden
uns, nachdem die Erde untergegangen war, hier oben wieder. Wie wir hierhin
gekommen sind, weiß ich nicht, aber dass diese Welt existiert, wusste meine
Großmutter anscheinend schon viel früher. Sie sagte immer mit einem sonderbaren
Klang in der Stimme: Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, Shash, die du
nie ergründen wirst. Und ich dachte immer, sie erzählt Unsinn und habe mich
über sie lustig gemacht. Erst viel später erkannte ich, dass sie eine weise,
alte Bärin war. Aber da war es zu spät. Ich konnte es ihr nicht mehr sagen, sie
war schon tot.”
    „Sie weiß es.” Uhuras Stimme wehte mitfühlend zu dem Bären
herüber. Shash blickte in ihre gelben Augen und wusste, dass sie die Wahrheit
sprach. Auch wenn diese mehr als unwahrscheinlich klang.
     

     
    Der Regen der Feuerzungen versiegte wieder. Der Zorn des Feuergottes
schien verraucht zu sein. Vorsichtig verließen die Freunde die geschützte Lage
der Höhle und die steil aufsteigende Bergkette. Shash begleitete sie. Es hatte
nicht viel Überredungskunst gekostet, ihn zum Mitgehen zu bewegen. Der Bär
lebte allein in den Bergen und fühlte sich einsam. Und in seinen Augen hatte es
hoffnungsvoll geblitzt, als Uhura die Möglichkeit in Erwägung zog, dass es in
den Welten über ihnen vielleicht noch Überlebende des Bären-Clans gab.
    Sie durchkämmten das terrassenförmig verlaufende Tal. Tuc saß auf
Shashs Kopf zwischen den runden zotteligen Ohren und plapperte auf den Bär ein.
Ihre Schicksale ähnelten sich, und das verband sie. Trotz der Unterschiede, die
sie so offensichtlich trennten.
    „Sieh dir nur die beiden an. Wie David und Goliath.” Barb
kicherte. Saha gab ihr Recht. Tuc und Shash stellten ein komisches Paar dar.
Aber Saha freute sich für die beiden, deren innere Einsamkeit mit jedem Wort,
das sie wechselten, abnahm.
    Das Tal ging in eine Hügellandschaft über. Auch diese erklommen
sie klaglos. Mehr oder weniger. Saha konnte sich ab und zu ein Jammern nicht
verkneifen. Barb musste sie immer häufiger daran erinnern, dass sie diejenige
gewesen war, die unbedingt in die Fünfte Welt wollte. Dann verzog Saha mit
schöner Regelmäßigkeit schuldbewusst das Gesicht und gelobte Besserung.
    Bis zum nächsten Mal.
    Abends sammelten sie Beeren und Früchte für ihr leibliches Wohl
und Brennholz für ein wärmendes Feuer. Dann scharten sie sich um die
Feuerstelle und blickten in die zischelnden Flammen. Hingen stumm ihren
Gedanken nach.
     

     
    Am nächsten Tag stiegen sie weiter auf. Sie erreichten die
Hügelkuppe und Saha wollte schon erleichtert aufatmen. Endlich war der Gipfel
erreicht. Doch der Jubelschrei blieb in ihrer Kehle stecken. Sie standen vor
einem steilen Abgrund.
    „Das war es dann wohl!“, ließ sich Hazee vorlaut vernehmen. Das
weiße Gesicht des Windes blies pausbäckig kalte Luft über sie hinweg. Über sie
und den Pinienwald, der unter ihnen am Fuß des Hügels lag. Daran schlossen sich
duftende, lilafarbene Lavendelfelder an. Es war ein wunderschöner Anblick. Sie
fragten sich nur, wie sie hinunterkommen sollten.
    „Fallschirme müsste man haben”, sagte Hazee.
    Saha deutete auf Shirkan und die anderen geflügelten Insekten.
„Einige von uns haben da keine Probleme, aber andere ...” Sie warf Hazee und
Shash einen bedeutungsvollen Blick zu und grinste.
    „Na toll, soll das etwa heißen, wir sind für euch ein Klotz am
Bein?”, fragte Hazee entsetzt.
    Das Grinsen auf Sahas Gesicht uferte aus. „Was ist denn mit dir
los? Du bist doch sonst nicht so empfindlich und immer für einen Spaß zu
haben.”
    Hazee zuckte mit den Schultern. „Sonst stehe ich auch nicht vor
einem Abgrund und weiß nicht, wie ich nach unten kommen

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