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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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blieb kopfüber hängen.
„Ich schlage vor, wir schlafen einige Stunden und gehen dann mit neuen Kräften
an den Aufstieg”, murmelte sie und schloss die Augen.
    „Eine blendende Idee!” Uhura setzte sich ebenfalls auf den
armdicken Blattstängel. Tuc und die Anderen folgten ihr eilig. Die Müdigkeit
stand ihnen deutlich auf den Gesichtern geschrieben.
    „Wie könnt ihr jetzt schlafen?”, beschwerte sich Saha. Sie konnte
sich nicht vorstellen, auch nur eine Sekunde die Augen zu schließen. Gar
einzuschlafen. Aber als sich auch Barb ein Schlafplätzchen suchte, fügte sich
Saha murrend in das Unvermeidliche und ließ sich neben der Freundin nieder.
     

     
    Der Aufstieg war weniger beschwerlich, als sie gedacht hatten.
Saha grübelte die ganze Zeit: Es ist zu einfach, es ist zu einfach ... Sie
hatte nach allem, was sie gehört hatte, erwartet, dass irgendeine höhere Macht
sie daran hindern würde, in die Zweite Welt zu gelangen. Aber nichts
dergleichen geschah.
    Dann erreichten sie ihn.
    Den Durchschlupf.
    Mühelos und glücklich.
    Endlich!
    Sie warfen einen ersten Blick in Richtung Eden.

 

ZORN DER GÖTTER
     
     
    Als sie endlich die Zweite Welt erreichten, in jene blaufunkelnde
Wolkendecke tauchten, hatten sie keine Gelegenheit mehr, zurück zu dem saftigen
Grün der Ersten Welt, ihrer verlassenen Heimat, zu blicken. Der Zorn der Götter
über so viel Unverfrorenheit, ungebeten in ihrer Welt zu erscheinen, traf sie
unvorbereitet.
    Zu früh gefreut, durchzuckte es Saha, und sie dachte mit
Schrecken an all die Geschichten, die sie gehört hatte. Danach wohnten die
Götter in den verstreut liegenden Bergen der Zweiten Welt. Saha wusste, dass
die Alten immer behauptet hatten, dass sich die wenigen, die bisher diese Welt
erreicht hatten, schon sehr bald nach der Gesellschaft Sterblicher gesehnt
hatten. So sehr, dass sie, ohne die Zweite Welt zu durchstreifen, in die Erste
Welt zurückgekehrt waren.
    Saha war sich sicher, dass ihr das nie passieren würde. Niemals!
    In ihr würde sich auf keinen Fall der Schmerz der Sehnsucht nach
ihrer alten Heimat ausbreiten und festsetzen. Hier war die Welt, in der
mystische Geschöpfe ihr Unwesen trieben. Und das war von Natur aus schon
interessanter. Das erstickte die aufkeimende Angst vor den unbekannten Größen
wieder in ihr.
    Saha blickte hinauf in den Himmel, der sich wie ein endloser
blauer Bogen über sie spannte, und hätte jubeln können. Sie hatten die Erste
Welt endgültig hinter sich gelassen.
    Und nun lag die Zweite Welt vor ihnen.
    Auf den ersten Blick unterschied sie sich nicht wesentlich von
der ersten, ausgenommen die Farben, die leuchtender in den Tag flossen. Und die
Besucher schimmernd willkommen hießen. Dabei eine ungeheure Fröhlichkeit
ausstrahlten. Sahas Körper durchzog plötzlich eine ungeheure Erregung. Sie
hatte zur Folge, dass sie sich unverwundbar fühlte. Auch das lenkte den Zorn
der Götter auf sie.
    Sie durchwanderten ein Mosaik weiter Steppen- und Tundragebiete,
umgeben von einer flachen Hügellandschaft. Die Zweite Welt war kahl und
ausgedörrt. Denn stetig spannte sich der blaue Bogen über sie und ermöglichte
der Sonne ständigen Einlass. Der glühende, gelbe Ball reiste unaufhaltsam auf
seiner Bahn über das Himmelsrund und brannte erbarmungslos auf sie herab.
Tagelang quälten sie sich in gnadenloser Hitze über trockenes Land. Jeder
Schritt bedeutete bei der sengenden Sonne Überwindung und Qual. Und über ihnen
immer nur strahlend blauer Himmel.
    Saha konnte sich lebhaft vorstellen, warum die zweite Ebene den
blauen Teil der Regenbogen-Welt ausmachte. Blau war eine weibliche Farbe und
stand für das volle Tageslicht. Und in dieser Welt herrschte das Licht. Da gab
es keinen Zweifel. Es war unerträglich heiß. Die glühende Luft zitterte
förmlich über dem ausgetrockneten Land. Kein Wunder, wenn man hier
Halluzinationen bekommt und Götter sieht, dachte Saha grimmig.
    Entkräftet und todmüde fielen sie am Abend in den Schatten einer
säulenartigen Kaktee.
    „Habe ich einen Hunger”, jammerte Saha und streckte ihren
geschundenen Körper. Ihr knurrte zwar mörderisch der Magen, aber sie war nicht
in der Lage, nach Nahrung zu suchen. Sie war noch nie sehr arbeitsam gewesen.
Da würde sie lieber hungern.
    Shirkan rappelte sich zuerst auf. Mit dem sprichwörtlichen Fleiß
einer Ameise wühlte er mit einem Stock essbare Wurzeln aus dem Erdreich hervor.
Barb schnappte sich eine der bitterschmeckenden Knollen, biss hinein und

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