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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Sie waren
wendige, kleine und böse Männchen, die alle Tücken der Magie kannten und sie
auch anwandten. Seraphim gab Maiitsoh ein Zeichen. Der Große Wolf und seine
Freunde gesellten sich, so schnell es die Trolle erlaubten, auf Seraphims
Seite. Der sprach einige unverständliche Sätze mit seiner klaren, hellen Stimme
aus. Saha schloss sekundenlang die Augen. Es klang wie sphärischer
Sprechgesang.
    Das Ergebnis war verblüffend. Ein magnetisches Kraftfeld legte
sich wie eine unsichtbare Glocke über die Trolle. Sie schrien vor Zorn und
Enttäuschung auf. Ihre Angriffe, die kleinen Speere und magischen Blitze, die
sie auf ihre Opfer niederprasseln ließen, prallten unverrichteter Dinge von dem
Kraftfeld ab.
    Saha und ihre Freunde glitten in Seraphims Schutz den Baumstamm
herab. Die Trolle folgten wie ein kleines, kreischendes Heer, das noch nicht
eingesehen hatte, dass die Schlacht verloren war.
    Ishtar lachte. „Seht euch nur die kleinen Giftzwerge an.”
    Saha stimmte erleichtert in das Lachen ein. Sie fragte sich, was
geschehen wäre, wenn Astarte Seraphim nicht mitgeschickt hätte. Und atmete
erleichtert auf, dass sie dieser möglichen Gefahr durch die Hilfe, die ihnen
zuteil geworden war, entronnen waren.
    Sie verließen den Baum. Das Gezeter der Trolle schallte hinter
ihnen her.
     

     
    Azaa stand immer noch in der Nähe des ovalen Lochs. Saha hatte
beim Blick in das düstere Gesicht der Spinnen-Frau das Gefühl, als blicke diese
einer Höllenmacht entgegen, der sie bald geopfert würde. Und sie hatte die
untrügliche Befürchtung, damit gar nicht so falsch zu liegen.
    Seraphim schwebte neben Azaa zu Boden. Saha und ihre Freunde
versammelten sich um die beiden unterschiedlichen Wesen. Seraphim setzte
vorsichtig auf dem Wolkenboden auf und blickte Saha an. „Wer entzündet das
magische Harz?”, fragte er freundlich.
    Das war eine berechtigte Frage.
    Doch Saha wusste darauf keine Antwort. Als sie ihre Freunde,
einen nach dem anderen, anblickte, las sie in deren Augen, dass auch sie nicht
wussten, wie sie den Inhalt des Gefäßes in Brand setzten konnten.
    In Shashs Stirnlocke kam Bewegung auf und Tuc wühlte sich hervor.
Er glitt aus den Zottelpelzlocken des Bären, hüpfte an die Schale heran und
kramte in dem kleinen Beutel, den er wie einen Rucksack auf seinem Rücken trug.
Daraus beförderte er zwei unscheinbare Steine und rieb sie eifrig aneinander.
Das Sonnenlicht fiel darauf. Das Kind des Himmels hatte sie nicht vergessen.
    Funken stoben.
    Hervorgerufen durch die Reibung der Feuersteine.
    Die bunten Energiepartikel fielen in das Gefäß und setzten das
Harz erst zögerlich, dann züngelnder in Brand. Der Weihrauch stieg in
grauschimmernden Rauchsäulen auf und verbreitete einen süßlichen Duft, der Saha
schwindelig machte. Sie schloss die Augen und öffnete sie erst wieder, als
Uhuras Schrei ertönte.
    Seraphim hatte die Schale wieder ergriffen und schwang sich
flügelschlagend in die Nähe des Kreises der gefangenen Seelen. Der Amethyst
glühte inmitten der Weihrauchschwaden auf. Und dann begann auch er zu brennen.
Seine Energie verband sich mit der des Weihrauchs und stieg in langen Schwaden
aus der Schale auf. Dann breitete er sich wie ein Schleier über die gefangenen
Seelen aus, streifte und umarmte sie. Hüllte sie ein und gab ihnen wieder ihre
menschliche Gestalt. Stumm rissen sie Augen und Münder auf. Waren ein einziges
Bild der ewigen Qual.
    „Ich glaube, sie haben genug gebüßt”, sagte Barb.
    Saha und Ishtar nickten zustimmend.
    Seraphim flog immer noch seine ruhigen Kreise über die Gestalten,
die sich über den Rand des Lochs beugten. Je mehr Weihrauch sich auf sie legte
und je mehr Energie von dem Amethyst ausging, der immer mehr an Größe verlor,
umso mehr belebten sich die Gesichter, und endlich entfloh er aus ihren Kehlen
– ein einziger erlöster Schrei.
    Dann ging alles rasend schnell.
    Die Gestalten bäumten sich in einem grotesken Kreis auf und
verschwanden – einander an den Händen haltend – in dem dunklen Nichts des
Lochs. Im selben Moment löste sich die Schale in Seraphims Händen auf.
    Uhura schrie erneut. Dieses Mal eindeutig erleichtert. Doch dann
verschleierte sich ihr Blick und sie sah Azaa lange an. Die Spinnen-Frau nickte
ihr einige Male zu.
    Saha meinte ein leises „Leb wohl, Freundin” zu hören, und ehe sie
reagieren konnte, hatte sich Azaa wie durch Zauberhand in die Luft erhoben und
schwebte auf das Loch zu. Sie glitt an Seraphim vorbei, der wieder

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