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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Glück, dass Saha am liebsten geweint hätte.
    Er ließ seinen Rucksack-Beutel vom Rücken gleiten und wischte
sich mit der Hand über die Augen. Auch in ihnen schwammen verräterische Tränen.
„Es heißt nun Abschied nehmen. Ich werde in dieser Welt bleiben und einen neuen
Clan gründen. Ich danke euch!”, sagte er leise und ergriff scheu die Hand des
Käferweibchens.
     

     
    Lange hatten die beiden kleinen Käfer ihnen nachgewunken, als die
Freunde den Baumstamm ein zweites Mal hinaufkletterten. Saha verschwendete nur
einen verwunderten Gedanken daran, dass die Trolle sie plötzlich in Ruhe
ließen. Sie waren wohl für die kleinen Männchen uninteressant geworden, denn
der Heilige Amethyst hatte seine Macht verbraucht. Als dann endlich das Schloss
auftauchte, verabschiedete sich Seraphim von ihnen.
    „Ihr könnt jetzt alleine weiterklettern”, rief er ihnen zu. „Die
Baumkrone ragt bis in die Dritte Welt.”
    Sie folgten seinem Rat. Auch dem, erst im Zeichen des Mondes in
die Dritte Welt einzutauchen. Denn der Mond war nun einmal das magischste
Gestirn.
    Als sie die Spitze des Baumes erreichten, warteten sie. Erst bei
Einbruch der Nacht, als Maiitsohs Augen wie zwei Signalfeuer in der Dunkelheit leuchteten
und ein beeindruckendes Feuer helles Flammenhaar um das runde Gesicht des
Mondes legte, stiegen sie hinauf in die Dritte Welt.



DAS VERLORENE TAL
     
     
    Stumm blieben sie versunken in den Anblick des rosafarbenen
Himmels stehen und Saha nahm mit ehrfürchtigem Staunen wahr, dass ihre Seele
nun in einem Körper wohnte, der der ersten menschlichen Rasse sehr ähnlich sah.
Nur ihre Haut hatte noch festere Substanz und ihr Kopf glich einer perfekten
Symbiose zwischen ihrem alten Ich und dem, das in ihr erwuchs. Auch Ishtar und
Barb hatten sich weiter verwandelt. Aber sie schienen dem nicht so viel
Aufmerksamkeit zu schenken. Sie betrachteten nicht wie Saha ständig ihre neuen
Gliedmaßen, sie zollten der Schönheit dieser Welt, die darauf wartete, von ihnen
erforscht zu werden, mehr Interesse.
    Maiitsoh musste sie nicht mehr auffordern, weiterzugehen. Der
Wunsch, endlich mehr von der Dritten Welt zu sehen, trieb sie voran. Saha
brannte darauf, auch diese Welt zu erforschen – und das, was sie verbarg. Sie
schauderte. Die Zweite Welt hatte mehr als genug Unangenehmes für sie
bereitgehalten. Hatte Opfer gefordert. Was würde sie hier erwarten?
    Sie blickte suchend in die Ferne. Die Landschaft ähnelte der in
der Zweiten Welt, aber sie war wilder und unwegsamer. Farbenprächtiger und
gegensätzlicher. Zwei Flüsse schossen zischend durch ihre unebenen Flussbetten.
Ihr klares Wasser gurgelte über Klippen und Gestein. Getrieben von heftigen
Windböen. Übermütiges Wellenspiel umschmeichelte die Wasserpflanzen und trieb
kleine Wirbel auf die Oberfläche, auf der Mücken tanzten. Schillernde Fische
schwammen in großen Schwärmen durch die Wogen. Wie wendige Schlangenarme nahmen
die Flussbetten ihren Verlauf. Darüber der Himmel in einem zart pinkfarbenen
Bogen. Wolkenschleier zogen wie Silberfäden darüber. Gaben dem Ganzen etwas
zusätzlich Mystisches.
    Sie waren noch nicht in der Dritten Welt. Sahen aber das Element,
das sie dorthin führen sollte: Die Silberflüsse. Diese standen unter dem
Einfluss des Mondes, dessen Planetenmetall ihnen den Namen gab – und ihre
Farbe. Wie geschmolzenes Silber flossen sie dahin.
    Barb fühlte innere Anspannung in sich erwachsen. Das untrügliche
Gefühl, auf etwas Bedeutsames zuzugehen, befiel sie. Sie blickte Saha an. Ob es
der Freundin ebenso ging? Fühlte auch sie, dass die Dritte Welt der Schlüssel
zu ihrer gemeinsamen Vergangenheit war?
    Saha erwiderte zwar den Blick, doch in ihren Augen war deutlich
zu lesen, dass sie nicht mehr dasselbe fühlten. Das unsichtbare Band zwischen
ihnen war zerrissen. Seltsamerweise stimmte Barb diese Erkenntnis nicht
traurig, weil sie wusste, dass etwas Anderes zwischen ihnen geboren war.
    Ihre Gruppe war kleiner geworden. Doch Saha deutete es nicht als
kümmerlichen Rest. Sie sah jeden Einzelnen von ihnen als Chance einer neuen
Lebensform. Und wünschte, dass sie es gemeinsam bis in die Fünfte Welt
schafften.
    Doch so weit waren sie noch lange nicht. Sie mussten erst einmal
bis in die Dritte Welt.
    Sahas Blick schweifte wieder über die Flüsse. Alles um sie herum
sah friedlich aus. Aber irgendetwas sagte ihr, dass es eine trügerische Stille
war.
    Auch Kasur war das nicht entgangen. Sie bewegte sich geschmeidig
neben den

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