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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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entgegnete ich lachend. Mein Leben hier hatte sich in kurzer Zeit um Welten verbessert. So würden die verbleibenden Wochen im nu vorbeigehen, was mich gleich etwas wehmütig stimmte.
    Auch Morag sass im Herrensattel und trug einen ähnlichen Rock nur in einer etwas dezenteren Farbe. Scott liess sich den Ausritt ebenfalls nicht entgehen und als ich mich überzeugt hatte, dass Flora auf dem Wege der Besserung war, suchte ich mir ein passendes Ersatzpferd und ritt im Fünfergrüppchen Richtung See.
    „Heute keine Stunts, Gertrud. Wir wollen an unserem Hochzeitstag keine Verletzten.“ warnte Robert mich noch, hatte dabei aber ein verräterisches Glitzern in den Augen, dass ich spitzbübisch zurücklächeln musste.
    Dieser Ausritt war wie früher, als ich mit meinen Eltern unterwegs war. Ich vermisste sie in diesem Augenblick besonders, genoss aber die ungezwungene Gesellschaft der lustigen Schotten. In vergnügter Stimmung verabschiedeten wir uns schliesslich von Scott und Flora und suchten wieder unsere Räume auf.
    Inzwischen war im Wohnzimmer bei der gemütlichen Sitzecke ein kleiner Imbiss aufgedeckt worden. Auf einem Tablett standen neben einer Kanne dampfendem Tee eine Flasche Rotwein, ein Teller mit verschiedenen Früchten, eine Käseplatte und Brötchen, die noch warm waren. Das Essen war offenbar erst kürzlich gebracht worden.
    „Hat’s bei Euch drüben auch Essen?“ rief ich Morag und Grant zu.
    „Nein, wir holen unser Essen in der Küche oder essen unten mit den anderen Angestellten.“
    „Es hat aber so viel, das können wir zu zweit nie aufessen.“
    Fragend sah ich zu Robert, der nur mit den Schultern zuckte. Deine Entscheidung, wollte er mir damit wohl andeuten. Na, das hatte er sich selbst eingebrockt. Er war derjenige gewesen, der gesagt hatte, dass in seinem ‚Königreich‘ alles etwas anders laufe. „Ihr esst mit uns, jedenfalls hier drin, wo die anderen es nicht sehen können. Wir sind doch Freunde, oder?“ herausfordernd sah ich in die Runde. Da setzten si ch alle lachend hin und Morag deutete mir, dass ich zulangen sollte, solange die Männer uns nicht alles weggegessen hätten.
    „Da wird Scott sich ärgern, wenn ich ihm morgen erzähle, wie wir getafelt haben.“ meinte Grant kauend.
    „Warum, essen die Bediensteten nicht so gut?“
    „Bestimmt keine warmen Brötchen.“
    Schneller als ich gedacht hatte, war bis auf den letzten Krümel alles weggeputzt, ein Kompliment an die Küchenmannschaft.
    Schliesslich fing Grant herzhaft zu gähnen an, was meine Gedanken zurück zur Hochzeitsnacht brachte, die ich seit dem Blick auf das riesige Bett zu verdrängen versucht hatte.
    „Wie sieht die Schlafordnung für heute Nacht aus?“ fragte ich in die Runde und schlug testend mit der flachen Hand auf das fest gepolsterte Sofa. Zur Antwort sah Robert mich nur mit leicht geneigtem Kopf eindringlich an, als wolle er mich herausfordern. Würde ich durchhalten oder würde ich aus der Rolle fallen?
    Noch nie hatte ich einer Herausforderung widerstehen können. Ohne ein weiteres Wort erhob ich mich und schritt zu meinem Frisiertisch, wo ich anfing, die schön aufgesteckten Haare, die sogar meinen heutigen Ritt überlebt hatten, Klammer um Klammer zu lösen. Kurz darauf stellte Morag sich hinter mich und gemeinsam pflückten wir die halb verwelkten Blumen heraus und stellten sie in ein Wasserglas. Ich dachte nicht, dass sie sich erholen würden. Aber es freute mich, dass Morag sie nicht gleich wegschmiss. Sie waren etwas Besonderes.
    Als Robert an mir vorbei ins Schlafzimmer ging, zupfte er noch die letzte Blume aus meiner Lockenpracht, die inzwischen in gleichmässigen Wellen über meinen Rücken hingen, und steckte sie ein.
     
    ***
     
    Es tönte wie ein Pistolenschuss, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel.
    Nun waren wir allein – Robert, ich und das riesige uralte Bett. Wie viele Frischvermählte wohl schon darin gelegen hatten? Ob die anderen Bräute auch so unsicher gewesen waren? Was sollte ich tun? Als ich mich nicht von der Türe wegrührte kam Robert auf mich zu.
    „Komm her, Luvie. Hab keine Angst, Lassie. Ich werde nicht beissen. Ich tue nichts, was Du nicht willst.“
    Zärtlich nahm er mich in die Arme und küsste mich. Hatten die vorgängigen Küsse von ihm auch schon so gut geschmeckt? Davon könnte ich süchtig werden. Doch als seine Zungenspitze langsam meine Unterlippe entlangfuhr, schwebten meine letzten klaren Gedanken davon. Ein tiefer Seufzer entfuhr mir, was mein

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