Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
Vom Netzwerk:
bestimmt mit der Farbe des Bettvorhanges konkurrieren.
    Ich versuchte, uns beide von diesem dominanten Bett abzulenken: „Warum schlafen unsere Bediensteten denn bei uns?“
    „Das ist nicht unüblich, wenn man mehrere zusammenhängende Zimmer hat. so sind sie stets zur Stelle, wenn wir etwas benötigen.“ Bestimmt war es gut, sie direkt neben uns zu wissen. Dadurch würden wir wohl eher schlafen, als in innigem, peinlich lautem Liebesspiel–
    „Wollt Ihr noch einen Schlummertrunk?“ bot Morag an.
    „Müssen wir denn schon schlafen gehen? Ich hatte heute noch gar keine Zeit, nach Flora zu sehen und ich will unbedingt noch zu ihr, um mich zu vergewissern, wie es ihr heute geht.“
    „Als wir angekommen sind haben Scott und ich ihr nochmals eine neue Kompresse gemacht. Die Wunde scheint gut zu heilen.“ Es machte mich glücklich, dass Robert sich so herzlich um meine Stute kümmerte und ich fiel ihm dankbar um den Hals.
    „Ich will sie trotzdem sehen.“
    „Natürlich, lass uns etwas weniger heikle Kleider anziehen. Wenn Du möchtest, kannst Du gerne ein anderes Pferd ausleihen oder bei mir mit aufsitzen, damit wir noch kurz ausreiten können.“ Ein schöneres Hochzeitsgeschenk hätte er mir nicht machen können.
    Er hielt mich immer noch um die Taille und ich hatte meine Hände in seinem Nacken verschränkt und flüsterte ein leises Dankeschön. Meine Augen jedoch sagten etwas anderes, sie sagten was ich in diesem Moment fühlte: Ich liebe Dich.
    Nach ein paar Sekunden riss Robert verwirrt seinen Blick von mir los und sprach über die Schulter zu Morag und Grant: „Begleitet Ihr uns?“
    „Unsere Bediensteten reiten mit uns aus?“ fragte ich verwundert.
    „In Schottland ist so manches anders. Oder vielleicht ist auch nur in meiner Grafschaft alles anders. Dort jedoch bestimmt meine Familie über ein weites Gebiet. Bedienstete haben ihre Aufgaben, wie auch ein Earl die seinen hat, aber daneben dürfen wir ruhig befreundet sein und in dieser Form reiten wir in unserer Freizeit gerne zusammen aus. – Ist wohl etwas ungewohnt für Dich, nicht?“
    „Eine schöne Tradition. Ich denke, ich könnte dort glücklich werden, wo alle Menschen miteinander befreundet sind.“ erwiderte ich lächelnd.
    Als wir ins Umkleidezimmer zurückkehrten, hatten die Zofe und der Kammerdiener ihres Amtes gewaltet und uns passende Kleidung bereit gelegt. Mit einem Jauchzer steuerte ich auf meinen Rock zu – oder sollte ich sagen: Meinen Hosenrock?
    „Was ist das denn?“
    „Damit können Sie im Herrensattel reiten, my Lady.“
    „Schickt sich denn das?“
    „Ich habe Dir doch gesagt, Luvie, dass bei uns einiges etwas anders läuft. Frauen, die einen Herrensattel vorziehen, dürfen auch mit einem solchen reiten. Bei uns sind die Felder unendlich weit und wir reiten oft stundenlang. Wer bin ich denn, einer Frau den Herrensattel zu verwehren. Ich jedenfalls würde mich nie auf einen Damensattel setzen wollen.“ Bei Roberts Rede musste ich lachen.
    „Ja, das wäre ein Anblick, dann hättest Du vielleicht ähnliche Probleme wie ich neulich –“
    Über die bis zum Hals zugeknöpfte Bluse trug ich eine eng anliegende Jacke im selben Stoff wie der Hosenrock. Dieser war viel raffinierter gearbeitet als das Kleidungsstück für meine nächtlichen Ausritte, und ein ungeübtes Auge konnte ihn von einem normalen Rock nicht unterscheiden. Dazu erhielt ich sehr bequeme Reitstiefel die meinen privaten sehr ähnlich sahen. Fast hätten sie aus Leas Kleiderschrank stammen können. Ich fühlte mich erstmals hier rundum wohl.
     
    ***
     
    Die Feier war noch in vollem Gange, als wir zu den Stallungen hinüber schritten. Unbehelligt kamen wir in den Stall, wo wir von einem grossen Jüngling überschwänglich begrüsst wurden. Ich war etwas überrumpelt, als er mich hochhob und zur Begrüssung im Kreis drehte.
    „Hallo Zwerg!“ Diese echte Beleidigung tönte aus seinem Mund eher wie ein Kosename, weshalb ich es ihm nicht übel nahm. Zudem war er mindestens so gross wie Robert und ich musste daneben echt zwergenhaft wirken.
    „Benimm Dich, Scott. Du bist zwar ein Stallbursche mit Vorzugsbehandlung auf Freundschaftsbasis, aber etwas Respekt solltest Du Deiner Countess schon entgegenbringen!“
    Daraufhin machte besagter Scott einen formvollendeten Diener und lüftete dabei seinen braunen Filzhut.
    „Entschuldigen Sie Eure Hoheit. Gestatten dass ich mich vorstelle: Scott – Pferdeflüsterer.“
    „Angenehm, Herr Pferdeflüsterer“

Weitere Kostenlose Bücher