Regency Reality-Show
Blickfeld verlor und so überrascht aufblickte, als Robert jemanden begrüsste.
„Gertrud, das ist mein Kammerdiener Grant und dies hier ist Deine persönliche Zofe Morag. Ihre Mutter ist die Zofe meiner Mutter und es war klar, dass sie einmal die Zofe meiner Frau werden würde.“ Erwartungsvoll blickten mich alle an. Ob diesem Interesse an meiner Reaktion wurde ich richtig verlegen.
„Freut mich sehr. Ich bin Gertrud von und zu – nein, wie heiss ich jetzt, Robert?“
„Gertrud Wallace, Countess of Ayrshire”, sagte er stolz. “Wenn Dir das von-und-zu-Dings wichtig ist, kannst Du es hinten anhängen.“ fügte er hinzu. Ihm war es scheinbar lieber, ich benutzte nur meinen neuen Titel. Das war mir eh einerlei. Mein richtiger Name war ja sowieso Tobler, was mich wieder daran erinnerte: „Wie hast Du es eigentlich geschafft, so rasch einen Pastoren aufzutreiben? Kanntest Du Ferdinand Tobler von früher?“ Ich wollte Robert über diesen Mann ausfragen, ohne dabei aus der Rolle zu fallen. Er ging zum Glück darauf ein.
„Ich habe ihn vor wenigen Tagen auf dem Weg hierhin kennen gelernt. Von ihm gehört habe ich aber schon vor einer ganzen Weile.“ Die Sache wirkte auf mich immer mysteriöser. Es war schwierig. Gerne hätte ich Robert offen auf den Mann, der denselben Nachnamen wie ich trug, angesprochen. Aber das ging hier schlecht. Hier hiess ich schliesslich nicht Tobler. Ob es ein Zufall war? Aber irgendetwas an diesem Mann, und wie er mich eindringlich angesehen und gewarnt hatte, beschäftigte mich und waren klare Anzeichen, dass die Namensgleichheit kein purer Zufall war. Hier und jetzt konnte dieses Problem jedoch nicht gelöst werden. Meine Fragen mussten einige Wochen warten.
„Was machen wir jetzt“ riss ich mich selber aus meinen Gedanken und stellte die Frage an alle drei, die mich umstanden und musterten. Wie sie da so nebeneinander standen kamen mir die beiden Bediensteten irgendwie bekannt vor. Sie hatten so schöne blaue Augen, die ich bestimmt schon mal irgendwo gesehen hatte. Kannte ich sie – nein bestimmt nicht. Sie mussten bekannte Schauspieler sein, die ich schon einmal im Fernsehen gesehen hatte.
„Darf ich Sie mit den neuen Räumlichkeiten bekannt machen, Countess?“ forderte mich meine Zofe mit einem vollendeten Knicks, den ich bei Anna nie gesehen hatte, auf.
Ich freute mich auf ein Frauengespräch und hakte mich bei Morag unter, was diese mit einem bezaubernden Lächeln dotierte. Arm in Arm schritten wir durch den Raum, in dem eine gemütliche Sitzecke sowie ein Sekretär nebst Dekorationsartikeln die einzigen Möbel waren, direkt auf eine Seitentüre zu, die ich erst gar nicht bemerkt hatte.
„Das hier ist Euer privates Wohnzimmer und nun gehen wir in das Umkleidezimmer.“ Das Umkleidezimmer war noch grösser als das Wohnzimmer. In der linken wie in der rechten Ecke stand je ein schmales Bett. Ich war etwas enttäuscht über das kleine Bett, das eher einer Pritsche ähnelte, aber wenigstens hatte es zwei Betten und von Robert und mir würde nicht erwartet, dass wir unter dieselbe Decke schlüpften.
In der Mitte des Raumes stand eine riesige Wanne, die war viel grösser war als meine, in der ich in den letzten Tagen gebadet hatte. Hier hätten gut zwei Personen gleichzeitig Platz darin. Mir taten jetzt schon die Bediensteten leid, die dieses Monsterding mit Wasser auffüllen mussten. An der rechten wie der linken Wand entlang verliefen lange Wandschränke und hinter uns war ein Traum für jede Frau: Der ultimative Schuhschrank. Hier konnte man gut und gerne hundert Paar Schuhe nebeneinander aufreihen. Der abgetrennte Bereich mit dem Nachttopf durfte natürlich auch nicht fehlen. Zwischen den beiden grossen Fenstern befand sich ein bodenlanger Spiegel und ein kleiner Frisiertisch mit zwei Stühlen ergänzte die Ausstattung.
„Ein schönes Zimmer“ murmelte ich und steuerte eine der Pritschen an.
„Das ist mein Bett“, kommentierte Grant. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Männer hinter uns den Raum betreten hatten.
„Und das andere ist meins.“ beantwortete Morag meinen fragenden Blick.
„Wo schlafen wir denn?“ wandte ich mich an Robert.
„Hier entlang, Luvie.“
Am Ellenbogen steuerte er mich quer durch den Raum zur gegenüberliegenden Türe. Diese führte uns in unser Schlafgemach, in dem ausser einem riesigen Bett mit einem dunkelroten Baldachin kaum Möbel standen. Hier würden wir also schlafen müssen – zusammen. Meine Gesichtsfarbe konnte
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