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Regency Reality-Show

Regency Reality-Show

Titel: Regency Reality-Show Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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unheimlich viel Arbeit in Ayrshire. Es wäre besser, wenn wir umgehend heimkehren.“
    „Ich weiss nicht – ich kann nicht – ich“, unsicher verstummte ich.
    Robert hob mich in seine Arme und als die anderen aufstanden schüttelte er nur den Kopf, trug mich ins Schlafzimmer und schloss die Türe hinter uns.
     
    ***
     
    Etwas war anders mit ihm. Er verhielt sich irgendwie komisch. Er sah mich auch ganz merkwürdig an. Mit wenigen Schritten stand er Mitten im Zimmer und setzte mich aufs Bett. Ich atmete tief durch und setzte zu einer Frage an. Da hob er einen Finger und sah mich Einhalt gebietend an, schritt zum nächsten Fenster, das er weit aufriss, hinauslehnte und einen lauten Schrei ausstiess, der an ein gequältes Tier erinnerte. Etwas eingeschüchtert und völlig durcheinander sah ich ihm zu.
    Seine Schultern spannten sich, als ob er tief einatmete und sich für das Kommende wappnete. Dann schloss er das Fenster, drehte sich zu mir um, hob mich hoch und setzte sich auf die Bettkante, mit mir in seinen Armen. Er hielt mich so fest, dass ich kaum Luft bekam. Als ihm bewusst wurde, wie flach ich atmete, lockerte er seinen Griff und strich mir mit langsamen Bewegungen über den Rücken. Es wirkte beruhigend auf uns beide. Ob Flora sich wohl so ähnlich fühlte, wenn ich ihr den Rücken striegelte?
    „Du hättest sterben können“, brach er schliesslich flüsternd das Schweigen.
    Wirklich? Benahm er sich so komisch, weil er sich unendlich grosse Sorgen um mich machte?
    „Magst Du mich ein Bisschen, ich meine so richtig, richtig?“ Wie konnte ich fragen, ob er Lea mochte, oder ob alles nur gespielt war, ohne aus der Rolle zu fallen?
    Er schien meine Frage zu verstehen und seine Antwort sorgfältig abzuwägen. Lange sah er mir tief in die Augen, als suche er dort etwas. Ob er es gefunden hatte? Statt einer Antwort beugte er sich vor und küsste mich. Und dieser Kuss war anders, als alle, die wir bisher geteilt hatten. Nichts war von der romantischen Zärtlichkeit geblieben. Dieser Kuss war fordernd, fast schmerzhaft und innig wie kein anderer. Als mir vom Sauerstoffmangel schummrig wurde, löste er sich und schien ebenso schwer zu atmen wie ich. Beide rangen wir um Fassung. Langsam strich er mit einer Hand wieder über meinen Rücken und meine Atmung normalisierte sich zusehends.
    Es war Zeit, dass ich mich dem offensichtlichen Problem stellte: „Denkst Du, dass ich in Gefahr bin, dass die Unfälle kein Zufall sind?“
    „Für zwei davon haben wir einen Beweis, die anderen – ich weiss nicht, ausser die Szene am See war eigentlich alles ganz harmlos und da wäre Dir auch nichts passiert, wenn Du Dich nicht wie eine Irre an die Fischerrute geklammert hättest.“
    „Ich möchte unbedingt hier bleiben. Meinst Du, dass dies leichtsinnig von mir ist?“
    Lange erhielt ich keine Antwort. Er setzte mich auf dem Bett ab und ging ans Fenster, um hinauszusehen. Mit dem Rücken zu mir fing er schliesslich verhalten zu reden an, als ob ihn die Worte seine ganze Kraft kosteten.
    „Diese Hausparty ist für Dich sehr wichtig, das ist mir klar. Deshalb verstehe ich, wenn Du die Entscheidung, mit mir nach Ayrshire zu fahren nicht leichtfertig fällen kannst. Ich sorge mich um Dein Wohlergehen, deshalb möchte ich am liebsten gleich abreisen, aber ich kann und will Dich nicht dazu zwingen – es muss Deine Entscheidung sein. Sei aber versichert, wie auch immer Du Dich entscheidest, ich stehe voll hinter Dir, hier und danach, es wird Dir nie an etwas mangeln.“ Damit drehte er sich um und sah mich eindringlich an, wohl um zu sehen, ob seine leicht verschleierten Worte bei mir richtig angekommen waren. Aber wie konnten sie? Was hatte er damit gemeint, dass mir nie an etwas mangelt? Hatte er im Sinn, mich finanziell zu unterstützen, sollte ich frühzeitig aussteigen und dem Sender die saftige Busse bezahlen? Sollte er tatsächlich ein solches Angebot unterbreitet haben, könnte ich unmöglich darauf eingehen. Ich kannte ihn ja überhaupt nicht. Nicht einmal seinen richtigen Namen war mir bekannt und was wusste er von mir?
    Nein, ich durfte mich einzig und alleine auf mich verlassen und ich konnte mir einen frühzeitigen Abgang nicht leisten.
    „Ich bleibe.“
    Schweigend verliess er den Raum und liess mich grübelnd zurück.
     
    ***
     
    Am Abend waren wir endlich wieder einmal unten bei den Gästen. Beim Aperitif steuerte Robert uns zielstrebig auf Lord Milford zu und mir wurde gleich klar, warum er das Gespräch mit

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